Hartberg
Integrationsverein Omega muss seine Aktivitäten einstellen

Bei Veranstaltungen des Vereins Omega ging es um mehr als reine Sprachvermittlung, auch das Zwischenmenschliche zählte – wie hier beim gemeinsamen Picknick.  | Foto: Verein Omega
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Ende letzten Jahres musste der Grazer Verein Omega schließen. Das betrifft auch den Hartberger Standort.

HARTBERG. Sadika Morić blickt wehmütig zurück: Knappe 15 Jahre hat der Hartberger Standort des Grazer Vereins Omega - Transkulturelles Zentrum für psychische und physische Gesundheit und Integration ihr berufliches Leben bestimmt, war darüber hinaus aber noch viel mehr eine Leidenschaft, ein Anliegen. Hat sich der Grazer Verein auf Gesundheitsfragen spezialisiert, so war das Markenzeichen des Hartberger Ablegers die Sprachkompetenz

"Die Fokussierung auf Sprachförderung und Bildung legte den Grundstein für Integration. Der Zugang zu Ausbildung und Arbeit ist entscheidend für die langfristige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben", so Morić.

Sadika Morić, die Leiterin des Hartberger Vereins Omega, bei einer Veranstaltung. | Foto: Morić
  • Sadika Morić, die Leiterin des Hartberger Vereins Omega, bei einer Veranstaltung.
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Begeistert erzählt sie von unzähligen Beispielen von vor allem weiblichen Migrantinnen, die durch Omega nicht nur Zugang zur Sprache ihres Gastlandes, sondern auch zur Kultur, zum Arbeitsmarkt, zu Gleichgesinnten, nicht zuletzt oft zu Freunden gefunden hatten.

Interkulturelle Kompetenz

"Das war neben dem, wenn jemand einen Job  über unsere Vermittlung gefunden hat, mit das Schönste: wenn die Menschen sich geöffnet haben, nicht mehr unruhig waren, quasi innerlich angekommen sind und dann auch Freundschaften schließen konnten", erinnert sich Morić zurück. Es fallen Begriffe wie  Ambiguitätstoleranz, also mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen ertragen zu können und interkulturelle Kompetenz - die Morić definiert als Fähigkeit, einer anderen Person aus einem anderen Kulturkreis vorurteilsfrei und neutral zu begegnen, d.h. weder abwertend noch mit einem übertriebenen Helferkomplex, "einfach als Mensch".

Beim Stadtrundgang vorm Hartberger Karner.  | Foto: Verein Omega
  • Beim Stadtrundgang vorm Hartberger Karner.
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Mit dem transkulturellen Team, das Morić beschäftigte, hatte sie zudem viel Hintergrundwissen versammelt, das half, die Situation der Migranten zu verstehen: "Ich selbst kam ja aus Bosnien und Herzegowina hierher und habe mich hochgearbeitet und kenne von daher die Probleme wie zum Beispiel mit einer winzigen Wohnung und keinem Geld", so Morić. Im Laufe der Zeit waren so im Verein über 2000 Personen aus 71 Nationen in den Kursen, täglich waren um die 50 Personen im Haus. 
Das alles ist nun Vergangenheit.  

Interkulturelle Buffets gab es bei fast jeder Veranstaltung. Dazu trugen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeweils landestypische Speisen bei.  | Foto: Verein Omega
  • Interkulturelle Buffets gab es bei fast jeder Veranstaltung. Dazu trugen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeweils landestypische Speisen bei.
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AMS auf der Suche nach einem neuen Träger

Mit der endgültigen Abwicklung des Grazer Trägervereins ist auch der Hartberger Verein seit Ende Dezember Geschichte, die bereits begonnen Kurse wurden mit 22. 12. gestoppt - allerdings dank einer Übernahme von "Jugend am Werk" können sie mit den gleichen Trainerinnen über das AMS zu Anfang diesen Jahres wie geplant zu Ende laufen.
Nicht nur vereinsintern trifft das unerwartete Aus - Morić und ihr Team erfuhren gerade mal eine Woche vorher, dass es nach Jahresende nicht weitergehe - auch das AMS, das alle Hartberger Omega-Projekte finanzierte und eng mit dem Verein zusammenarbeitete, trifft diese Pleite unerwartet.

"Wir waren komplett überrascht, denn die Hartberger Kurse waren durch uns voll ausfinanziert und seit fast 14 Jahren hatten wir im Verein Omega einen guten Kooperationspartner, der für uns verschiedenste Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie das Projekt Einleben und diverse Sprachkurse und Vorbereitungskurse für verschiedene Sektren wie den Gesundheits- oder den technischen Bereich durchführte", so Herwig Matejka, stellvertretender AMS-Geschäftsstellenleiter von Hartberg-Fürstenfeld.

Gerne erinnert er sich an "Sadika und ihr Team, und deren Engagement und ihre Hartnäckigkeit, mit der sie sich für ihr Klientel einsetzte" und lobt das große Netzwerk, das Morić über die Jahre aufbaute und mit dem sie viel für ihre Migranten und Migrantinnen erreichte. Nichtsdestotrotz muss es auch im AMS weitergehen, der Bedarf ist da, auch für das Jahr 2024 waren etliche Kurse geplant.

Es gab auch Sprachkurse, die auf spezielle Berufsbilder vorbereiteten. Im Bild ein Kurs für künftige Pflegeberufe. | Foto: Verein Omega
  • Es gab auch Sprachkurse, die auf spezielle Berufsbilder vorbereiteten. Im Bild ein Kurs für künftige Pflegeberufe.
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Nun ist das AMS auf der Suche nach einem anderen Träger bzw. einer anderen Bildungseinrichtung, die die Kurse für die Region übernimmt. Matejka ist zuversichtlich, dass sich im Laufe der kommenden Wochen eine Lösung ergibt.

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