Naturdenkmal
Wird die Blutbuche gefällt?

Die Blutbuche im Jahr 2014. | Foto: Dani Kofler
3Bilder
  • Die Blutbuche im Jahr 2014.
  • Foto: Dani Kofler
  • hochgeladen von Georg Herrmann

INNSBRUCK. Die Lebenstage der rund 120-130 Jahre alten Blutbuche vor dem Haus der Musik scheinen gezählt. Aktuell ist die Fläche rund um die Blutbuche großräumig abgesperrt. Das vorliegende Gutachten empfiehlt die Blutbuche zu fällen, ein Gegengutachten wir erstellt.

Baumerzählungen

Würde sich die Blutbuche uns mitteilen können, so würde man ganze Bücher füllen können. Seit über 100 Jahren an einen der zentralen Orte in der Landeshauptstadt, hat die Blutbuche zwei Weltkriege überlebt, unzählige Aufmärsche, Umzüge, Demonstrationen und Prozessionen erlebt, eine rasante bauliche Entwicklung und Umgestaltung ihres Lebensraums an den eigenen Wurzeln erlebt. Wetterkapriolen der unterschiedlichsten Art oder vielfach als Sitzgelegenheit zur besseren Aussicht auf das Geschehen am Vorplatz von Bürger erklommen, die Blutbuche ist Teil der vielfältigen Entwicklung der Stadt. Zwar können Blutbuche bis zu 200 Jahre alt werden, für das Naturdenkmal scheint aber die Zeit abzulaufen. Hier ist der Stadtblatt-Beitrag "Vorplatz Haus der Musik: Rätselraten um Blutbuche" zum Nachlesen.

Umgebung rund um die Blzbuche wurde abgesperrt. | Foto: Stadt Innsbruck
  • Umgebung rund um die Blzbuche wurde abgesperrt.
  • Foto: Stadt Innsbruck
  • hochgeladen von Georg Herrmann

Das Gutachten

"Der Baum hat das Recht zu leben aber auch zu sterben", hält der Gutachter am Ende seiner Erklärungen in Richtung politischer Entscheidungsträger fest. Auf neun Seiten wird die Entwicklung des Baums sowie die Vielzahl scheiner Schädigungen und mögliche Gefahrenpotentiale beschrieben. Die Vitalitätsstufe des Baums liegt zwischen 2 (Stagnationsphase: Baum mit deutlichen Vitalitätsverlusten, Kronenmantel durchsichtig, vermehrt Totholz) und 3 (Resignationsphase: Baum absterbend, Kronenmantel zerrissen, Totholz überwiegend). Ergebnis des Gutachters: "Daher ist aus Sicherheitsgründen und auch im Sinne einer Neugestaltung die Blutbuche zu fallen und durch einen bereits größeren Baum zu ersetzen. Auch die Schnittmaßnahmen tragen zu keiner 100%igen Sicherheit bei. Hier sind die Schäden an der Buche eindeutig sichtbar und fortgeschritten." Kritisch betrachtet werden die Formulierungen: "Baum ist verkehrssicher: nein; Gefährdung ja (derzeit gering) /durch Sturmböen" sowie: "Daher ist aus Sicherheitsgründen und auch im Sinne einer Neugestaltung die Blutbuche zu fällen und durch einen bereits größeren Baum zu ersetzen." In den vorgegebenen Fragestellungen für das Gutachten (Stand- und Verkehrssicherheit; Erhaltenswürdigkeit der Blutbuche; Maßnahmen) war das Thema Neugestaltung nicht gelistet.

Gegengutachten

Entrüstet zeigt sich der Innsbrucker FPÖ-Stadtparteiobmann und Stadtrat Rudi Federspiel in einer Aussendung über die Ankündigung, dass die Blutbuche am Rennweg ein Sicherheitsrisiko darstelle und gefällt werden muss: „Das vorliegende Gutachten muss hinterfragt werden, daher braucht es ein unabhängiges Gegengutachten“, hält Federspiel fest. Er fordert den grünen Bürgermeister, Georg Willi, auf, ein solches Gutachten sofort in Auftrag zu geben. „Wenn Willi unserer Forderung nicht nachkommt, werden wir einen eigenen Gutachter beauftragen“, erklärt der FPÖ-Stadtrat, der abschließend eine Warnung ausspricht: „Bis das zweite Gutachten vorliegt, darf der Baum nicht gefällt werden, denn es ist ein gesetzlich geschütztes Naturdenkmal.“

Die Blutbuche während der Haus der Musik-Bauarbeiten. | Foto: Stadtblatt
  • Die Blutbuche während der Haus der Musik-Bauarbeiten.
  • Foto: Stadtblatt
  • hochgeladen von Georg Herrmann

Lange Diskussion

Die Diskussion über den Zustand der Blutbuche, aber auch sein Standort sind immer wieder Stoff für Diskussionen und Interpretationen. 2016 wurde im Rahmen der Planung des neuen "Haus der Musik" der Standort des Leopoldbrunnes und der Blutbuche in Frage gestellt. Der Brunnen hätte verlegt und die Blutbuche gegen einen 15 Meter Baum ausgetauscht werden sollen. Die drei denkmalgeschützten Bäume (Blutbuche, Säuleneiche und Schwarzkiefer) wurden ab dem Zeitpunkt der Abbrucharbeiten der alten Stadtsäle über sämtliche Bauphasen des Neubaues des Hauses der Musik bis zur Ausführung des neuen Vorplatzes im Sommer 2018 mit diversen Maßnahmen geschützt. Im Jänner 2021 konnte unter anderem die Schwarzkiefer zwischen dem Haus der Musik Innsbruck und der Hofkirche der enormen Schneelast nicht mehr Stand halten und ist umgestürzt. 2018 wurde die Rotbuche einem Pflegeschnitt unterzogen. Die Stadt teilte damals mit: "Die Lebensdauer des Baumes, dem ein externes Gutachten schon vor fünf Jahren eine deutlich beschränkte Lebenszeit bescheinigt hatte, kann so verlängert werden."

Weitere Nachrichten aus Innsbruck finden Sie hier

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.