Soroptimists Fürstenfeld
Volle Mädchenpower gegen alte Klischees
In einer Zeit, in der konservative Denkmuster wieder aufleben und stereotype Rollenbilder in sozialen Medien verstärkt präsent sind - Stichwort "Stay at home girlfriend"- hinterfragten die Soroptimistinnen aus Fürstenfeld gemeinsam mit Schülerinnen des BG/BRG Fürstenfeld und der FS St. Martin in Hartberg gängige Frauenklischees.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. „Sei besonders!“ „Sei anders!“ „Lass dich nicht unterkriegen!“ Diese Sätze schallten am Ende eines Workshops der Fürstenfelder Soroptimistinnen aus den Reihen der Schülerinnen der dritten Klassen an der Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft St. Martin in Hartberg als Antwort auf die Frage, was sie von diesem Vormittag für sich selbst mitnehmen werden. „Dass ich immer meine Ziele haben und mich darauf freuen werde“, erklärte eine weitere, der zwischen 16- und 17-jährigen jungen Frauen mit sichtbarem Strahlen im Gesicht.
Von wegen naturgegeben
Ziel der Workshops, welche an der Hartberger FSB St. Martin und am Fürstenfelder BG/BRG in der Woche des Weltfrauentages abgehalten wurden, ist es, „Mädchen bewusst zu machen, dass die Frauenrolle keine vorgegebene, sondern eine gesellschaftlich geprägte Rolle ist“, wie die Vortragende Andrea Maurer, ihres Zeichens Unternehmensberaterin und akademische Frauenforscherin und Erwachsenenbildnerin erklärte.
Für die Soroptimistinnen, die sich ehrenamtlich für ein selbstbestimmtes Leben für alle Mädchen und Frauen einsetzen, ist es von zentraler Bedeutung, junge Mädchen frühzeitig für die Herausforderungen und Klischees in Bezug auf Geschlechterrollen zu sensibilisieren.
Es braucht Mut
Von der Berufswahl über die Aufteilung von unbezahlter Hausarbeit in einer Partnerschaft, die Entscheidung für oder gegen eigene Kinder, bis zur Fähigkeit selbstsicher die eigenen Ziele zu verfolgen biete das „klassische“ Frauenbild ein Füllhorn an Stereotypen und Erwartungshaltungen die letztendlich immer zum gleichen Ergebnis führen, nämlich der finanzielle Abhängigkeit von Frauen von ihren Partnern und einem nicht als zufriedenstellend erlebten, weil großteils fremdbestimmten, Leben.
Diese alten Rollenvorstellungen zu durchbrechen, verlange Mut und auch Gewusst-wie, besonders im Hinblick auf das eigene Auftreten. Auch dieses vermittelt der Workshop an die jungen Frauen, denn früher oder später wird jede mit den klischeehaften Erwartungen konfrontiert, so Maurer.
Der ultimative Wachrüttler
Spätestens mit der Geburt des ersten Kindes sind dann auch allfällige Unterschiede in der sozialen Herkunft ausgeglichen: „Wenn man zum Beispiel in einem Umfeld ist, wo die Mädchen erleben, dass die Mutter 80 Prozent der unbezahlten Arbeit mach und der Mann vielleicht 20 Prozent, dann kommen die Kinder schon früher mit diesem Rollenbild in Kontakt. In einem bürgerlichen Haushalt teilt sich das nicht mehr so stark, oder es wird vieles ausgelagert – durch Haushaltshilfen, Essen gehen, Essen bestellen usw. In diesen Haushalten schlägt das Frauenrollenbild am stärksten ein, wenn die Frauen Kinder bekommen.“
Auch für Mauerer persönlich war dieser Zeitpunkt der größte Wachrüttler: „Es wird ja klassisch monatelang im Vorfeld der Geburt über den Namen des Kindes diskutiert, aber nicht darüber, wie wir uns die Arbeit danach aufteilen wollen. In diese Falle bin ich auch gegangen“, beschreibt sie.
Backlash verhindern
In einer Zeit, in der konservative Denkmuster wieder aufleben und stereotype Rollenbilder in sozialen Medien verstärkt präsent sind, sei die Arbeit von Initiativen wie den Soroptimisten, die Frauen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen wollen, von entscheidender Bedeutung.
Man denke etwa an Tik-Tok-Trends wie das „Stay at Home Girlfriend“, zu deutsch lose etwa die „Hausfrau-Freundin“, in dem propagiert wird, wie junge Frauen für ihre Freunde zuhause bleiben und den gesamten Haushalt unentgeltlich schmeißen, ohne ein eigenes Einkommen zu haben. Angesichts derartiger, aktueller Gegenbewegungen zu den Fortschritten der vergangenen 100 Jahre sei es nur umso wichtiger, Geschlechterrollen zu überdenken und jungen Frauen die Werkzeuge zu geben, die sie brauchen, um erfolgreich und selbstbestimmt leben zu können.
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