Weltfrauentag
Der Gender Pain Gap - Frauengesundheit im Fokus
Der Weltfrauentag wird am 8. März begangen. Neben dem Feiern, was die Frauenbewegung bisher erreicht hat, soll zugleich der Blick auf immer noch bestehende Ungleichbehandlungen gelenkt werden und ermutigt werden, sich für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Bekannt ist der Gender Pay Gap, also die Einkommensschere zwischen Mann und Frau: Der vor Kurzem am 14. Februar erst begangene Equal Pay Day zeigt auf, dass noch immer etliche Frauen bei gleicher Arbeit schlechter bezahlt werden.
Weniger bekannt ist die gesundheitliche Ungleichbehandlung. Mit dem Schlagwort Gender Pain Gap wird erfasst, dass Frauen mit ihren gesundheitlichen Anliegenweniger beachtet und ernst genommen werden. Traditionell ist die Medizin von Medikamententests über Diagnosen bis zu Dosierungsempfehlungen männlich ausgerichtet.
Erst in den letzten Jahren wurde zunehmend ein Thema, dass etwa Herzinfarkte bei Frauen eine deutlich andere Symptomatik aufweisen als bei Männern. Gilt ein ausstrahlendes Schmerzgefühl im Brustbereich als das klassische Zeichen für einen Herzinfarkt, so finden sich bei Frauen eher verschiedene nicht so eindeutige Symptome wie ein Engegefühl im Brustbereich verbunden mit Bauchschmerzen, Müdigkeit und Atemnot. Darum werden Herzinfarkte bei Frauen weniger leicht erkannt als bei Männern.
Weibliche Schmerzen
Extrem heruntergespielt werden vor allem Schmerzen und Krankheiten, die rein weiblich sind. Oft tabuisiert – wie Regelschmerzen, Schmerzen bei der Geburt oder beim Entfernen der Spirale – werden sie gerne als "normal" abgetan. Doch können sie im Alltag belasten. Besonders gefährlich sind Schmerzen infolge einer unerkannten Erkrankung. Neben verbesserter Aufklärung braucht es auch eine gute medizinische Versorgung.
„In der Beratung erleben wir immer wieder, dass es Frauen im Bezirk nicht gelingt, einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin zu finden. Für Frauen mit geringem Einkommen, die sich keinen Wahlarzt oder keine Wahlärztin leisten können, ist es im Bezirk derzeit gar unmöglich. Gerade diese Frauen sind jedoch wenig mobil, weil sie häufig kein eigenes Auto haben. Sie können nicht einfach in einen anderen Bezirk ausweichen! Wir wissen von mehreren Frauen, die deswegen notwendige Untersuchungen aufgeschoben oder nicht gemacht haben.“ erklärt Birgit Olbrich von der Frauen- und Mädchenberatungsstelle Hartberg-Fürstenfeld einen bedenklichen Trend.
Hervorzuheben ist Endometriose, eine krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle. Schmerzen, die bis zur Ohnmacht führen können, psychische Belastung und viele Arzttermine – aber keine Diagnose, so sieht oft der Alltag von Betroffenen aus. Doch handelt es sich um eine der häufigsten weiblichen Unterleibserkrankungen im reproduktiven Alter – laut Schätzungen ist jede Zehnte betroffen – und eine Ursache für Unfruchtbarkeit. In Österreich gibt es jährlich etwa 4.000 Neuerkrankungen. Je länger die Krankheit unentdeckt bleibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Frauen keine Kinder mehr bekommen können. Tatsächlich dauert es im Durchschnitt mehrere Jahre, bis die Krankheit überhaupt diagnostiziert wird.
Endometriose-Filmvorführung
Die Frauen- und Mädchenberatung Hartberg-Fürstenfeld zeigt im Rahmen ihres Frauengesundheitsschwerpunktes am 11. März um 18 Uhr im Maxoom in Hartberg in Kooperation mit dem Dachverband der steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen und dem Gesundheitsfonds Steiermark den Dokumentarfilm "Nicht die Regel". Dieser vermittelt nicht nur Wissen über Endometriose, sondern gibt auch einen authentischen Einblick in die Lebensrealität von Betroffenen, die von Beschwerden, langen Diagnosewegen, Therapien und Operationen berichten.
Im Anschluss an die Vorführung findet eine Podiumsdiskussion statt mit regionalen Expertinnen aus dem Feld der Medizin (Gynäkologie und Allgemeinmedizin), Physiotherapie und Selbsthilfe über Behandlungsmöglichkeiten, Therapien und den Alltag mit der Erkrankung. Teilnehmen werden: Michaela Allmer-Wels (Gynäkologin), Esther Brossmann-Handler (Sozialarbeiterin, FMB Hartberg-Fürstenfeld), Reingard Glehr (Allgemeinmedizinerin), Michaela Jancarova (Betroffene, Selbsthilfe Steiermark), Katharina Weber (Physiotherapeutin), Monika Wölfler (Endometriosespezialambulanz LKH Graz). Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit zum Austausch im kleinen Rahmen.
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