Frei im Theater 04
Wer hat Angst vor ... ?
Die Bühne - ein feinsäuberlich abgestecktes Schlachtfeld, wo nichts mehr wächst. Weil das, was heranwachsen sollte, nie geboren wurde. Das gilt für beide Paare, die sich in jener Nacht begegnen und zwischendrin immer wieder abtauchen dürfen in die Abgründe ihrer Seelen.
Wie Regisseur Stefan Maurer und Ausstatter Luis Graninger den von Martha und George bis zur wechselseitigen Vernichtung ausgereizten Ehekrieg für die Bühne des Großen Hauses übersetzen – drastisch und symbolistisch, ist faszinierenderweise sogar noch grausamer und offensiver als die sonst üblichen Kammerspiel-Versionen von Edward Albees Bühnenklassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“
Antje Weiser und Jan-Hinnerk Arnke sind in ihrer Intensität dabei erwartungsgemäß eine Idealbesetzung für diesen lustvoll zelebrierten Infight, der auch den nächtlichen Besuch rasch in seinen Bann zieht. Denn Christina Constanze Polzer und Tom Hospes bieten als junges Paar ebenfalls hinreichend Projektionsflächen.
Längst ist Albees Stücktitel ja auch zum geflügelten Wort geworden. Sarah Milena Rendel fragt sich etwa in ihrer aktuellen Soliarts-Produktion Greta im Brux „Wer hat Angst vor Greta Thunberg?“. Weil sie ein überzeugendes Bewerbungsschreiben für die Rolle der Greta abgeben möchte, begibt sich eine junge Schauspielerin auf ausgiebige Under-Cover-Recherchetour. Sie will begreifen und muss dabei zusehends verschreckter erkennen, dass sich die irrationalen und antisemitischen Narrative seit Jahrhunderten perpetuieren und dabei stets auf die gerade aktuellen Themen übertragen werden.
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