Ausstellung „Versteckter Zauber“ im Fasnachtshaus
Faszination Imster Schemenlaufen im künstlerischen Fokus von Martina Kopp

Die Fotografin Martina Kopp hat Motive der Fasnacht künstlerisch neu interpretiert und eine Bildserie, der auch das Fasnachtsplakat 2024 zugehörig ist, erarbeitet.
52Bilder
  • Die Fotografin Martina Kopp hat Motive der Fasnacht künstlerisch neu interpretiert und eine Bildserie, der auch das Fasnachtsplakat 2024 zugehörig ist, erarbeitet.
  • hochgeladen von Alexandra Rangger

IMST(alra). Die Faszination der Fasnacht, das Geheimnisvolle, das diese Tradition umgibt, versuchen Menschen, die sie ausüben, mit viel Emotion zu erklären. Außenstehende sind ebenso interessiert, die Figuren und Rituale zu ergründen. Einer der Wege, sich dem mystischen Thema zu nähern, ist die Kunst in verschiedenen Ausdrucksformen. Diesen anspruchsvollen Weg wählte die Fotografin und Künstlerin Martina Kopp, die das Plakat zum Imster Schemenlaufen 2024, das am 4. Februar stattfindet, gestaltete. Im Fasnachtshaus läuft bis 22. März ihre Ausstellung „Versteckter Zauber“ mit 33 Impressionen von der Buabefasnacht 2023.

Zur Vernissage am 13. Jänner begrüßte Museumsleiter Dietmar Ewerz. Emma Lorenz begleitete die Eröffnung an der klassischen Gitarre. Zahlreiche Besucher*innen, waren der Einladung gefolgt, um sich den Werken der mehrfach international ausgezeichneten Imster Fotografin Martina Kopp zu widmen. Sie hat sich mit großem Gespür für besondere Momente, mit präzisem Auge für Details und der Verpflichtung zur Ästhetik mit dem Imster Schemenlaufen auseinandergesetzt. Prägnant verweist das aktuelle Plakat mit der Figur des Spritzers, der sich rätselhaft im Spiel mit Licht, Konturen, Feinheiten, Verschwommenheit und Andeutung darstellt, auf den innovativen künstlerischen Anspruch, den Kopp erhebt. Die Wahl des Motivs beschreibt sie wie folgt:

„Ich bin beim Bearbeiten der Bilder immer wieder beim rosa Engelspritzer hängen geblieben. Mich fasziniert sowohl der Bewegungsablauf wie auch die wunderschöne Farbgebung. Die aufwendig gearbeiteten Details kommen zum Vorschein – somit ist die Wahl auch eine Hommage an alle Frauen, die mit Herzblut, Liebe und Hingabe diese wundervollen Gewänder zaubern!“

Erinnerung bewahrt – um Erfahrung bereichert

Als Tochter des ehemaligen langjährigen Fasnachtsobmanns Paul Kopp waren Berührungspunkte mit dem als immateriellen Kulturerbe anerkannten Imster Brauchtum für Martina Kopp nahezu alltäglich. Traditionelle Larven an den Wänden im Elternhaus, heimlich geübte Roller-Gangle als kleines Mädchen und auch das künstlerische Schaffen ihres Onkels Elmar Kopp prägten sie. Beim Schemenlaufen 2020 und der Buabefasnacht 2023 erhielt sie als Fotografin die Möglichkeit, tief in das Geschehen einzudringen. Ihre Wahrnehmungen erstreckten sich von der wachsenden Vorfreude, der starken Gemeinschaft, der sich aufbauenden Spannung im gesamten Ort bis hin zu Eindrücken vom „Innenleben“ des Schlusskroases am Stadtplatz. Emotion und Passion zwischen vollkommener Hingabe und ebensolcher Erschöpfung – all dies erschloss sich Martina Kopp als das „Fasnachtsfieber“, das Imst regelmäßig im positiven Sinne heimsucht. Die Conclusio der gesammelten Erfahrungen prägte schließlich die Wahl der außergewöhnlichen Bildausschnitte sowie die charakteristische Eleganz der Bildsprache, mit der sie aus der Offensichtlichkeit des großen und populären Gesamtereignisses bisher verborgene, zartnuancierte Aspekte und wahrhaftige Augenblicke herausschälte und zur Bildserie vereinte. Gegenwärtig waren dabei auch sehr persönliche Emotionen – kostbare Erinnerungen an ihren Vater, dessen Begeisterung und Einsatz für die Fasnacht lebendige und berührende Spuren hinterließen, denen Martina Kopp mit ihrem Schaffen letztendlich auch ein besonderes Zeichen setzte.

Auf das Wesentliche blicken

Technisch-künstlerisch fokussierte Martina Kopp das Schemenhafte. Mit Teleobjektiven fing sie bei der Buabefasnacht bewusst die Details in Bewegungen, aber auch die Bewegungsunschärfe ein.

„Ich wollte einen Moment festhalten, der die Fasnacht an sich auszeichnet – die Leichtigkeit, Eleganz, Bewegung, aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl“

, erklärt sie ihre Intention. Weitere Bearbeitungsschritte erfolgten am Computer. Mittels Invertierung wurden digitale Positivbilder zu Negativen verkehrt. Diesen Vorgang verbindet Kopp in ihrer Aussage wunderbar mit der Symbolik, die der Fasnacht zugrunde liegt:

„Dunkle Farben weichen durch diese Technik den hellen Farben, genau wie der Winter dem Frühling. Der Sieg des Frühlings wird verstärkt, ebenso die Leichtigkeit und der Neuanfang.“

Das reale Motiv wird durch diesen Prozess verwandelt. Es erscheint nun surreal, auf das Wesentliche, auf die Essenz reduziert und nicht zuletzt durch den Impuls der Kunst bereichert, eröffnen sich vollkommen neue Zugänge und Entdeckungen. Auslösen möchte Martina Kopp mit den Bildern Interaktion in der Betrachtung: „Beim Thema Kunst werden sich die Geister immer scheiden, die Menschen sollen sich zumindest mit der Thematik auseinandersetzen und sich selbst eine Meinung bilden. Mir geht es darum, Gefühle hervorzurufen!“ Mit der Ausstellung „Versteckter Zauber“ hat Martina Kopp als Künstlerin dem vielfach beschriebenen Zauber, der dem Imster Schemenlaufen eigen ist, behutsam Ahnung verliehen und zugleich das Geheimnis dieses tief verwurzelten Brauches mit Nachdruck betont. Dass dieser Akt zu den großen Herausforderungen in der Kunst zählt, hat schon Francis Bacon im folgenden Zitat festgehalten:

„Die Aufgabe des Künstlers besteht immer darin, das Geheimnis zu vertiefen.“

Geheimnis der Fasnacht – Zauber des Schemenlaufens

Etwas geheimnisvoll bleibt auch der Begriff „Schemenlaufen“. In der Bevölkerung ist der Ausdruck Fasnacht primär geläufig. Die Bezeichnung Schemenlaufen ist vorwiegend im offiziellen Schrift- und Sprachgebrauch zu finden. Auf der Suche nach der Bedeutung des Wortes „Schemen“ stößt man auf Verweise zu „sceme“ und auch „larva“, beides in der Zeit um 1200 erstmals in Tirol im sogenannten „Stamser Arzneibüchl“ festgehalten. Bezogen haben sich die Ausdrücke wohl auf die Umschreibung von Gespenst und Dämon, in weiterer Folge auf Scheme – als Schein oder Schattenbild. Dies lässt unwillkürlich an schwer Erkennbares und Geheimnisvolles denken – an Gestalten und Geschehnisse, denen ein besonderer, ein „versteckter Zauber“ innewohnt.

Was: Ausstellung „Versteckter Zauber“ - Martina Kopp

Wann: jeden Freitag, vom 19. Jänner 2024 bis 22. März 2024,
von 16 bis 19 Uhr und auf Anfrage jederzeit möglich.

Wo: Imster Fasnachtshaus

Kontakt:
www.fasnacht.at
www.martinakopp.com

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.