Dekarbonisierung
E-Busse um 10 Mio. Euro, Suche nach neuen Betriebshof

Die Dekarbonisierung (Umfstellung des öffentlichen Busverkehr in Innsbruck von fossilen Brennstoffen und auf emissionsfreie Antriebe) als politische Herausforderung. | Foto: IVB
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Innsbruck hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Eine wichtige Rolle dabei stellt die Dekarbonisierung (Umstellung des öffentlichen Busverkehrs von fossilen Brennstoffen und auf emissionsfreie Antriebe). Neben der finanzielle Kraftaufgabe geht es auch um die Strategiefrage. Bis 2026 sollen 15 E-Busse um 10 Mio. Euro angeschafft werden. IIG-Chef Franz Danler ist auf der Suche nach einem zusätzlichen IVB-Betriebshof.

INNSBRUCK. Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Innsbruck, der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) und der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) gemeinsam das Thema Dekarbonisierung. Konkret geht es um die Frage, wie es gelingen kann, im öffentlichen Busverkehr in Innsbruck von fossilen Brennstoffen wegzukommen und auf emissionsfreie Antriebe umzusteigen. Neben Bürgermeister Georg Willi, der zuständigen Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl, den IKB-Vorständen Helmuth Müller und Thomas Pühringer sowie IVB-Geschäftsführer Martin Baltes, nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Gemeinderat sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Verwaltung und der IVB am ganztägigen Workshop teil.

Die IVB testen auch Wasserstoff-Busse. | Foto: IVB
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Zur Sache

"Dekarbonisierung oder auch Entkarbonisierung bezeichnet die Umstellung einer Wirtschaftsweise, speziell der Energiewirtschaft, in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kohlenstoff. Das Ziel ist auf Dauer die Schaffung einer kohlenstofffreien Wirtschaft im Rahmen der Energiewende." Auf dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015 vereinbarten die G7-Staaten, die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 % bis 70 % im Vergleich zum Jahr 2010 zu reduzieren und die Weltwirtschaft bis 2100 vollständig zu dekarbonisieren. Im Dezember 2015 fand die UN-Klimakonferenz statt, auf der das Übereinkommen von Paris verabschiedet wurde. Danach sollen die CO2-Emissionen soweit reduziert werden, dass die globale Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann."

Klimakrise

Den Rahmen für die Strategie der IVB, auf emissionsfreie Antriebe umzusteigen, geben lokale, nationale wie europäische Vorgaben im Sinne des Klimaschutzes vor. Tirol hat es als Ziel gesetzt, bis 2050 die Energieautonomie zu erreichen. National und in Innsbruck lautet die Vorgabe, bis 2040 klimaneutral zu werden. Kern des Pariser Abkommens ist die maximale Erderwärmung um zwei Grad bis 2100. „Die Klimakrise ist die drängendste Aufgabe unserer Zeit. Ihr auf allen Ebenen entgegen zu wirken ist alternativlos“, so Bürgermeister Georg Willi. Der Verkehr spielt im Klimaschutz eine wesentliche Rolle. Die Öffis tragen dazu bei, den Individualverkehr zu reduzieren, gleichzeitig ist es essenziell, dass auch sie so klimaschonend wie möglich unterwegs sind.

„Die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe stellen die IVB und die Stadt Innsbruck vor große Herausforderungen. Mit der aktuell diskutierten umfassenden Strategie, werden wir bestens gerüstet sein“, betont Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl.

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Erste Phase bis 2025

Die IVB transportieren jährlich Millionen von Fahrgästen, die Tendenz steigt seit Jahren kontinuierlich. 2019 waren es 69,1 Millionen, nach einem Rückgang aufgrund der Covid-19-Pandemie in den beiden letzten Jahren, waren es heuer bereits wieder rund 59 Millionen. Dabei sind sie mit circa 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterwegs und legen mit 105 städtischen Bussen und 52 Trams insgesamt zehn Millionen Kilometer jährlich zurück – davon allein 4,7 Millionen Kilometer im Innsbrucker Stadtgebiet. Neben Zielen des Klimaschutzes gibt es auch rechtliche Grundlagen für den Handlungsbedarf in Sachen Dekarbonisierung. In Österreich sind diese im Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetz (SFBG) geregelt. Dieses sieht vor, dass in zwei Phasen, einmal bis 31. Dezember 2025 und einmal von 2026 bis 2030, bei der Beschaffung auf emissionsfreie Fahrzeuge umgestellt wird.

Bis 2026 sollen 15 E-Busse um 10 Mio. Euro angeschafft werden. | Foto: Schneiderbauer
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Phase 1

Mit Phase eins haben die IVB bereits begonnen. Für die Umsetzung stehen derzeit nationale Förderungen zur Verfügung.

„Die IVB möchten beginnend mit 2023 in den kommenden drei Jahren insgesamt 15 Elektrobusse im Wert von rund zehn Millionen Euro anschaffen“, führt DI Martin Baltes, Geschäftsführer IVB, aus.

Dabei werden 80 Prozent der Fahrzeugmehrkosten gefördert. Dies bedeutet, dass die 15 Busse zu 50 Prozent subventioniert werden. Die zusätzlichen Kosten von rund 5,2 Millionen Euro, für die Ladeinfrastruktur und Anpassungen der IVB-Werkstätten, werden mit höchstens 33 Prozent gefördert. Werden die im SFBG geregelten Ziele nicht erreicht, können Strafzahlungen in der Höhe von bis zu 225.000 Euro pro Fahrzeug verhängt werden.

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Komplexer Prozesses

Basis für die ersten Umsetzungen bei den IVB ist der Gemeinderats-Beschluss zum Budget 2022/23. Neben dem Ankauf der ersten Elektrobusse müssen über die Jahre alle Dieselbusse, die bei den IVB noch im Einsatz sind, durch Busse mit neuer Technologie ersetzt werden. Die Umstellung des Fuhrparks ist nicht die einzige Herausforderung, vor der die Stadt Innsbruck und die IVB im Zusammenhang mit dem notwenigen Umstieg auf emissionsfreie Busse stehen. Die Transformationsprozesse umfassen beim Verkehrsanbieter auch die Bereiche Organisation, Energieversorgung, Personal, Infrastruktur und IT. Mit dem aktuellen Workshop, in dem all diese Themenbereiche seitens der IVB vorgestellt und erläutert werden, wird der Grundstein für diesen komplexen Prozess gelegt. Bürgermeister Georg Willi, Stadträtin Uschi Schwarzl und IVB-Geschäftsführer Martin Baltes freuen sich auf einen konstruktiven Austausch aller Beteiligten. Erste Ergebnisse und Entscheidungen werden laufend kommuniziert.

„Die Klimakrise geht uns alle an, daher ist es uns auch wichtig, entsprechende Neuerungen und Maßnahmen für die Öffentlichkeit transparent zu machen. Vor allem, wenn es um die Öffis geht, die für viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker wesentlicher Teil des täglichen Lebens sind“, betont Bürgermeister Georg Willi abschließend.

Neuer Betriebshof

"Die Entscheidungen für das Zukunftskonzept eines dekarbonisierten öffentlichen Nahverkehrs wird viele Generationen treffen und braucht daher dringend diese solide Vorbereitung. Hier stehen wir alle Seite an Seite, um die gesetzlichen Vorgaben in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen umzusetzen", hält StR Christine Oppitz-Plörer in einer Aussendung fest. "Egal für welches System man sich am Ende des Tages entscheiden wird - es wird erhebliche Auswirkungen auf die betriebliche Organisation der IVB, aber auch auf das Stadtbild haben.

Die Flächen im Bereich der heutigen IVB werden nicht ausreichen und so wird man sich als Stadt gut überlegen müssen, wo wir die erforderlichen Räume für einen neuen Betriebshof bereitstellen können.

Wir sind sehr froh, dass Dr. Danler von der IIG hier das große Vertrauen der Stadt erhalten hat, eine gute Lösung zu finden. Es ist für die Stadt sicherlich vorteilhafter, wenn ein erfahrener Geschäftsführer und profilierter Verhandler am Verhandlungstisch sitzt, als der Stadtchef selbst“, so GR Lucas Krackl.

StR Christine Oppitz-Plörer und GR Lucas Krackl vor dem Grillhof in Vill.
 | Foto: Für Innsbruck
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Resolution

"Neben der Grundstücksfrage ist vor allem die Finanzierung der Umstellung von Dieselbussen auf emissionsfreie Varianten eine der wesentlichen Herausforderungen. Auch Förderungen der EU könnten hier abgeholt werden, was aktuelle Förderbestimmungen des Bundes jedoch untersagen. Hier zählen wir auf den hoffentlich guten Draht nach Wien und das gesamte politische Gewicht von Bürgermeister Willi, in Verhandlungen einen Erfolg für Innsbruck zu erringen und die Finanzierung der Dekarbonisierung sicherzustellen. Eine von uns in Vorbereitung befindliche Resolution im November-Gemeinderat soll dem Bürgermeister Rückendeckung für seine Bemühungen geben", schließen Oppitz-Plörer und Krackl unisono.

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