Ausstellung Schloss Pöllau
Wenn Teddy in den Kriegstrümmern wartet

Kinder und Jugendliche, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten mussten, zeigen in einer bewegenden Ausstellung im Schloss Pöllau ihre Sicht auf die Geschehnisse in ihrer Heimat. So auch Arina, Snizhana und Ilja, die derzeit im burgenländischen Wörtherberg und in Hartberg eine Bleibe gefunden haben. | Foto: Margot Jeitler
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  • Kinder und Jugendliche, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten mussten, zeigen in einer bewegenden Ausstellung im Schloss Pöllau ihre Sicht auf die Geschehnisse in ihrer Heimat. So auch Arina, Snizhana und Ilja, die derzeit im burgenländischen Wörtherberg und in Hartberg eine Bleibe gefunden haben.
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Ein tiefes Luftholen, ehe der Atem stockt und die Zeit in Fassungslosigkeit stehenzubleiben scheint: Die Bilder, die derzeit in der Ausstellung „Bilderwelten zwischen Krieg und Frieden“ im Refektorium des Schlosses Pöllau zu sehen sind, sie berühren – zutiefst. Und sie rühren, zu Tränen.

PÖLLAU. Es sind Bilder, von denen man am liebsten glauben wollen würde, dass nie ein Mensch Anlass dazu bekommen dürfte, sie zu malen. Es sind Motive und Themen, durch kindliche Augen betrachtet, durch kindlichen Geist verarbeitet und durch kindliche Hand zu Papier gebracht, die Geschichten erzählen von erschütternden Familienschicksalen, Zerstörung, Flucht, das Bangen und die unendliche Sehnsucht nach der Heimat – und auch von der Hoffnung auf baldige Rückkehr.

Arina hielt hier die Zerstörung eines Einkaufscenterns in Kiev statt. Dass selbst so große Gebäude den Angriffen nicht standhalten konnten und mit ihnen auch die Normalität des Lebens zerbombt wurde, macht sie besonders nachdenklich. | Foto: Margot Jeitler
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Da ist etwa jener Teddy, der auf einem mit Sternen dekorierten Bett auf die Rückkehr seines Besitzers, des heute zwölfjährigen Hlib wartet. Die Mauer hinter dem Bett ist teilweise eingestürzt. Im Hintergrund rauscht eine Rakete vorbei.

Ein anderes ist am 17. Mai 2022, nicht ganz drei Monate nach Kriegsausbruch, am Wiener Hauptbahnhof entstanden. Hunderte Menschen waren dort auf ihrer Flucht angekommen, hauptsächlich Mütter mit ihren Kindern.

Das Bild zeigt Flammen, Flieger, Panzer, Schüsse, die aus dem Himmel herabregnen und einen am Boden liegenden, blutenden Menschen. Das Kind selbst war noch so jung, dass es Strichmännchen malte.

Dieser Teddy wartet darauf, dass sein Besitzer endlich wieder zurückkommt. Der heute zwöfljährige Hlib hatte ihn durch die überstürzte Flucht zu Hause vergessen. | Foto: Margot Jeitler
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Die Kinder und Jugendlichen, deren Werke im Pöllauer Schloss noch bis 9. Juni zu sehen sind, sowie jene ihrer Familienmitglieder, denen ebenfalls die Flucht gelang, werden vom SOS-Kinderdorf betreut.

Über 300 aus der Ukraine nach Österreich geflüchtete Menschen fanden durch SOS-Kinderdorf eine Bleibe und eine Begleitung. Viele von ihnen in der Steiermark und im Burgenland. So auch Arina (14), Snizhana (19) und Ilja (15), die sich für MeinBezirk die Zeit für eine exklusive Führung durch die Ausstellung genommen hatten. Sie wohnen derzeit im burgenländischen Wörtherberg und in Hartberg.

Diese Bilder entstanden im Mai 2022 am Hauptbahnhof von Wien. Wie jung die Kinder waren, diese zeichneten, lässt sich erahnen. | Foto: Margot Jeitler
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Was keine Glückssache sein sollte

„Nicht jedes Kind auf dieser Welt hat das große Glück, in Frieden und mit der Familie zu leben. Dabei sollte das keine Glückssache sein“, erklärt Brigitta Thurner, Leiterin des SOS-Kinderdorfs Steiermark das Anliegen, das mit der Ausstellung zum Ausdruck gebracht werden soll. „Wenn Kinder ihr Familiäres Umfeld verlassen müssen, bricht für sie eine Welt zusammen“, ergänzt Marek Zeliska, Leiter des SOS Kinderdorfs Burgenland. Man will darauf aufmerksam machen, „dass Kinder ein Recht auf Familie und ein liebevolles Zuhause haben.“

Und zu diesem Zuhause halten Arina, Snishana und Ilja festen Kontakt, der vor allem auch durch Online-Kurse ihrer Schulen, die sie zusätzlich zu den Schulen vor Ort im Burgenland und der Steiermark absolvieren, verstärkt wird. Ilia nimmt via Internet sogar Klavierunterricht an seiner Musikschule in der Ukraine.

"Unfinished Melody" von Ilja: Die Basis des Klaviers der Marke Ukraina (diese gibt es übrigens wirklich) sind verkohlt. Ilja hofft jedoch darauf, dass man diese wieder reparieren kann und so die Melodie seines Zuhauses bald wieder freudig-rhythmisch erklingen möge. | Foto: Margot Jeitler
  • "Unfinished Melody" von Ilja: Die Basis des Klaviers der Marke Ukraina (diese gibt es übrigens wirklich) sind verkohlt. Ilja hofft jedoch darauf, dass man diese wieder reparieren kann und so die Melodie seines Zuhauses bald wieder freudig-rhythmisch erklingen möge.
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Die Melodie soll wieder fröhlich werden

Alle drei wünschen sich nichts sehnlicher, als ein baldiges Ende des Krieges und die Möglichkeit, danach wieder nach Hause zurückzukehren.

Ilja zeigt das mit dem Bild eines verbrannten Klaviers. Die Tasten der tiefen Töne, der Basis sind derzeit verkohlt, die oberen Töne der Gegenwart und Zukunft noch spielbar. Ilja hofft darauf, die verbrannten Tasten eines Tages reparieren zu können, auf dass die Melodie seiner Heimat wieder in vollem Tonumfang, beschwingt und sorgenfrei erklingen möge.

Diesen Moment der Psychologischen Kriegsführung hat Snizhana festgehalten: der Abschuss des größten Flugzeuges der Welt, das im Besitz der Ukraine stand. | Foto: Margot Jeitler
  • Diesen Moment der Psychologischen Kriegsführung hat Snizhana festgehalten: der Abschuss des größten Flugzeuges der Welt, das im Besitz der Ukraine stand.
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Lass dich berühren

Die Ausstellung „Bilderwelten zwischen Krieg und Frieden“, die zuvor auf der Friedensburg Schlaining gastierte, ist noch bis 9. Juni, jeweils von Donnerstag bis Sonntag in der Zeit von 9 bis 18 Uhr im Refektorium des Schlosses Pöllau zu sehen.

Beklemmend auch diese Bild, das Luftangriffe zum Thema hat. | Foto: Margot Jeitler
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