Flüchtlinge
Keine Computerkenntnisse, keine Arbeit

Das Mousepad zu bedienen ist noch einfacher, als die Maus selbst. Anna Greissing (l.) ist Flüchtlingshelferin und unterstützt Menschen mit Asylstatus erste digitale Kenntnisse zu erhalten.
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  • Das Mousepad zu bedienen ist noch einfacher, als die Maus selbst. Anna Greissing (l.) ist Flüchtlingshelferin und unterstützt Menschen mit Asylstatus erste digitale Kenntnisse zu erhalten.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Sanaa Alkawakeh kommt aus Syrien und sucht eine Arbeit. Ihr größtes Hindernis: Fehlende Computer-Kenntnisse. Eine kleine Abhilfe schafft die Diakonie Flüchtlingshilfe.

INNSBRUCK. Sie haben einen Asylstatus, sie sprechen Deutsch, sie wollen eine Arbeit: Das haben die Flüchtlinge, die zu Anna Greissing in die Diakonie kommen alle gemeinsam. Sie bringt ihnen digitale Kompetenzen bei, mit denen sie sich an die Arbeitsuche machen können. Die Flüchtlingsbetreuerin meint:

"Oft kommen diese Menschen aus Ländern, wo die Digitalisierung noch nicht so selbstverständlich ist. Sie können meistens mit ihren Handys umgehen, aber wie sie im Internet eine Arbeit suchen sollen oder wie sie ein Dokument zu einem PDF umwandeln können, wissen sie nicht. Es gibt Deutschkurse und andere Integrationsmaßnahmen, aber den Bedarf, digitale Kenntnisse zu erwerben, decken wir alleine in der Diakonie ab."

Seitdem sich das kostenlose Angebot herumgesprochen hat, muss sie immer wieder Absagen erteilen. Die Kurse sind pumpvoll. 

Mit Kopftuch ist es nicht leicht

Eine Teilnehmerin, die Glück hatte, und einen Platz ergattern konnte, ist Sanaa Alkawakeh. Sie ist seit 2,5 Jahren in Tirol und hat fünf Kinder. Ihr Mann ist ebenfalls hier, kann aber auf Grund seines gesundheitlichen Zustandes nicht arbeiten. Nun will Sanaa einen Job finden, dafür braucht sie aber allerhand Kenntnisse, die sie sich erst aneignen muss. Z.B., wie sie Jobs im Internet sucht, wie sie Bewerbungsunterlagen erstellt, wie sie in Ordner speichert, und, und, und. Früher hat sie als Assistentin im agrarwirtschaftlichen Ministerium gearbeitet. Sie fängt zwar nicht von Null an – wie die meisten anderen KlientInnen Greissings –, trotzdem gibt es auch bei ihr noch viel Luft nach oben. Beim STADTBLATT-Besuch war sie soeben dabei ihren Lebenslauf zu bearbeiten, Stellen zu suchen und ein Motivationsschreiben aufzusetzen. Gar nicht so einfach, denn jeder Klick und jedes Wort, das sie eintippen muss, ist eine Herausforderung. Sie sucht Teilzeitstellen. Ihr Traum wäre es wieder in einem Büro zu arbeiten, "aber mit Kopftuch ist das nicht so einfach", meint sie.

"Es braucht auch digitale Kompetenzen, nicht nur Deutschkenntnisse"

Eine Stelle in einem Lebensmittelgeschäft, Kinderbetreuung, putzen – sie würde am liebsten einfach gleich anfangen. Ihr Deutsch ist gut, bald legt sie die Sprachprüfung ab und auch einen Führerschein besitzt sie, den sie in Österreich mit einer Zusatzprüfung anerkennen lassen kann. Für Greissing ist sie eine sehr engagierte und fleißige Schüerin, die schon gut Deutsch kann, sich trotzdem schwer tut eine Arbeit zu finden. Ihre Schlussfolgerung: "Digitale Kompetenzen sind genauso wichtig, wie Deutschkompetenzen. Es braucht mehr Angebote, auch von der öffentlichen Hand", fordert Greissing. Um Alkawakeh zu motivieren und sie voranzutreiben, empfiehlt sie ihr einen Computer zu kaufen. "Für ein paar 100 Euro bekommst du einen Gebrauchten", empfiehlt sie ihr. Vor dem sie gemeinsam anfangen Computer im Internet zu suchen, wird ein neues Dokument erstellt: Eine Einladungskarte für die Kinderparty, die Alkawakeh plant. Es ist eine kleine Auflockerung im anstrengenden Bewerbungsprozess.

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