Hören in der Volksschule

Neue Publikation widmet sich dem Hören

INNSBRUCK. Ein Team der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) im Fachbereich Deutsch-Mehrsprachigkeit hat Ende August eine neue Publikation über das Hören von Kindern in der Volksschule veröffentlicht.

Die Neuerscheinung folgt auf das Buch „Lesen in der Primarstufe“ (2020, Waxmann) und verbindet Grundlageninformationen zum Hören mit konkreten Anregungen für den Volksschul-Unterricht. Hören dient als Grundlage für den Spracherwerb: Hören als Wahrnehmen akustischer Signale, genau Hinhören, aufmerksam Zuhören und über das Hören die Sprache lernen. Es ist außerdem wesentlich sowohl für den Erwerb weiterer Kompetenzen wie Lesen, Schreiben, Sprechen etc., als auch für andere Schulfächer, zum Wissenserwerb, bei mündlichen Erklärungen der Lehrperson, bei Gruppengesprächen, etc.

„Hören muss mit Hörstrategien geschult und darf nicht einfach vorausgesetzt werden, selbst wenn Kinder von Geburt an den Hörsinn nutzen. Hören im schulischen Kontext hat viel mehr Anforderungen als Hören im Alltag“

, erklärt Julia Festman, die eine Professur für Mehrsprachigkeit an der Pädagogischen Hochschule Tirol inne hat.

„Sobald Kinder in der Schule sind, prasselt ein enormer Zeitumfang an Zuhörzeit auf die Kinder nieder, auf den sie nicht vorbereitet sind. Lehrpersonen fällt oft auf, wie schwer dies vielen Kindern fällt”

, so Christine Reiter, eine der vier Mitautorinnen der Neuerscheinung und selbst lange Jahre Volksschullehrerin in Innsbruck.

Auditives Lernen zunehmend wichtig

Die auditive Ebene hat in unserer Gesellschaft aktuell stark zugenommen, v.a. im Bereich der Elementar- und Primarbildung. Hörbücher, Tonieboxen und Audiostifte gehören heute zum kindlichen Alltag, auch zu Hause.

„Es ist wichtig, zu verstehen, dass diese digitalen Lernmedien mehr als nur ein Spielzeug sind. Unser Buch zeigt u.a. auf, wie diese auditiven Medien sinnvoll in den Unterricht integriert werden können, wie z.B. die Wortschatzförderung unterstützt oder mit Hörbüchern im Unterricht gearbeitet werden kann”

, so Julia Festman.

„In der Schule sollte mehr passieren als das bloße Anhören eines Hörbuchs, und welche Möglichkeiten es dafür konkret gibt, haben wir in unserem Buch beschrieben“

, ergänzt Lehrerin für Deutsch und Mehrsprachigkeit an der PHT Tirol, Sabrina Gerth.

„'Hören wird von mir sehr selten unterrichtet!' – Das haben wir in unserer Fragebogenerhebung mit rund 360 Lehrern der Primarstufe als Antwort bekommen. Dabei ist das Hören eine zentrale Fähigkeit, deren Entwicklung Kindern hilft, dem Unterrichtsgeschehen besser zu folgen“

, erklärt Julia Festman. Im Volksschulunterricht nehmen das Training der Hörfertigkeiten, das Hörverstehen und die Hördidaktik häufig relativ wenig Platz ein, da oft davon ausgegangen wird, dass die Kinder das ohnehin können. Doch das Hören hat im Schulkontext noch viele weitere Facetten, die geschult werden müssen.

Ein Buch für den Volksschulunterricht

Das Autorinnenteam – Julia Festman, Sabrina Gerth, Maria Mairhofer und Christine Reiter – das im Vorjahr mit einem Band zum „Lesen in der Primarstufe“ (2020, Waxmann) gestartet hat, widmet sich nun einem weiteren wichtigen Kompetenzbereich: dem Hören in der Primarstufe, der Volksschule.

Ausgehend von Grundlagen zum Hören werden in dem Buch „Hören in der Primarstufe. Theorie und Praxis für Hören, Hörverstehen und Hördidaktik.“ (2021) Teilbereiche des Hörens unter die Lupe genommen, die im Schulkontext relevant sind. Dazu werden den Lehrpersonen spezifische Übungen und Aufgaben an die Hand gegeben und mit praktischen Empfehlungen für die Förderung der Hörkompetenz und der Hördidaktik ergänzt.

„Das Buch bietet damit Möglichkeiten und Anregungen, um die Hörfertigkeiten der Kinder mit gezielten Übungen zu schulen. Außerdem finden sich in der Publikation Beobachtungsbögen zu spezifischen Höraspekten – kopierfertig für den Einsatz im Unterricht“

, freut sich Autorin Christine Reiter. Ein Fokus wird u.a. auf die interkulturelle Perspektive gelegt. Die Theorie-Praxis-Bezüge werden durch empirische Daten zum Hören in Tirol abgesichert. Die Neuerscheinung wird, wie auch schon „Lesen in der Primarstufe“ in Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Schulbegleitung eingesetzt. Dass es einen hohen Bedarf und auch praktische Anwendungsmöglichkeiten gibt, zeigen die Reaktionen aus der Erstveröffentlichung zum Lesen in der Primarstufe, in denen Lehrpersonen z.B. die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die besondere Eignung des Buchs im Schulalltag sowie der Ideenreichtum zur Gestaltung von Unterrichtseinheiten hervorheben.

Begleitende Fortbildungsreihe für Volksschullehrer

Zum Erscheinen des Buches bieten die Autor:innen eine kostenlose Fortbildungsreihe für Volksschullehrer:innen an, in der ausgewählte Kapitel des Buches im Theorie-Praxis-Bezug vorgestellt und mit den Teilnehmenden interaktiv diskutiert werden.

Literaturangabe:

Festman, Julia; Gerth, Sabrina; Mairhofer, Maria; Reiter, Christine (2021): Hören in der Primarstufe. Theorie und Praxis für Hören, Hörverstehen und Hördidaktik. Waxmann Verlag.
Hier geht's zum Buch!

Fortbildungstermine

1. Di 30.11.21 15-16 Uhr Hören in der Primarstufe Teil 1
2. Di 07.12.21 15:30-16:30 Uhr Hören in der Primarstufe Teil 2
3. Di 14.12.21 15-16 Uhr Hören in der Primarstufe Teil 3

Mehr zur Mehrsprachigkeit an der Pädagogischen Hochschule Tirol!
Weitere Nachrichten aus Innsbruck finden Sie hier!