Coronaimpfung
Das große Warten auf den Impfstoff, Innsbruck wäre bereit

Innsbruck wartet auf den Coronaimpfstoff. | Foto: Stadtblatt
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INNSBRUCK. Die Coronaimpfung: Die Stadtblatt Zwischenbilanz über die aktuelle Situation in Innsbruck sowie Antworten auf Fragen rund um die Impfung. Der Tenor des Stadtverantwortlichen: "Die Stadt Innsbruck ist bereit! Sobald vom Bund der Impfstoff geliefert und vom Land zugeteilt wird, können wir mit dem Impfen starten."

Impfen in Innsbruck

Herr Vizebürgermeister und Gesundheitsstadtrat Johannes Anzengruber, wie sieht die Situation bei den Coronaimpfungen in Innsbruck aus?
Johannes Anzengruber:
Die Impfstation Messe ist bereit, die Impfungen durchzuführen, sobald der Impfstoff geliefert wird. Die 2. Impfung in den Alten- und Pflegeheimen in der Stadt Innsbruck sind nun abgeschlossen.

Das Land hält an einem Drei-Phasen-Plan fest, folgt auch die Stadt Innsbruck diesem Plan?
Die Stadt Innsbruck wird sich dem Impfplan des Landes anschließen. Es ist wichtig, dass die Pandemiebekämpfung im Schulterschluss mit dem Land stattfindet. Alleingänge sind kontraproduktiv. Nur gemeinsam kann man die Krise bewältigen.

Ist der vom Land Tirol angedacht Zeitplan mit Impfungen für Alle ab Mai/Juni auch in der Stadt Innsbruck realistisch?
Die Stadt Innsbruck ist bereit! Sobald vom Bund der Impfstoff geliefert und vom Land zugeteilt wird, können wir mit dem Impfen starten. Wenn im Mai bzw. Juni genügend Impfstoff in Innsbruck ankommt, ist es realistisch mit den Impfungen für Alle zu starten.

Wo liegen derzeit die Herausforderungen und Probleme beim Thema Impfen für die Stadt?
Aktuell ist eine Herausforderung u. a. die Terminvereinbarung mit der Personengruppe 80+
Die Gemeinden haben im Jänner die Impfbereitschaft abgefragt, im nächsten Schritt geht es um die Terminvereinbarung. Sobald der Impfstoff für diese Personengruppe zugesichert ist, werden wir die Personen telefonisch und per Brief kontaktieren, um einen Impftermin zu vereinbaren.

Johannes Anzengruber und Pharmazeutin Monika Politakis von der Apotheke Mitterweg | Foto: Wex
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Hat die Stadt Kontrollmöglichkeiten, um auch private Einrichtungen auf die Einhaltung der Impfstrategie zu prüfen?

Es gibt keine gesetzliche Grundlage, dass die Gesundheitsbehörde private Einrichtungen bei der Einhaltung von Impfstrategien überprüfen kann.

Gibt es Politiker aus der Stadt, die bereits geimpft wurden?
Soweit ich weiß, ist bisher niemand gegen COVID-19 geimpft worden.

Ist die Stadt mit der Medizinischen Uni Innsbruck betreffend dem Impfthema laufend in Kontakt?

Ja, ich sitze im Sonderstab „Gesundheit“ und habe hier einen wöchentlichen Austausch mit den Expertinnen und Experten. Des Weiteren findet täglich (Mo-Fr) eine Sitzung der Arbeitsgruppe Impfstrategie statt, in der wir uns eng mit dem Land austauschen.

Was Sie wissen sollten

Virologin Dorothee von Laer informiert im Interview über wichtige Antworten auf Fragen rund um die Coronaimpfung.

Zwischenergebnis der Impfungen von Mitte Jänner. | Foto: Agenda Austria
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Frau Prof. von Laer, war es erwartbar, so schnell einen Impfstoff gegen das neue Corona-Virus zur Verfügung zu haben?
Dorothee von Laer:
Nein, das war in so kurzer Zeit auf keinen Fall zu erwarten, in der Regel rechnet man für die Entwicklung eines Impfstoffs fünf Jahre oder mehr.

Muss uns dieser schnelle Durchlauf beunruhigen?
Nein, denn wir haben bereits eine beeindruckende Anzahl an Getesteten, die durchaus mit anderen Impfstudien vergleichbar ist, von daher gibt es schon ein hohes Maß an Überprüfung. Außerdem gibt es bereits viel Vorerfahrung mit RNA-Impfstoffen, z.B in der Onkologie. Alle Phasen der klinischen Prüfung wurden durchgeführt. Die Dauer der Nachbeobachtung ist natürlich noch relativ kurz. Einzelne, extrem seltene Nebenwirkungen treten allerdings schon einige Wochen nach der Impfung auf und liegen damit innerhalb des Beobachtungszeitraums Wenn wir nun mit dem Impfen beginnen, ist immerhin schon ein halbes Jahr Nachbeobachtungszeit vergangen. Die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna weisen ähnliche Nebenwirkungsprofile auf, wie wir sie von vielen anderen Impfungen kennen: Kurzzeitige Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Rötungen an der Einstichstelle. Das sind unangenehme, aber ungefährliche Reaktionen des Immunsystems.

Wie wirkt die Impfung mittels mRNA (messengerRNA, Boten-Ribonucleinsäure)?
Die Impfung enthält den Bauplan für das Virus-Hüllprotein, das Spikeprotein, also für einen Teil des Virus, der ungefährlich ist, der das Immunsystem aktiviert; diesen genetischen Code bringt die BotenRNA mit, der dann abgelesen wird; so funktioniert das mit allen Proteinen. Unsere Zellen sind praktisch voll von mRNA; anstatt also das Protein selbst in die Zelle zu bringen, bekommt die Zelle die Bauanleitung dafür. Das Spikeprotein wird damit für das Immunsystem sichtbarer gemacht; daraufhin werden primär Antikörper gegen das Hüllprotein gebildet, diese binden außen an das Virus und verhindern, dass das Virus in die Zelle eindringen kann. Es handelt sich dabei um neutralisierende, also schützende Antikörper. Auch T-Zellen werden mit der Impfung aktiviert und tragen auch zum Schutz bei indem sie infizierte Zellen abtöten. Wenn beide Arme des Immunsystems, also der humorale und der zelluläre Weg, aktiviert werden, ist der Schutz sicher gut; dann sprechen wir von einer sterilen Immunität.

Virologin Dorothee von Laer beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Impfen. | Foto: MUI
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Impfkritiker befürchten eine genetische Veränderung. Zu Recht?

Diese Befürchtung ist haltlos. Es handelt sich ja schließlich um mRNA, im Gegensatz zu unserem genetischen Material, also DNA. RNA ist kein Erbgut für den Menschen. Alles was wir täglich essen, ob Fleisch oder Gemüse, ist voll mit DNA und trotzdem geht das nicht in unser Erbgut, und RNA schon gar nicht, RNA ist in jedem Lebensmittel drin. Dazu kommt der Umstand, dass mRNA eine kurze Halbwertszeit hat, also nicht sehr stabil ist und deshalb schnell abgebaut wird; die mRNA ermöglicht der Zelle, das Spikeprotein zu produzieren, das bleibt länger und ruft ja schließlich auch die schützende Immunreaktion hervor.

Die mRNA-Impfung schützt vor Erkrankung, schützt sie auch vor Übertragung?
Das muss die Zeit bzw. das werden weitere Daten erst zeigen. Es ist aber schon auch auffallend, dass Personen, die Antikörper gebildet haben und länger als 14 Tage noch Virus ausscheiden, in der Regel nicht mehr ansteckend sind, die müssen ja auch nicht mehr in Quarantäne. Ich gehe davon aus, dass Leute, die nach einer Impfung schützende, also Virus inaktivierende Antikörper entwickelt haben, wahrscheinlich auch kein infektiöses Virus mehr ausscheiden.

Wird die Impfung nach durchgemachter Corona-Infektion eigentlich hinfällig?
Es wird empfohlen, dass man sich auch nach durchgemachter COVID-19 Erkrankung impfen lässt. Alternativ kann man seinen Titer für neutralisierende Antikörper z.B. in der Virologie der MUI, bestimmen lassen, und sich nur dann impfen lassen, wenn keine solche Antikörper mehr vorhanden sind. Die Kosten dafür muss man allerdings selbst tragen.

Neben diesen genbasierten Impfstoffen werden auch sog. Vektorviren als Impfstoff eingesetzt. Wie funktioniert dieses Prinzip?
Grundsätzlich muss man wissen, dass sich Viren in ihrer Geschichte darauf spezialisiert haben, ihr Erbgut in Zellen einzuschleusen; nur so können sie sich vermehren. Wir haben ständig Viren in unseren Zellen, darunter sind auch stille Begleiter, die nicht mehr aktiv sind, wir haben auch Infektionen, von denen wir nichts oder nur ein bisschen merken. Ein Virus allein kann sich nicht vermehren, auf einer Tischplatte oder auf dem Erdboden ist es irgendwann tot, im Gegensatz zum Bakterium. Dieses Merkmal kann man ausnutzen, indem man das Virus manipuliert, sodass es in die Zelle reinkommt, sich aber nicht mehr vermehren kann. Mit solchen vermehrungsunfähigen Adenoviren, die man Adenovirus Vektoren nennt, funktioniert das gut. In einen solchen Adenovirus Vektor wurde die Information für das Spikeprotein eingebracht, das Protein wird dadurch von der Zelle produziert und das Immunsystem damit aktiviert. Das Impfprinzip mit Adenoviren ist ein alt bewährtes, das bereits beim HI-Virus breit getestet wurde und auch bei Krebs eingesetzt wird. Hier kennt man natürlich auch die Langzeitnebenwirkungen, hier hat sich in den vergangenen 20 bis 25 Jahren die Sicherheit der Adenovirus Vektorimpfstoffe eindeutig gezeigt.

Beide Impfprinzipien zielen auf die Antwort des Immunsystems durch die körpereigene Produktion des virusspezifischen Spikeproteins. Hat eines dieser Prinzipien besondere Vorteile?
Ich denke, dass die Adenovirus-Impfung bezüglich Transport und Logistik einfacher zu handhaben ist, was bei Massenimpfungen durchaus vorteilhaft ist. Der mRNA-Wirkstoff ist instabiler und muss ja bei minus 70 Grad gelagert werden, das macht die Sache komplizierter. Allerdings scheinen nach den Ergebnissen der großen Impfstudien, die mRNA-Impfstoffe, wie z.B. der Pfizer/BioNTech und der Moderna Impfstoff, deutlich wirksamer als der Adenovirus Vektorimpfstoff zu sein. Je nach Verfügbarkeit würde ich mich mit dem einen wie auch mit dem anderen Wirkstoff impfen lassen.

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