St. Nikolaus
Initiative für mehr Sicherheit am Emile-Béthouart-Steg

Gefährliche Situationen sind am  Emile-Béthouart-Steg möglich. | Foto: BezirksBlätter
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Eine Poststelle, mehr Licht im Waltherpark oder Anrainer-Parkplätze. Renato Leimgruber setzt fernab von parteipolitischem Hickhack immer wieder Initiativen für die "Koallackn." Sein aktuelles Projekt stellt die Sicherheit am Emile-Béthouart-Steg  in den Mittelpunkt.

INNSBRUCK. Der Emile-Béthouart-Steg hat eine lange Geschichte. 1871 erfolgte der Beschluss, den Steg nur für die Benutzung von Fußgängern zu errichten. Seit 2015 dürfen auch Radfahrerinnen und Radfahrer auf ihrem Rad den Steg befahren. Diskussionen über gefährliche Situationen zwischen Kindern, Fußgängern, Hundebesitzern und Radfahrer gibt es immer wieder. "Über den Innsteg fahren Radfahrer oft mit einem zu hohen Tempo. Für Fußgänger riskant! Ein Fußgänger braucht nur eine seitl. Bewegung machen, ein Radler kann nicht so schnell bremsen. Schieben wäre die Lösung!" lautet eine der zahlreichen Bürgermeldungen.

Renato Leimgruber freut sich über die erfolgreiche Initiative. | Foto: BezirksBlätter
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Initiative

Für Renato Leimgruber ist der Steg eine wichtige Verbindung der "Koaltlackler". Vor allem aus dem direkt anliegenden Wohnheim nutzen viele die Möglichkeit für einen Spaziergang in Richtung Hofgarten.

"Das Gefahrenpotential am Steg ist allgemein bekannt, jetzt wird die Stadt auch aktiv. Es sind auch schon mehrere Personen an mich herangetreten und mir gesagt, dass sie als Fußgänger ein ungutes Gefühl haben, von Radfahrern von hinten angefahren zu werden, sowohl Wohnheimbewohner mit Rollator als auch Mütter mit Kinderwägen", freut sich Leimgruber über den Erfolg seiner Initiative.

"Wir sind statt auf Schilder auf eine auffällige Bodenmarkierung gekommen. Denn wir wollen die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer an dieser Stelle ja nicht zum nach oben schauen animieren, sondern Ihnen dort ein Signal geben, wo sie ohnehin hinschauen. Rechtzeitig zum Start der Radsaison wird bei passende Witterung ein großes Hinweiszeichen am Beginn des Stegs angebracht. Die rutschfeste Markeriung ist sehr auffällig und erinnert Radfahrerinnen und Radfahrer an die beengte Situation am Steg", erklärt Leimgruber.

Einsatz für die Poststelle

Da geht die Post ab, positive Bilanz nach einem Jahr

Die Geschichte des Stegs

Die 1875 errichtete, denkmalgeschützte Eisenfachwerkbrücke verbindet St. Nikolaus mit dem Saggen. Seit 2003 wird der Steg Emile-Béthouart-Steg genannt, davor war er als Kreuzersteg sowie Kettensteg und ab 1912 als Innsteg bekannt. 1868 wurde der Wunsch der Bewohner von St. Nikolaus nach einem Steg laut, was vom Stadtmagistrat aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde. Daraufhin gründete sich 1871 unter Josef Mayr und Johann Handl eine Gesellschaft, die die Kosten für den Bau eines Holzstegs aufbringen wollte. Auch das wurde vom Magistrat abgelehnt, weil man die „Störung der idyllischen Spaziergänge in den englischen Anlagen“ befürchtete. Der große Bürgerausschuss (Gemeinderat) befürwortete jedoch am 10. Februar 1871 mit 16 gegen 11 Stimmen den Bau unter bestimmten Bedingungen, so durfte unter anderem der Steg nur von Fußgängern, nicht aber für Viehtrieb und von Fahrzeugen genutzt werden und die Gesellschaft sollte für Beleuchtung und Reinhaltung, sowie 30 Jahre lang für die Instandhaltung verantwortlich sein. Im Februar 1872, schloss Johann Angerer aus St. Nikolaus mit der Stadt einen Vertrag zur Errichtung eines eisernen Stegs auf eigene Kosten, der nach 50 Jahren in den Besitz der Stadt übergehen sollte. Die Eisenfachwerkbrücke auf zwei Pfeilern wurde unter Baumeister Wolf aus Rattenberg von französischen Monteuren errichtet und am 1. November 1875 eröffnet. Als Angerer 1876 starb, übernahm die Stadt den Steg um 30.000 Gulden und verpachtete den Brückenzoll um 200 Gulden im Jahr. Auf Betreiben der Bevölkerung von St. Nikolaus verzichtete die Stadt mit 31. Dezember 1899 auf den Brückenkreuzer. Das Tragwerk hat eine Gesamt-Stützweite von 21,10+27,80+21,90 = 70,80 m. Die lichte Weite der Fahrbahn beträgt 2,30 m, die Gesamtbreite 2,70 m.

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Der Innsteg um 1960 | Foto: Stadtarchiv

Radfahren seit 2015

Das Befahren des Emile-Béthouart-Stegs mit dem Fahrrad war bis 2015 nicht erlaubt. Nach Adaptierungsarbeiten an der Brücke wurde das Befahren per Verordnung erlaubt. „Besonders den Bürgerinnen und Bürgern in Anpruggen war dies ein großes Anliegen. Nun ist es möglich den Inn bequem mit dem Rad zu überqueren“, erklärte die damalige Vizebgm. Sonja Pitscheider. 2014 fand in Anpruggen ein BürgerInnenbeteiligungsprozess statt. „Die Radfahrerlaubnis über den Innsteg ist eines der Ergebnisse des Prozesses. Ich bin überzeugt davon, dass sowohl Fußgängerinnen und Fußgänger als auch Radfahrerinnen und Radfahrer Platz haben. Gegenseitige Rücksichtnahme ist natürlich essentiell“, appelliert Pitscheider an die Innsbruckerinnen udn Innsbrucker. Um die Innquerung für Radfahrerinnen und Radfahrer möglichst sicher zu gestalten, wurde das Geländer in Abstimmung mit dem Denkmalamt erhöht.

Emile-Béthouart-Steg: Verkehrssicherheit soll erhöht werden. | Foto: BezirksBlätter
  • Emile-Béthouart-Steg: Verkehrssicherheit soll erhöht werden.
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Namensgeber

Marie Emile Antoine Béthouart (1889-1982), ein französischer General, war nach dem Zweiten Weltkrieg Oberkommandierender der französischen Besatzungstruppen in Österreich und von 1946 bis 1950 Hochkommissar der französischen Besatzungsmacht in Nordtirol und Vorarlberg. Er betonte stets, nicht als Besatzer, sondern als Befreier gekommen zu sein und trat für einen unabhängigen österreichischen Staat ein. So ließ er an den Grenzen Schilder mit der Aufschrift „Autriche, pays ami“ (Österreich, befreundetes Land) anbringen. Hochangerechnet wurde ihm, dass er den traditionellen Schützenverbänden bereits 1947 bewilligte, an der Fronleichnamsprozession „gemäß den alten Tiroler Traditionen“ wieder als Ehrengeleit „mit Gewehren“ teilzunehmen. Im Jahr 1950 legte er sogar vor dem Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel einen Kranz nieder. Und das, obwohl Andreas Hofer 1809 gegen die Franzosen kämpfte.

Auch das Befreiungsdenkmal am Innsbrucker Landhausplatz, das mit der Aufschrift PRO LIBERTATE AUSTRIAE MORTUIS an alle für die Freiheit Österreichs Gestorbenen erinnert, geht auf seine Initiative zurück.

Im Jahr 1960 erhielt General Béthouart das Große Ehrenzeichen mit dem Stern für seine Verdienste um die Republik Österreich. Im Jahr 2003 wurde der Innsteg von Prominenz und Ehrenformationen aus Österreich und Frankreich feierlich nach ihm benannt.

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