Kinogeschichte
Ein Rekord mit 3,5 Millionen Besuchern

Bewegte Zeiten für die Kinos. | Foto: diezeitlos.at
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INNSBRUCK. Unglaubliche 3,5 Millionen Besucher in den Innsbrucker Kinos. Diese Zahl stammt aus dem Jahr 1958. Nur 380.871 Besucher verzeichneten Tirols Lichtspieltheater am Ende des Jahres 2020, gut zwei Drittel weniger als 2019. Und auch der Umsatz brach mit 3,3 Mio. Euro um fast 70 Prozent ein. In Innsbruck waren es unter 250.000 Besucher. Coronabedingt ein Minusrekord an Besuchern aus dem Kreis der Freunde des Lichtspieltheaters.

1958

Es waren andere Zeiten und es waren fast rund 3,5 Millionen Besucher, die in den Innsbrucker Kinos die Spencer Tracy, Gert Fröbe, Nadja Tiller, Heinz Rühmann oder Peter Kraus bewunderten. Seit dem ist die Besucheranzahl rückläufig. Auch oder vor allem wegen der technischen Entwicklung. Großbilderfernseher mit perfekter technischer Ausstattung, Streamingdienste, DVDs: der Filmgenuss hat sich in die eigenen vier Wände verlagert. Das Datum 1. August 1955 gilt als der Startschuss für Fernsehen in Österreich, erst am 1. Jänner 1958 wurde der reguläre Betrieb aufgenommen wurde. 1960 gab es 100.000 Fernsehbewilligungen, 1961 200.000, 1964 500.000 und 1967 wurde die Millionenmarke geknackt. Was die Ausstattung mit TV-Geräten betrifft, liegt in Österreichs Haushalten schon seit Jahren praktisch eine Vollversorgung vor: Im 4. Quartal 2019 verfügten 98 % aller österreichischen Privat-Haushalte über ein Fernsehgerät. In 49 % dieser Haushalte kann auf mehr als ein TV-Gerät zurückgegriffen werden. 98 % der TV-Haushalte waren im 2. Halbjahr 2019 mit einem Flatscreen-Fernsehgerät ausgestattet. Ein internetfähiges TV-Gerät bzw. ein Smart-TV befindet sich im 2. Halbjahr 2019 in 53 % der TV-Haushalte und in nahezu allen TV-Haushalten kann Teletext empfangen werden (2. HJ. 2019: 98 %).

Kinoprogramm in der Stadt Innsbruck präsentiert in der Tiroler Tageszeitung am 23. November 1955.
Bemerkenswerte Kinos wie "Zentral-Lichtspiele", "Laurin Lichtspiele", "Löwen Lichtspiele", "Koreth-Kino". | Foto: sagen.at
  • Kinoprogramm in der Stadt Innsbruck präsentiert in der Tiroler Tageszeitung am 23. November 1955.
    Bemerkenswerte Kinos wie "Zentral-Lichtspiele", "Laurin Lichtspiele", "Löwen Lichtspiele", "Koreth-Kino".
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Kinogeschichte

Die erste Kinovorführung Tirols fanden 1896 in den Innsbrucker Stadtsälen statt. Bei den bewegten Bildern auf der großen Leinwand ging es nicht nur um Unterhaltung sondern auch um Information. Regierungen haben seit Beginn des Kinozeitalters auch das Tiroler Publikum fleißig damit gefüttert, was für ihre eigenen Zwecke wichtig war. „Im I. Weltkrieg war der Stummfilm wichtiges Propagandamittel. Der Tonfilm kam erst Ende der 1920er Jahre auf“. Erst nach dem II. Weltkrieg hatte die Propagandamaschinerie ausgedient. „Tirol im Film“ brachte in den 1960er-Jahren regelmäßige Information in die Tiroler Kinos.    

Kinoprogramm in der Stadt Innsbruck präsentiert in der Tiroler Tageszeitung am Montag den 11. September 1972. Bemerkenswerte Kinos wie "Cinematografischer Salon", "Forum", "Kammer", Laurin", "Leo", "Metropol", "Nonstop", "Triumph" und "Zentral". | Foto: sagen.at
  • Kinoprogramm in der Stadt Innsbruck präsentiert in der Tiroler Tageszeitung am Montag den 11. September 1972. Bemerkenswerte Kinos wie "Cinematografischer Salon", "Forum", "Kammer", Laurin", "Leo", "Metropol", "Nonstop", "Triumph" und "Zentral".
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Die Aufreger

Der alte Mann und das Meer: Adaption der gleichnamigen Novelle von Ernest Hemingway, in der Spencer Tracy als alter kubanischer Fischer nach verzweifeltem Kampf einen Schwertfisch erlegt.
von John Sturges mit Spencer Tracy.

Das Mädchen Rosemarie: Skandalfilm, der am Schicksal einer Edelprostituierten die Doppelmoral der Wirtschaftswunderzeit bloß legt. mit Nadja Tiller, Carl Raddatz, Gert Fröbe und weiteren. Die Ermordung von Rosemarie Nitribitt im Jahre 1957 war die Grundlage dieses mit Witz und Charme inszenierten Films, der in erster Linie Kritik am Wirtschaftswunder übt. Ein Klassiker, der in seiner Zeit nicht unumstritten war.

Das Mädchen Rosemarie | Foto: kino.de

Weites Land: Gregory Peck stellt im Edel-Western Regeln in Frage. von William Wyler mit Gregory Peck, Jean Simmons, Carroll Baker und weiteren.

Die Wikinger: Aufwendig produzierter und ausgestatteter Abenteuerfilm, der die höchst barbarischen Sitten des nordischen Seefahrervolks illustriert. von Richard Fleischer mit Kirk Douglas, Tony Curtis, Ernest Borgnine und weiteren.

Es geschah am hellichten Tag: Hochspannendes Meisterwerk des Psychokrimis (Version 1958).
mit Heinz Rühmann, Gert Fröbe, Siegfried Lowitz.

Es geschah am hellichten Tag | Foto: kino.de
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Plan 9 aus dem Weltall: Berühmt-berüchtigte Billigproduktion, die zu Unrecht als schlechtester Film aller Zeiten verunglimpft wurde, mit Béla Lugosi.

Plan 9 aus dem Weltall | Foto: kino.de

Das indische Grabmal: Fortsetzung des Indienmärchens um Palastintrigen und Prachtbauten.
von Fritz Lang mit Paul Hubschmid.

Immer die Radfahrer: Heinz-Erhardt-Klassiker, in dem drei ältere Herren eine Radtour durchs Kärntner Land unternehmen. mit Heinz Erhardt, Peter Kraus, Hans-Joachim Kulenkampff und weiteren.

Das Mädchen vom Moorhof: mit Wolfgang Lukschy, Horst Frank, Inge Meysel.

Kammer-Lichtspiele

Auf innsbruck-erinnert.at sind Geschichten aus der Innsbrucker Kinowelt zu finden, Beispiel: die Kammer-Lichtspiele. Der Bau des neuen Rettungsheimes der Freiwilligen Rettungsgesellschaft Innsbruck in den Jahren 1926/1927 ging Hand in Hand mit einem hohen finanziellen Aufwand. Um die Hypotheken zu tilgen und weiterhin finanziell zu überleben wurde dem Verein unter anderem eine Kinokonzession von Landeshauptmann Stumpf verliehen. Aus diesem Grund begann man im Jänner 1928 mit den Bauarbeiten für ein Lichtspieltheater im eigentlichen Lehrsaal des Stöcklgebäudes. Feierlich eröffnet wurden die Kammerlichtspiele am 01. März 1928 mit dem Film „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“.

6.000 Sitzplätze
Zehn Jahre nach der Eröffnung wurde das Lichtspieltheater modernisiert und am 15. Dezember 1938 eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchten die Alliierten Besatzungsmächte nach einem Kinobetrieb der für die eigenen Soldaten verwendet werden konnte. Die Wahl fiel auf die Kammerlichtspiele – sehr zum Leid der städtischen Bevölkerung. In einem Artikel der Tiroler Nachrichten vom 27. Februar 1953 über das 25-jährige Jubiläum der Kammerlichtspiele wird den Franzosen angekreidet, dass der Bevölkerung noch immer mehr als 6000 Kino-Sitzplätze pro Woche entzogen werden.

Supersexkino
Im April 1979 sorgten die Kammerlichtspiele mit den Plänen für ein „neues Supersexkino“ in Innsbruck für Furore und Aufsehen. Zumindest wurde diese Anschuldigung vom Katholischen Familienverband Tirol erhoben. Der Anstoß der Anschuldigung war das Ansuchen der Kammerspiele um die Errichtung von drei weiteren Kinos bzw. Kinosälen im Jahr 1979. Wichtig für die Debatte war auch der Umstand, dass sich die Konstantin-Filmverleihgesellschaft seit Juli 1973 als Pächter einkaufte und seither Filme ihres eigenen Verleihs spielten. Die Katholische Familienkommission beschuldigte die Betreiber, dass seit 1973 42 Sex- bzw. Pornofilme vorgeführt wurden. Aus diesem Grund wollte die Kommission einer Erweiterung des Kinos einen Riegel vorschieben, denn ansonsten würde „jedem ‚Porno- und Sexfilmschund‘ Tür und Tor geöffnet werden“ und eine „geistige Umweltverschmutzung“ vorangetrieben werden.

Das Aus
Zum Ende des Kinobetriebs in der Wilhelm-Greil-Straße kam es schließlich im Jahr 2000. Bereits als Cineplexx-Kino und nicht mehr als Kammerlichtspiele bekannt übersiedelte man in den Neubau in der Anton-Melzer-Straße. Seit 2013 befindet sich in den ehemaligen Kinoräumlichkeiten das Wissenschaftsmuseum AUDIOVERSUM.

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