Bad Blumau
Steirische Bäuerinnen machen für Selbstbestimmung mobil

In Bad Blumau fand die Auftaktveranstaltung der steiermarkweiten Kampagne "Plötlich Bäuerin - und jetzt" statt. | Foto: Margot Jeitler
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Lange Zeit war die Bäuerin die stille Helferin im Hintergrund, ihr einziges, eigenes Einkommen oft das „Oageld". Doch auch heute ist die Dunkelziffer an Bäuerinnen ohne ausreichende soziale, rechtliche und finanzielle Absicherung noch zu hoch. Die Steirischen Bäuerinnen gehen nun mit einer Informationskampagne quer durch die Steiermark in die Offensive. Alle Termine findest du unten.

BAD BLUMAU/STEIERMARK. Wer einen Hof übernimmt, träumt möglicherweise von Selbstständigkeit und Selbstbestimmung. Und doch ist der Alltag vieler Bäuerinnen mit Unsicherheit verbunden, die aber vielfach als unbekanntes Damoklesschwert über dem eigenen Leben hängt.

Sichtbar wird dieses oft erst, wenn das Schicksal zuschlägt. Etwa wenn der Ehemann oder Lebenspartner als alleiniger Betriebsführer verstirbt und plötzlich jeglicher Zugriff auf Konten eingefroren und die Geräte stillstehen müssen, bis die Verlassenschaft geklärt ist.

Die vielfältigen Aufgaben und Talente einer Bäuerin auf einem Shirt - diese tolle Aktion ließen sich die Landwirtinnen aus dem Pöllauer Tal einfallen. | Foto: Margot Jeitler
  • Die vielfältigen Aufgaben und Talente einer Bäuerin auf einem Shirt - diese tolle Aktion ließen sich die Landwirtinnen aus dem Pöllauer Tal einfallen.
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Schicksalsschläge und Herausforderungen

Auch im Falle eines eignen Krankheitsausfalles können finanzielle Probleme drohen. Wie schnell das gehen kann, davon kann auch die Bezirksbäuerin aus Hartberg-Fürstenfeld, Michaela Mauerhofer, ein Lied singen. Sie hatte zumindest Glück im Unglück.

Als sie vor einigen Jahren selbst einen Arbeitsunfall erlitt, war die 50-prozentige Betriebseigentümerschaft das, was sie vor einem persönlichen, finanziellen Desaster bewahrte und ihr unter anderem Krankengeld und eine Betriebshilfe ermöglichte.

Die Früchte der harten Arbeit partnerschaftlich zu teilen, sichert Frauen rechtlich, finanziell und sozial ab.  | Foto: Jeitler
  • Die Früchte der harten Arbeit partnerschaftlich zu teilen, sichert Frauen rechtlich, finanziell und sozial ab.
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Bäuerinnen ohne ausreichende Absicherung

Derzeit werden lediglich zwölf Prozent der steirischen Landwirtschaftsbetriebe partnerschaftlich und damit auch rechtlich 50/50 von Bäuerin und Bauer geführt. In rund 32 Prozent der Fälle ist eine Frau alleinige Betriebsführerin einer Landwirtschaft.

Die große Unbekannte ist der sozialrechtliche Status in den übrigen 66 Prozent der von Männern allein geführten Landwirtschaften. Manche der hier arbeitenden Frauen sind im Betrieb angestellt, noch immer viele Frauen sind aber mit ihren Männern lediglich mitversichert und erwerben dadurch unter anderem keine eigenen Pensionsansprüche. 

(v.l) Silvia Lichtenschopf-Fischer, Michaela Mauerhofer, Christine Sommersguter, Andrea Muster, Viktoria Brandner und Manfred Oberer bei der Auftaktveranstaltung von "Pöltzlich Bäuerin" in Bad Blumau. | Foto: Margot Jeitler
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Ein Aufwecken

Ebendarum startete die steirische Bäuerinnenorganisation nun die Kampagne „Plötzlich Bäuerin – und jetzt?“.Diese tourt mit Infoveranstaltungen zu den Themen Hofübergabe, Versicherungsschutz, Altersvorsorge und finanzielle Eigenständigkeit vorerst bis März 2025 durch die ganze Steiermark.

„Die Kampagne soll ein bisschen ein Muntermacher sein, damit so manche einmal darauf schauen: Passt alles? Ist alles geregelt für den Fall der Fälle? - Denn es gibt einfach immer wieder tragische Situationen, wo man im Rückblick sagen kann: Das wäre vermeidbar gewesen“, beschreibt es Landesbäuerin Viktoria Brandner aus Sölk bei der Auftaktveranstaltung in Bad Blumau.

Wenn die Bäuerin für alles erst nachfragen muss

Hartnäckig halten sich in der nach wie vor männerdominierten Branche auch die alten Rollenvorstellungen. „Obwohl sich schon einiges gebessert hat, gibt es vor allem im landwirtschaftlichen Bereich diese alteingesessenen Strukturen. Das sitzt noch immer tief drinnen in den Menschen“, erzählt Brandner. „Es gibt leider noch immer Frauen, die, wenn sie eine Jeanshose brauchen, zum Mann gehen und fragen müssen: Bitte, ich bräuchte Geld, um Gewand einzukaufen.“

Im Rahmen eines Vortrages in der Obersteiermark, den Michaela Mauerhofer jüngst besuchte, kam ebenfalls zum Vorschein, dass viele Frauen noch nicht mal Zugriff auf das Konto hätten. Die tägliche Versorgung dieser Frauen und ihrer Kinder hängt dann völlig vom Wirtschaftsgeld und einem persönlichen Taschengeld ab, dass sie von ihren Männern bekommen. Und das, obwohl die Frauen ganz selbstverständlich im Betrieb mit anpacken.

„Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, wenn ich wegen allem fragen müsste. Da fühlt man sich ja gefangen, da kommt man gar nicht aus“, zeigt sich Mauerhofer erschüttert.

Im Anschluss an die Vorträge gab es eine Burger-Party. | Foto: Margot Jeitler
  • Im Anschluss an die Vorträge gab es eine Burger-Party.
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"Die Arbeit reicht ja auch für zwei"

Sie setzt sich gemeinsam mit Landesbäuerin Brandner und Andrea Muster, der Geschäftsführerin der steirischen Bäuerinnenorganisation, für die finanzielle Selbstständigkeit von Bäuerinnen ein, sei es durch eine Anstellung im Betrieb, durch die wenigstens auf das eigene Kranken- und Pensionskonto eingezahlt wird, oder durch eine Miteigentümerschaft. Für sie alle ist klar, dass auch die finanziellen Entscheidungen auf dem Hof partnerschaftlich getroffen werden sollen, denn: „Die Arbeit reicht schließlich auch für beide“, so Michaela Mauerhofer.

"Plötzlich Bäuerin - und jetzt?" geht bis März 2025 auf Tour durch die ganze Steiermark | Foto: Margot Jeitler
  • "Plötzlich Bäuerin - und jetzt?" geht bis März 2025 auf Tour durch die ganze Steiermark
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„Plötzliche Bäuerin“ auf Tour

Die steirischen Bäuerinnen sind noch zumindest bis März 2025 quer durch die Steiermark mit der neuen Kampagne unterwegs. Hier haben wir für dich die nächsten Termine und Orte.

20. September
Bruck an der Mur, Das Schlossberg, von 18 bis 21 Uhr.
hema: Plötzlich Bäuerin! Plötzlich Bauer!

6. November
Pölstal, Adelwöhrer-Hof, ab 19 Uhr.
Thema „Bäuerin ist meine Zukunft – was ich wissen sollte?“

8. November:
Leoben,
Bäuerinnencafè zum Thema „Finanzmanagement“
Achtung: Ort und Zeit werden noch von der Bezirkskammer Leoben bekannt gegeben

18. November 
Vorau, Gasthaus Brennerwirt, ab 19 Uhr
Thema: „Der rechtliche Weg zur Hofübernahme“

Jänner 2025 
Bezirk Murau 
Kamingespräche in den Sprengeln des Bezirks zum Thema „Plötzlich Bäuerin“.
Achtung: die jeweiligen Termine werden noch von der Bezirkskammer bekannt gegeben.

3. Februar 2025 
Kaindorf bei Hartberg, Stefaniensaal St. Stefan, ab 19 Uhr.
Thema: Finanzmanagement

12. März 2025
Voitsberg, Volkshaus Bärnbach, von 9 bis 15 Uhr.
Bezirksbäuerinnentag zum Thema „Plötzlich Bäuerin!“

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