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Tempora mutantur… die Zeiten ändern sich
In meiner Kindheit wurden in der Alleegasse im Schatten von Kastanienbäumen fröhliche Sommerfeste gefeiert. Im Herbst sammelten wir Kinder die herabgefallenen Roßkastanien als Winterfutter für Reh und Hirsch, brachten sie zur Übernahmsstelle ins alte Bad, bekamen dafür ein paar Groschen und freuten uns königlich über die Aufbesserung unseres Taschengeldes. Im Winter war die Rodelbahn beim „Ratzenkeller“ (Ratsherrenkeller) ein beliebter Treffpunkt; fröhliches Kinderlachen war weithin hörbar. In den letzten 20 Jahren war dieser Teil der Stadt zu einem Parkplatz und einer „Hundeäußerlgegend“ verkommen. Es war an der Zeit, dort etwas zu ändern.
Was ist nun daraus entstanden?
Für mein Empfinden ein architektonisch voll gelungenes lichtdurchflutetes Werk, geschickt in den Hang eingebettet. Ein Lob dem Architekten! Tagsüber ein Hauch von den Gärten von Semiramis, keine Autos am Deck zu entdecken. Bei Dunkelheit fahre ich gern von der Ungarvorstadt kommend durch die Untere Alleegasse und die schöne Altstadt nach Hause. Man möchte meinen, ich fahre dem hellerleuchteten Festspielhaus von Hartberg entlang und drinnen wird gerade „Weh` dem, der lügt“ oder „Die Macht des Schicksals“ gegeben; ein Hochgenuss für Augen, Hirn und Seele.
Waren die Pläne unserer Stadtväter denn doch zu hochtrabend und unrealistisch?
Dunkle Wolken schweben über der Stadt. Einige Geschäfte wollen die Innenstadt verlassen, da trotz Parkdeck die Kundenfrequenz sinkt.
Ich wünsche ehrlichen Herzens meiner geliebten Heimatstadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, der ohne gute Ideen, ohne den Fleiß und die Risikobereitschaft der Geschäftsleute, aber vor allem ohne tatkräftige und großzügige Unterstützung unserer Stadtväter nicht möglich sein wird, damit das mit dem Erbe unserer Vorfahren (Verkauf der Sparkasse) erbaute Parkdeck in Hinkunft von Autofahrern genützt werden wird.
Noch ist der Akkord zwischen Parkdeck und Innenstadt nicht harmonisch; großes Parkdeck – leere Innenstadt.
Es braucht mehr positives Aufeinanderzugehen und Hilfe bei der Lösung von Problemen über alle Parteien hinweg.
Miteinander statt kleinlicher Rivalität!
Auf zu neuen Taten, damit das schöne Parkdeck nicht zum Schildbürgerstreich wird.
Ottilie Bayer, Hartberg, Ressavarstrasse 12-14/III
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