Riegel vor – heißes Eisen im Feuer

- Kaum ein Tag vergeht, an dem Johann Kerngast nicht sägt und schmiedet. Steht er mal nicht in der Werkstatt, dann widmet er sich der Waldarbeit.
- hochgeladen von Markus Kopcsandi
Johann Kerngast öffnet alle Türen. Die Schlüssel bzw. Schlösser schmiedet er in bewährter Eigenregie.
markus.kopcsandi@woche.at
Die Tür der Werkstatt in Dietersdorf am Gnasbach steht einen Spalt offen. Johann Kerngast lässt sich weder vom Bellen seines Fundländers „Balu“ noch vom dadurch angekündigten Gast ablenken. Schließlich ist er in sein liebstes Hobbys vertieft. Rund um ihn türmen sich Truhen-, Schlag- oder auch Kellerschlösser – simpel bis verschnörkelt, teilweise bis zu 200 Jahre alt.
Von der Hufe zum Schloss
„Dieses Kellerschloss hat zwei Riegel, der Schlüssel wird im Zylinder gehoben“, verweist der 81-Jährige auf ein besonders ausgeklügeltes Stück. Begonnen hat seine Leidenschaft beim Beschlagen von Pferden. „Wenn der Schmied das Eisen ins Feuer hielt, haben meine Augen geleuchtet“, erzählt Johann Kerngast alias „Hans Niessl“, wie er in seiner einstigen Heimat St. Peter am Ottersbach genannt wurde, aus Jugendtagen.
Seine Bestimmung fand der Landwirt erst Jahre später. „Probier mal!“, forderte ihn ein Freund aus der Schweiz in den 60er-Jahren auf, sich an der Restauration von Beschlägen zu versuchen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und so zog der Autodidakt schon bald internationale Aufträge an Land.
„In Gnas haben sie schön geschaut, als ich die Franken umgewechselt habe“, scherzt das langjährige Mitglied des Steirischen Sängerbundes. Mittlerweile zieren Schlösser, Wetterhexen etc. Objekte in ganz Österreich und auch Deutschland. „Was machen wir, wenn es dich mal nicht mehr gibt?“, so der Tenor manchen Tischlers. Vom Aufhören will der Pensionist nichts wissen, auch wenn der Zahn der Zeit am Handwerk nagt. „Es ist nicht leicht, Material zu bekommen“, seufzt der zweifache Großvater, der es aktuell statt mit Kohleelektroden mit Gas und Sauerstoff funken lässt.



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