Fußgänger, Radfahrer, Autos - Mobilitätsstudie
So bewegt sich Innsbruck

Der Masterplan Gehen stellt den Fußgänger in den Mittelpunkt. Die Bevölkerung in lnnsbruck legt durchschnittlich 32% der täglichen Wege zu Fuß zurück. | Foto: RMS / Reinisch
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  • Der Masterplan Gehen stellt den Fußgänger in den Mittelpunkt. Die Bevölkerung in lnnsbruck legt durchschnittlich 32% der täglichen Wege zu Fuß zurück.
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Weniger Pkws aber mehr Pkw-Nutzung, der Anteil an der Nutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel ist gestiegen. Innsbruck ist eine Stadt der Fußgänger. Damit erhält der Masterplan Gehen eine noch größere Bedeutung. Die BezirksBlätter-Redaktion-Innsbruck wirft einen Blick auf aktuelle Mobilitäts-Zahlen und die Projekte des Masterplans Gehen.

INNSBRUCK. Der Masterplan Gehen Innsbruck ist ein Strategiepapier mit einem Maßnahmenbündel für den Fußverkehr, der das ambitionierte Ziel hat, den Fußverkehr in Kombination mit dem Umweltverbund im Jahr 2030 auf einen Anteil von 80% am Modal-Share in Innsbruck zu erhöhen.

Anmerkung der Redaktion: Modal-Share wird in der Verkehrsstatistik die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsträger oder Verkehrsmittel (Modi) genannt. Modal-Share beschreibt das Mobilitätsverhalten, er hängt unter anderem vom Verkehrsangebot und wirtschaftlichen Entscheidungen ab. Modal-Share wird auf unterschiedliche Kenngrößen bezogen wie z. B. einerseits Personenkilometer, andererseits Anzahl der Wege unabhängig von den Weglängen. Daher sind die jeweiligen Zahlen nicht immer vergleichbar. In Innsbruck existieren Zahlen aus dem Jahr 2011 (Mag. Beatrix Frenckell-Insam: Smart City Innsbruck) : 27 % zu Fuß, 13 % mit dem Rad, 17 % mit dem ÖPNV und 42 % Kfz. Im Vergleich Zahlen aus Wien aus dem Jahr 2019: 30 % zu Fuß, 7 % Rad, 38 % ÖPNV und 25 % Kfz.

Überdurchschnittlich oft nutzen Einwohnerinnen und Einwohner der innenstadtfernen (Sieglanger/Mentlberg, Reichenau, Hötting West, Mühlau, Hungerburg, Amras, Rosaau, Arzl. Neu Arzl, Olympisches Dorf) und peripheren Gebiete (Vill, Igls) den Öffentlichen Verkehr.  | Foto: IKB
  • Überdurchschnittlich oft nutzen Einwohnerinnen und Einwohner der innenstadtfernen (Sieglanger/Mentlberg, Reichenau, Hötting West, Mühlau, Hungerburg, Amras, Rosaau, Arzl. Neu Arzl, Olympisches Dorf) und peripheren Gebiete (Vill, Igls) den Öffentlichen Verkehr.
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Zielsetzung

Fußgängern muss überall, wo Menschen wohnen und arbeiten, wo sie verweilen und sich aufhalten möchten, wo sie besorgen, erledigen und einkaufen, Priorität vor anderen Verkehrsmitteln eingeräumt werden. Die Ausdehnung und die kompakte Stadtform Innsbrucks bietet die Möglichkeit, viele Wege ausschließlich zu Fuß zu gehen. Teil der Förderung der zu Fuß gehenden Menschen besteht darin, die empfundene und objektive Sicherheit zu erhöhen und den Straßenraum als Verkehrs- und Erlebnisraum positiv wahrzunehmen.

Projekte

Maßnahmen werden für die nächsten Jahre bis 2030 definiert, wobei von unterschiedlichen Entwicklungszeiträumen ausgegangen wird. Im Jänner 2022 wurden im Masterplan Gehen folgende Projekte definiert.

Bozner Platz
Beim Bozner Platz handelt es sich um einen zentralen Platz der Innenstadt. Dieser verbindet im Wesentlichen den Hauptbahnhof mit der Innenstadt. Für die Gestaltung wurde ein Wettbewerb durchgeführt, mit dem Ziel eine Begegnungszone zu gestalten. Parkplätze werden aufgelassen um mehr Aufenthaltsqualität zu generieren.
Rennweg, Universitätsstraße und Vorplatz Hofburg
Der Vorplatz beim Haus der Musik soll mit der Hofburg und dem Eingang zur Altstadt (Franziskanerplatz) verschmelzen. Die neu entstehende Begegnungszone bzw. temporäre Fußgängerzone verbindet die Altstadt, das Kulturquartier und die Universität (SOWI).
Angerzellgasse
Das Projekt Angerzellgasse optimiert die Verbindung zwischen der Museumstraße und dem Kulturquartier. Dabei eingebunden sind auch die Katholisch-Theologische Fakultät, das Akademische Gymnasium und die Volksschule Innenstadt.
Leopoldstraße
Das Projekt Leopoldstraße umfasst eine Platzgestaltung, Kreuzungsumbauten und Gehwegverbreiterungen. Die Realisierung ist in mehreren Abschnitten geplant. Der erste Bauabschnitt umfasst den Kreuzungsbereich Michael-Gaismair-Straße / Leopoldstraße. Der zweite Bauabschnitt umfasst den Straßenverlauf zwischen der Heiliggeiststraße und der Müllerstraße.
Pradler Straße
Im Ortsteil Pradl soll eine neue Begegnungszone errichtet werden. Ziel ist es damit eine Aufwertung des Stadtteiles zu erreichen, da sich zahlreiche Nutzungsschwerpunkte für den Fußverkehr wie die Kirche, Volksschule, Hotelanlagen und Geschäfte dort befinden. Gerade für Fußgänger bieten sich hier große Chancen, die Querbarkeit zu verbessern.
Marktgraben, Museumstraße
Die Museumstraße stellt eine der wichtigsten ÖV-Trassen in Innsbruck dar. Gerade hier sind behindertengerechte Einstiege in die Straßenbahn und Busse notwendig. Die Haltestellenanpassung betrifft 6 Ein- und Ausstiegshaltestellen.
Anpruggen
Anpruggen ist die historische Bezeichnung für den Stadtteil am linken Innufer, der Mariahilf und St. Nikolaus umfasst. Das Projekt beinhaltet eine Platzgestaltung und Gehsteigverbreiterungen. Eine Begegnungszone wird in Betracht gezogen.

Masterplan Gehen: Schwachstellenanalyse  | Foto: Stadt Innsbruck
  • Masterplan Gehen: Schwachstellenanalyse
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Die Mobilitättsstudie

Die PKW-Verfügbarkeit nahm im Vergleich zum Vorjahr ab. 27.5% der lnnsbruckerlnnen gaben an, keinen PKW zu besitzen (30%, 2021). 53% gaben an, ein Auto zu besitzen. 19% besitzen zwei oder mehr Autos. Deutlich mehr Autos stehen in den innenstadtfernen und peripheren Stadtteilen zur Verfügung. Nur 16% der Bevölkerung haben überhaupt keine Möglichkeit, einen PKW zu nutzen (ggf. als Mitfahrerin). Die tägliche PKW-Nutzung stieg bei Befragten, die über einen PKW verfügen, von 19% (2021) auf 23% an. 37,5% nutzen ihn an ein bis drei Tagen pro Woche, 14.5% ein bis dreimal monatlich und 25,5% nutzen den PKW seltener oder nie. 5% der Schülerinnen und Schüler nutzen den PKW (fast) täglich als Mitfahrerinnen und Mitfahrende, Studierende zu 3%.

Das Fahrrad

Die tägliche Fahrrad-Nutzung blieb in etwa gleich und liegt bei 40% (39%, 2021). 22% nutzen das Fahrrad an ein bis drei Tagen pro Woche. Die Ergebnisse zeigen, dass knapp zwei Drittel der Bevölkerung mit dem Fahrrad fährt. Vill und Igls haben den geringsten Radanteil, der sich durch die geographische Lage erklärt. Besonders hoch ist die Radnutzung sowohl in der Innenstadt als auch in den innenstadtnahen Gebieten. 61% der Schülerinnen und Schüler, 50% der Studierenden und 44% der Berufstätigen nutzen das Fahrrad laut eigener Aussage (fast) täglich.

Das ist der Masterplan Gehen

Öffentlicher Verkehr
23% der Bevölkerung nutzen nach eigener Einschätzung fast täglich die Öffis, das sind um 3% weniger als 2021 (26%, 2021). Weitere 25% nutzen an ein bis drei Tagen pro Woche die Öffis. 20% nutzen die Öffis monatlich. 31% fahren selten oder nie mit Bus und Tram.
Unter den lnnsbruckerlnnen wird der ÖV von den jungen Altersgruppen (0-29) und den ältesten Altersgruppen (75+) überdurchschnittlich oft genutzt. Mehr als zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler und 46% der Studierenden nutzen den ÖV (fast) täglich.

Mobilitätskennziffern

81% der lnnsbruckerlnnen verlassen an einem durchschnittlichen Tag die Wohnung. Im Durchschnitt unternehmen die lnnsbruckerlnnen 1,6 Aktivitäten pro Tag.
Freizeitwege spielen mit 45% die größte Rolle, gefolgt von Wegen zur Versorgung (Einkaufen, Dienstleistungen, 27%) und Arbeitswegen (17%).

Modal Split im Binnenverkehr
Die Bevölkerung lnnsbrucks legte im Jahr 2022/2023 durchschnittlich 32% der täglichen Wege zu Fuß zurück, das ist um 5% weniger als 2021 (37%, 2021). Bei diesem Fußwegeanteil werden Wege zur oder von der Haltestelle nicht mitgezählt. 27% der Wege wurden mit dem Fahrrad gefahren, um 1% weniger als 2021. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) hatte einen Anteil von 19% (12.6% als Fahrerin, 6% als Mitfahrerin und 0,1% mit dem Motorrad). Der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel lag bei 23%, eine Steigerung von 9% zu 2021 (14%, 2021). Der MIV-Anteil hat sich kaum geändert von 21% (2021) auf 19%. Die Anteile der Fußwege (32%) und Fahrradwege (27%) sind beide gesunken (zu Fuß um fast 5%, Fahrrad um 1%). Diese Werte beziehen sich auf alle Wochentage inklusive Wochenenden und Feiertagen.

Der OV-Anteil hat sich im Zeitraum von 1993 bis 2019 kontinuierlich positiv entwickelt und stieg von 15% auf 20%. Überdurchschnittlich oft nutzen Einwohnerinnen und Einwohner der innenstadtfernen (Sieglanger/Mentlberg, Reichenau, Hötting West, Mühlau, Hungerburg, Amras, Rosaau, Arzl. Neu Arzl, Olympisches Dorf) und peripheren Gebiete (Vill, Igls) den ÖV (24% und 48%). Frauen gehen mehr zu Fuß als Männer und fahren weniger selbst mit dem Auto. Der ÖV-Anteil ist gleich hoch. überdurchschnittliche ÖV-Anteile verzeichnen Kinder, Jugendliche, Studierende sowie Personen, die älter als 75 Jahre sind.

Studenten

In 55% der Haushalte mit Studierenden gibt es nach eigener Aussage keinen PKW. In knapp 37% der Haushalte mit Studierenden gibt es ein Auto. Von 2% der Studierenden wird das Auto (fast) täglich genutzt, 26,5% nutzen es an ein bis drei Tagen pro Woche, 14% ein bis drei Mal monatlich und 58% seltener oder nie. Das Fahrrad wir nach eigener Aussage von drei Viertel aller Studentinnen und Studenten mehrmals pro Woche genutzt (50% an 4-7 Tagen/Woche und 25% an 1-3 Tagen/Woche). 45,5% der Studierenden nutzen nach eigener Einschätzung (fast) täglich öffentliche Verkehrsmittel, 27% an 1- 3 Tagen pro Woche, 13% mehrmals pro Woche und 14,5% fahren selten oder nie. 67,5% der Semesterticket­ lnhaberinnen und Inhaber nutzen die Öffis täglich, aber nur 28% der Nicht-Besitzerinnen und Besitzer.

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