Buchvorstellung von Anton Pelinka
Der politische Aufstieg der Frauen

Anton Pelinka, Autor, Politikwissenschaftler und Jurist gemeinsam mit Nationalrätin Selma Yildirim, Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Tirol | Foto: Ricarda Stengg
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INNSBRUCK. Auf Einladung von SPÖ-Landesfrauenvorsitzender Nationalrätin Selma Yildirim hat der bekannte Politikwissenschaftler Anton Pelinka gestern Abend sein aktuelles Buch „Der politische Aufstieg der Frauen“ in der Bücherei Liber Wiederin präsentiert.

Im Anschluss fand eine rege Diskussion darüber statt, wie sich der Einfluss der Frauen verändert hat, was das für politische Arbeit bedeutet, welche Inhalte dadurch in den Vordergrund rücken und was es noch zu tun gibt.

„Zunächst eine Beobachtung, die mit einem grundsätzlichen Motiv einhergegangen ist: Im Jahre 1977 habe ich eine Sitzung des US-Senats besucht und da ist mir eines aufgefallen: unter 100 Mitgliedern befanden sich 99 Männer und eine Frau. Im Jahr 2019 waren es bereits 24 Frauen gegenüber 76 Männern. Viele mögen behaupten, dass dies immer noch zu wenig sei – doch es ist immerhin eine positive Entwicklung. Es gibt einen Megatrend und der bedeutet, dass der Frauenanteil in demokratischen Parlamenten in demokratischen Regionen überall steigt. Eine Sache, um an der politischen Spitze zu stehen ist jedoch ganz essentiell: die Bereitschaft Macht ausüben zu wollen“

, hebt Professor Anton Pelinka hervor, der von 1975 bis 2006 Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck unterrichtet hat.

Prof. Dr. Anton Pelinka, Autor, Politikwissenschaftler, Jurist | Foto: Ricarda Stengg
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Zum Buch

Was am Beginn des 20. Jahrhunderts noch eine exotische Ausnahme war, wurde ein Jahrhundert später zur Normalität: Frauen eroberten politische Machtpositionen, im demokratischen Wettbewerb mit Männern. Anton Pelinka untersucht die Erfolgsstrategien und Alleinstellungsmerkmale von Eleanor Roosevelt, Indira Gandhi und Margaret Thatcher. Anhand der Analyse der politischen Karriere dieser drei erfolgreichen Frauen geht der bekannte Politikwissenschaftler der Frage nach, welchen Einfluss das Geschlecht von politisch Handelnden auf die Inhalte von Politik hatte und hat und hilft uns so, die Rolle von Politikerinnen in der Gegenwart besser zu verstehen.

Anton Pelinka: „Friedlich waren die drei Frauen überhaupt nicht. Im Bezug auf Außenpolitik und die Bereitschaft zum Einsatz des Militärs ist nichts "weibliches" zu finden. Das führt natürlich zur Frage: Wofür brauchen wir Frauen in der Politik? Am Beispiel von Margaret Thatcher ist zu sehen, dass Frauen in der Politik vom Standpunkt der Verteilungsgerechtigkeit für Frauen nicht unbedingt vom Vorteil sind. Vor allem das Durchbrechen der gläsernen Decke ist schwierig und nur Indira Ghandi gelungen. In einem Exkurs habe ich übrigens auch zwei politisch weniger erfolgreiche Frauen erwähnt: Rosa Luxemburg, als ein Beispiel für eine Frau, die scheinbar objektiv gescheitert ist und Hannah Arendt, die im engeren Sinne zwar keine Politikerin war, sich jedoch ihr ganzes Leben intensiv mit Politik beschäftigt hat und auch Politik beeinflusst hat.“

Anton Pelinka: Der politische Aufstieg der Frauen | Foto: Thalia
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Selma Yildirim: Im Bereich der Hochkultur sind Frauen immer noch stark unterrepräsentiert. Was ist der Grund dafür?
Anton Pelinka: „Es ist interessant, dass Frauen im Bereich Gesang sehr erfolgreiche Stars sind und immer waren. Frauen am Dirigentenpult oder im Bereich der Komposition, in der obersten Etage des Opernmanagements sind da schon eher die Seltenheit. Klar, kann man Männerchore nicht neu erfinden, aber ich bin mir sicher, dass es Opern gibt, die von Frauen komponiert wurden und werden. Eines ist allerdings gewiss: Die Zeit ist reif und die Zukunft ist immer offen für Neues.“

Statement zu Femiziden

Anton Pelinka: „Es gibt eine interessante Studie über das Verhalten von weißen Männern in den 1940er Jahren. Diese Studie zeigt, warum ein bestimmter Männertyp in dieser Zeit abweisend gegenüber Afroamerikanern reagierte, und zwar weil sie Abstiegsängste hatten. Genau dann lieferte der Rassismus eine ideologische Rechtfertigung. Ähnlich sehe ich das bei den Frauen: Sie wollen aus ihren traditionellen Rollen austreten und haben genauso große Karriereziele wie Männer. Wenn eine Frau beispielsweise ihren Mann verlässt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er sie umbringt als es umgekehrt der Fall wäre, da dies den traditionellen Rollen widerspricht. Interessant ist auch, dass erst im Jahr 1970 der klassische Satz „der Mann ist das Oberhaupt der Familie“ aus den Gesetzbüchern gestrichen wurde.“

„Abschließend können wir das wohl so resümieren, dass wir den Frauen mehr Mut und Bereitschaft zur Machtausübung wünschen“

, so Nationalrätin Selma Yildirim.

Nationalrätin Mag.a Selma Yildirim, Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Tirol | Foto: Ricarda Stengg
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