Weltacker
Standort Spiel- und Liegewiese Reichenau war nicht geplant

Weltacker: Statt an der Kettenbrücke jetzt in der Egderdachstraße. | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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Der "Weltacker" auf der Spiel- und Liegewiese in der Egerdachstraße wird weiter heftig diskutiert. Vor allem der jetzige Standort sorgt für politische Nachfragen. Ursprünglich wurde im Stadtsenat und im Gemeinderat ein anderer Standort beschlossen.

INNSBRUCK. Rund 40 Seiten umfasst der politische Akt "Fördervertrag Projekt Feed-Inn". Im Stadtsenat wurde das Projekt gegen die Stimmen der FPÖ am 30. März beschlossen, im Gemeinderat wurde die Angelegenheit am 22. April 2021 diskutiert. Dabei hält GR Janine Bex fest: "Der zweite Bereich ist ein Herzensprojekt vieler Initiativen. Es geht darum, eine landwirtschaftlich genutzte Fläche der Barmherzigen Schwestern im Saggen quasi als Experimentierfeld für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen." Im Gemeinderat wurde das Projekt gegen die Stimmen von FPÖ, FRITZ und GERECHT angenommen.

Standortfrage

"Sind die politischen Entscheidungen betreffend den Weltacker überhaupt eingehalten worden?" Vizebgm. Markus Lassenberger zeigt sich gegenüber der BezirksBlätter Innsbruck Redaktion über die Umstände betreffend die Spiel- und Liegewiese in der Egerdachstraße, die nun zu einem Acker verkommt, erstaunt: "Ich könnte mich nicht erinnern, dass es zur Verwendung genau dieser Fläche einen politischen Beschluss gegeben hat.

Laut den vorgelegten Unterlagen solle dieser Weltacker nämlich ganz wo anders realisiert werden, nämlich in Saggen bei den Kreuzschwestern nicht direkt im stark besiedelten Gebiet der Reichenau. Scheinbar sind die Vorlagen in den Gremien wie Stadtsenat und Gemeinderat nichts wert wenn dann sowieso die Umsetzung erfolgt wie einem beliebt.

Die Vorsehung dagegen zu stimmen war somit punktgenau, konkretisiert Lassenberger. GR Gerald Depaoli kritisiert den jetzigen Standort in der Egerdachstraße und stellt die Frage, warum der leerstehende Bereich der ehemaligen Gärtnerei nicht genutzt wird. "Einmal mehr gibt es bei einem Projekt keine Transparenz und Informationen und einmal mehr gibt es eine Unmenge an offenen Fragen", kritisiert Depaoli die Vorgangsweise rund um das Projekt.

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FeedINN

Per Vertrag wurde "Die Durchführung der Dienstleistung „Ernährungsraum Innsbruck. Möglichkeitsräume für ein nachhaltiges, alpin-urbanes Ernährungssystem schaffen" im Stadtsenat fixiert. FeedINN möchte: "Akteure, Beziehungen und Aktivitäten identifizieren, sichtbar machen, diese unterstützen und längerfristige Strukturen und Austauschformen schaffen." Ein Experimentierfeld ist die Markthalle. Mit Markthalle goes sustainable sollen angepasste Lösungen für die Abfallreduktion gefunden werden. Und unter der Devise "Jung, cool und nachhaltig werden Jugendliche zu alltäglich nachhaltiger Ernährung begleitet. Als zweite Experimentierfeld war im Konzept und der Beschlussvorlage die Kettenbrücke vorgesehen. Der Weltacker, ein globaler Bildungsacker für erfahrungsorientiertes Lernen sowie das Pilotprojekt klimaneutraler interkultureller Gemeinschaftsgarten stand im Konzept. Der Zeitraum des Projekts erstreckt sich von 1. März 2021 bis 31. August 2022.

Das "Betretungsverbot" ist vorübergehend, dann wird "eine Wegstruktur durch den Acker führen, damit Besucherinnen und Besucher die Kulturen von Nahe betrachten können". | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
  • Das "Betretungsverbot" ist vorübergehend, dann wird "eine Wegstruktur durch den Acker führen, damit Besucherinnen und Besucher die Kulturen von Nahe betrachten können".
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feld:schafft

"Die feld:schafft ist eine Genossenschaft, die 2019 gegründet und in das Firmenbuch eingetragen wurde. Sie thematisiert mit ihren Angebote die Wertschätzung von Lebensmitteln und die dadurch ermöglichte Abfallreduktion. Die Nutzung von ungenutzten Ressourcen ist ihr Motto, um gesellschaftlichen Problemen zu begegnen", erklärt Claudia Sacher (feld:schafft) gegenüber der BezirksBlätter Innsbruck-Redaktion. "Der Weltacker ist Teil des Experimentierfelds 2 des Projektes Feed`Inn, dass über den Stadtsenat beschlossen wurde. Dieses Experimentierfeld hat sich im Laufe der Projektlaufzeit stark geändert und konnte nicht auf der zuerst angedachten 'eine der letzten großen landwirtschaftlichen Flächen' umgesetzt werden. Stattdessen hat der Weltacker seinen temporären Platz (für 2 Jahre) in der Reichenau bekommen", informiert Sacher über die Standortwahl.

Die Geschichte der Fläche

Claudia Sacher blickt auch auf die Geschichte der Spiel- und Liegewiese in der Egerdachstraße zurück: "Die Geschichte dieser Fläche beginnt erst ca 2007. Davor bestand auf der Fläche eine Gärtnerei, eine Privatnutzung. 2007 beschloss die Stadt Innsbruck den Kauf der Fläche, Ende 2008 wurden die darauf bestehende Infrastruktur entfernt und die Spiel- und Liegewiese (Widmung: Freiland) angelegt. Somit steht die Fläche seit 2009 der Bevölkerung zur Verfügung. Da die Fläche aufgrund ihrer Lage sehr einsichtig ist und kein Baumbestand einen Sichtschutz bietet, wurde die Fläche nur selten bis gar nicht als Liegewiese genutzt. Auf den angrenzenden Flächen befinden sich unterschiedliche Spiel- und Sportplätze, wodurch auch nur wenige Kinder die Fläche zum Spielen genutzt haben. Vorrangig wurde die Fläche gequert, als direkte Verbindung zur Andechsstraße bzw. wurde sie manchmal als Hundewiese genutzt. Die nächstgelegene Hundewiese befindet sich an der nächsten Kreuzung Egerdachstraße / Gumpstraße."

Vorübergehendes Betretungsverbot

"Es stimmt, das vorübergehend die frisch eingesäeten Flächen nicht betreten werden sollten. Die Ackerfläche soll, wie jede frisch angelegte und bepflanzte Grünfläche, solange nicht betreten werden, bis die Pflanzen ausreichend angewachsen sind",

erklärt Sacher weiter: "Danach wird eine Wegstruktur durch den Acker führen, damit Besucherinnen und Besucher die Kulturen von Nahe betrachten können."

Kritik am Standort

"Die Bevölkerung, vor allem in Stadtteilen wie der Reichenau, hat sehr wenig von einem Acker der als Klimaprojekt genutzt wird. Die wenigen Grünflächen in eng besiedelten Stadtteilen sollen den Menschen zum Spielen oder Ausruhen dienen und nicht um grünen Ideologien umzusetzen. Die Frage die sich stellt ist, ob dies widmungsrechtlich überhaupt dort möglich ist und warum man den Menschen den wertvollen Raum für den Aufenthalt nimmt. Gibt es rund um Innsbruck bzw in den Ausläufern der Stadt nicht genug Flächen die dazu geeignet wären? Scheinbar gehts aber bestimmten politischen Proponenten nur noch darum Flächen zu versiegeln, siehe zukünftiger Bozner Platz oder diese der Bevölkerung zu entziehen" kritisiert Vizebgm. Lassenberger den jetzigen Standort.

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Das "Betretungsverbot" ist vorübergehend, dann wird "eine Wegstruktur durch den Acker führen, damit Besucherinnen und Besucher die Kulturen von Nahe betrachten können". | Foto: BezirksBlätter Innsbruck
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