Podcast-Award
Verena Seidl und Uli Marinschek von Herzenssache im Interview

Der Fürstenfelderin Verena Seidl (l.) und der Oberwölzerin Uli Marinschek gelang mit ihrem Podcast "Herzenssache" heuer der Sprung in die Top Ten der Österreichischen Podcasts. | Foto: Jeitler
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Die Fürstenfelderin Verena Seidl und die Oberwölzerin Uli Marinschek erreichten mit ihrem gerade einmal drei Jahre alten Podcast "Herzenssache" bei den Ö3 Podcast Awards 2024 unter über 1.300 Nominierungen den sensationellen neunten Platz. MeinBezirk traf das kongeniale Duo auf einem sonnengefluteten Fürstenfelder Hauptlatz zu einem Gespräch über's Stimme erheben, eigene mentale Blockaden überwinden und frittierte Sonnenstrahlen.

FÜRSTENFELD/ OBERWÖLZ. Schon bei ihrem ersten, denkwürdigen Zusammentreffen im Jahr 2019 hat es bei Verena Seidl und Uli Marinschek geklickt. Bereits zehn Minuten vor Beginn eines Seminars der Ausbildung zur Diplomierten Mentaltrainerin in Graz saß Verena perfekt vorbereitet und startklar an ihrem Tisch - die farbenfrohen Textmarker lagen ordentlich in Reih' und Glied neben ihrem Schreibblock bereit.

Zehn Minuten nach Seminarstart kam dann ein Wirbelwind namens Uli mit knallroten Lippen und Kaffeebecher in der Hand in den Raum und entschuldigte sich merklich peinlich berührt für ihr Zuspätkommen. Glücklicherweise war noch ein Sitzplatz neben Verena frei - und der Rest wurde zu einer Erfolgsgeschichte.

2021 drückten die beiden in Ulis Küche zum ersten Mal auf den Aufnahmeknopf ihres Mikrofons. Drei Jahre und mehr als 50 Folgen ihres Podcasts "Herzenssache", der sich vor allem dem female Empowerment widmet, erreichten sie beim diesjährigen Ö3 Podcast Award unter 1300 Nominierungen den sensationellen neunten Platz.

MeinBezirk.at traf die beiden Stimmen hinter dem "Herzenssachen" Podcast auf dem Fürstenfelder Hauptplatz zum Interview. | Foto: Jeitler
  • MeinBezirk.at traf die beiden Stimmen hinter dem "Herzenssachen" Podcast auf dem Fürstenfelder Hauptplatz zum Interview.
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Das Interview

Bei einem launigen Kaffee am Fürstenfelder Hauptplatz erzählten die 27jährige Versicherungskauffrau und Marketerin Verena Seidl und das 35 Jahre alte, quirlige Gasthauskind und spätere Hotellerie- und Gastrononiemanagerin Uli Marinschek von ihren ganz persönlichen Herzenssachen.

  • In eurem Podcast ist „female Empowerment“ ein zentrales Thema: Was hat euch dazu empowert, diesen Podcast zu starten  und welche Hürden - vielleicht auch eigene mentale Hürden - musstet ihr dafür überwinden?

Verena Seidl: Bei mir war es persönliches Interesse, dass ich die Ausbildung begonnen habe. Ich habe mich schon immer für das Thema  „Persönlichkeit“ interessiert und für die Frage „Wer bin ich als Mensch? Was macht mich aus?“.

Es fasziniert mich einfach, wenn man mit seinem Geist an Grenzen stößt und dann schauen kann: „Ok, was gäbe es da noch mehr?“ Es ist mir wichtig, Dinge zu tun, die Spaß machen und hinter denen man einen Sinn sieht. Da geht mein Herz auf und das war auch der Hauptgrund, dass ich die Ausbildung gestartet habe.

Was den Podcast betrifft, war es schon immer ein Traum von mir, so etwas zu starten. Da hat es dann gut gepasst, dass wir beide die gleiche Idee hatten.

Was für mich eine große Überwindung war, war das Bewusstsein: Ok, jetzt hören mich die Leute, jetzt sehen sie mich und jetzt wissen sie, was meine Meinung ist. Dieses Bewusstsein hat mich schon eine große Überwindung gekostet. Andererseits war das für mich aber einfach ein Zeichen, dass da besonders viel von meinem Herzblut drinsteckt.

Uli Marinschek: Meine Mama hat mich schon immer mit Persönlichkeitsentwicklung erzogen, ich bin damit aufgewachsen. Deshalb habe ich schon immer gewusst: da gibt es noch mehr, wo man über den Tellerrand schauen muss.

Und da meine Mama alleinerziehend war, seit ich zirka fünf war, habe ich ihre Kämpfe und Probleme mitbekommen. Ich habe gesehen, was dir als Frau gespiegelt wird, wenn du dich alleine um alles kümmern musst; und auch generell, wie die Aufgaben verteilt sind, womit Frauen sich beschäftigen - sich sogar beschäftigen müssen.

Dadurch, dass ich mit diesen Themen auf- und mitgewachsen bin, habe ich fast das Gefühl, ich bin für das Thema „female empowerment“ geboren. Ich will einfach dafür einstehen und meine Stimme dafür erheben, hinzuschauen, wo Missstände und das Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft liegen. 

Gerade wenn man ländlich aufwächst, hat man viele Glaubenssätze in sich, was man als Frau zu tun, zu sagen und zu sein hat. Das alles entwickelt sich zwar gerade in eine viel freiere Richtung, wofür ich auch sehr dankbar bin. Trotzdem denke ich, dass man als Frau in der heutigen Zeit nicht nicht hinschauen darf.

Unter 1300 Nominierungen gab es für das "Herzenssachen" Duo beim diesjährigen Ö3 Podcast Award den sagenhaften 9. Platz - und das nach grade drei Jahren "on air". | Foto: Jeitler
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  • Welche kulturell bedingten Glaubenssätze habt ihr - trotz eurer Erziehung - in euch entdeckt?

Verena:  Da gibt es einiges. Ich denke, es ist generell so ein Frauenthema, dass man immer „das brave Mädel“ sein will und immer alles gut machen will. Dann gibt es auch die Bedenken, nicht gut genug zu sein. Das wollte ich einerseits für mich selber loslassen, andererseits will ich das Thema aber auch in die Welt hinaustragen.

Es geht mir darum, ein Bewusstsein zu schaffen für dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein, dieses Sich-selber-klein-Machen, Dinge nicht umzusetzen, obwohl man ganz genau weiß, dass man sie will.

Mir ist es wichtig, dass man Dinge, die einem am Herzen liegen, einfach trotzdem anpackt und dass man es schafft, den eigenen Zweifeln zu begegnen und gleichzeitig trotzdem loszugehen.

Uli: Bei mir ist es komplett umgekehrt. Ich dachte mir immer: Ich will gesehen werden, ich will laut sein, ich will laut sein dürfen. Ich will präsent sein und eine Meinung haben dürfen.

Natürlich habe ich auch viele dieser weiblichen Glaubenssätze mitbekommen, aber ich habe das immer hinterfragt und mich gefragt: Warum werde ich nicht ernst genommen? Warum wird jemand anders behandelt als ich? Warum muss ich mich an ein bestimmtes Muster anpassen, um etwas wert zu sein?

Gerade auch als extrovertierte, laute Frau eckt man extrem oft an Stereotypen an und das hat mich immer in einem guten Sinn wütend gemacht und mich dazu bewogen, meine Stimme zu erheben.

Es ist ja schon so, dass gerade am Land Männer anders behandelt werden - und das von kleinauf. Und ich habe einfach nie verstanden, warum. Natürlich muss man gegen soetwas ankämpfen. Natürlich muss man hinschauen, und sich Dinge auch sagen trauen und eben nicht einfach mitmachen, weil: geht es uns gut damit? Ich glaube, das ist die grundsätzliche Frage, die wir uns stellen müssen. Mich feuert das an, weil ich meine Stimme nutzten will, genau für diese Fragen.

Ein kongeniales Duo seit ihren Anfängen: Verena Seidl (l.) und Uli Marinschek (r.) | Foto: Jeitler
  • Ein kongeniales Duo seit ihren Anfängen: Verena Seidl (l.) und Uli Marinschek (r.)
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  • Was ist eure Herzenssache, euer Herzensanliegen?

Verena: Dass man sich immer fragt: Was will ich machen? Wir haben eine begrenzte Zeit hier und es ist für mich einfach zu schade, etwas zu tun, wofür man innerlich nicht brennt. Genau dafür will ich losgehen.

Uli: Bei mir ist es das Wachrütteln, Menschen zum Hinterfragen zu bringen, damit sie sich mehr trauen. Mir ist es wichtig, dass wir alle gleich viel oder gleich wenig sein dürfen. Das treibt mich an: Dass wir alle gleich viel wert sind, egal wo wir herkommen, wie wir aussehen oder was wir tun; und, dass wir nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander.  Deshalb habe ich mir auch „Liebe“ tätowieren lassen...

  • ...und Pommes.

Uli: (lacht) Ja, Pommes sind mein "soul food." Ich bin ein Gasthauskind und bin in einem Gasthaus in Oberwölz aufgewachsen. Ich sage immer, Frittierfett war mein erstes Parfum. So wurde bei bei mir die Pommes-Liebe entfacht und sie wecken bei mir bis heute so ein heimeliges Gefühl, das  mein Herz erwärmt.

Das macht Essen ja generell. Es verbindet Menschen. Man kann gemeinsam am Tisch über Dinge reden, bei denen man sich nicht einig sein muss. Aber man spricht einfach miteinander. Das Essen macht einfach die Seele und das Herz auf. 

Liebevoll nennt Uli Marinschek ihr "Seelenessen" auch "frittierte Sonnenstrahlen". | Foto: unsplash/ joyce panda
  • Liebevoll nennt Uli Marinschek ihr "Seelenessen" auch "frittierte Sonnenstrahlen".
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  • Jetzt geht's um eure "Babies": Stellt euch vor, ihr seid an eurem Lebensabend und ihr dürftet eurer Nachwelt nur eine einzige Podcastfolge hinterlassen: Welche wäre das?

Verena: Ok, das ist wirklich schwierig: Ich denke die zweite Folge von uns über Selbstliebe, Selbstsicherheit und den vielen anderen "Selbsten". Für mich ist das die Basis für ein gutes Leben. 

Wir Menschen brauchen es einfach, zu wissen, wer wir sind, was uns ausmacht und was uns wichtig ist. Denn nur so können wir Entscheidungen treffen, die uns entsprechen und uns davor bewahren, erst nach vielen Jahren draufzukommen, dass wir eigentlich in eine komplett falsche Richtung gelaufen sind.

Uli:  Von den Folgen, in denen nur wir beide reden, ist es für mich auch diese zweite Folge. Aber bei den Interviews ist es unglaublich schwer, eines herauszupicken. Es sind einfach so viele unterschiedliche Geschichten und jede davon ist wie ein ganz eigenes, wundervolles, beeindruckendes Universum.

Verena: Im Grunde hätte jede Folge etwas und das Beste wäre es, aus jeder einfach so ein Schnippsel zu nehmen, das die Essenz der Geschichte zeigt, um daraus dann eine eigene Folge zu machen.

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