Schlagabtausch um Talstation
Fragwürdige Methoden, Rücktrittsforderung

- Hilferuf der Jungen Talstation, massive Kritik der Opposition an Bürgermeister Anzengruber und Vize Willi.
- Foto: Thomas Krug
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Die Zukunft der Jungen Talstation bewegt. Nach dem Hilferuf der Verantwortlichen reagiert die Opposition. Der gesamte Ablauf rund um die Talstation wird als fragwürdig bezeichnet, Vizebürgermeister Georg Willi wird zum Rückzug aufgefordert.
INNSBRUCK. Im August erhielten die Betreiberinnen und Betreiber der Jungen Talstation eine Räumungsaufforderung über die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB). Mit der geforderten Räumung verliert die Initiative nicht nur ihren Standort, sondern muss auch auf eigene Kosten fix verbaute Infrastruktur entfernen – darunter Sanitäranlagen, Fenster, Bar, Veranstaltungstechnik sowie Strom- und Glasfaserinstallationen, die über Jahre mit Fördermitteln und Eigenleistung aufgebaut wurden. „All das diente der öffentlichen Nutzung und ist in gutem Zustand. Dass diese Substanz nun dem Rückbau oder Verfall preisgegeben wird, ist weder wirtschaftlich noch kulturpolitisch nachvollziehbar“, so die Betreiber.
Der Bogen 40
"Uns wurde Anfang diesen Oktobers über Umwege der Viaduktbogen 40 als Ersatz angeboten – zunächst um rund 2.000 € Miete, nach unserer ersten Absage plötzlich „mietfrei“. Das Angebot kam nicht aus der Liegenschaftsabteilung, dem Kulturressort oder dem uns zugehörigen Jugendressort, sondern von einer Mitarbeiterin aus dem Büro des Bürgermeisters, verbunden mit erheblichem Zeitdruck." Bemerkenswert: In der Gemeinderatssitzung im Jänner 2025, in der auch der Ankauf und Erhalt der Talstation beschlossen wurden, wurde die Anmietung genau dieses Bogens als Start-up-Hub mit einer monatlichen AfA-Miete von 237 € beschlossen, informieren die Vereinsverantwortlichen.
"Wir sollen also binnen Tagen ein Commitment zu einem Raum abgeben, der eigentlich für junge Selbstständige/Start-Ups unter anderen Mietbedingungen vorgesehen ist. Umso unverständlicher ist es, dass hier plötzlich rasch finanzielle Mittel zur Sanierung (228.000 Euro) und eine Lösung bereitstehen – während die Talstation, ein bestehendes städtisches (!) Gebäude mit klaren Beschlüssen und Potential, seit Jahren leer steht und dem Verfall überlassen wird."

- Kommt das Aus für die Junge Talstation. Ein Hilferuf und ein unmoralisches Angebot.
- Foto: Thomas Krug
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Hilferuf sorgt für Reaktionen
Die Verantwortlichen vom Verein Junge Talstation haben sowohl ein Zukunftskonzept, ein Nutzungskonzept als auch ein Konzept für die temporäre Nutzung des Rotunde-Gasthauses und Gastgarten erarbeitet. Der Hilferuf der Vereinsverantwortlichen sorgt für Reaktionen. "Die Stadtregierung tritt die Jugend- und Kulturarbeit mit Füßen. Die fragwürdige Methoden der Stadtregierung müssen den Rückzug von Willi nach sich ziehen", erklärt die Liste "Das neue Innsbruck" in einer Aussendung. "Räumung stoppen, Beschlüsse umsetzen", fordert die Alternative Liste Innsbruck: "Die Stadtregierung zerstört einen etablierten Jugendraum". GR Tom Mayer von der Liste Fritz erklärt: "Junge Kultur brutal entsorgt, Stadtregierung lässt Talstation und Jugend im Stich". Anzengrubers Stadtregierung bricht Versprechen und opfert einen Kulturverein, betont Mayer weiter. "Der Bürgermeister handelt gegen Beschlüsse – und lässt innovative Projekte im Stich. Trotz eindeutiger Gemeinderatsbeschlüsse wird die Talstation geräumt – wieder einmal ohne Transparenz oder klare Kommunikation", formuliert FPÖ-Stadtrat Markus Lassenberger.
Willis Rückzug überfällig
Die Entscheidung der Stadtregierung, die ehemalige Hungerburgbahn-Talstation zu räumen, sorgt weiterhin für politischen Streit. Nach der Pressekonferenz zur „Zukunft der Talstation“ übte die Fraktion Das Neue Innsbruck (DNI) am Dienstag scharfe Kritik an Bürgermeister Johannes Anzengruber und Kulturreferent Georg Willi. Die Partei spricht von einem „kulturpolitischen Tiefpunkt“ und fordert den Rücktritt des Kulturreferenten. „Trotz mehrfacher Gemeinderatsbeschlüsse zum Erhalt der Talstation als Kulturstandort wird das Gebäude geräumt und dem Verfall preisgegeben“, erklärte DNI-Klubobfrau Birgit Winkel. Zeitgleich sei dem Verein „Junge Talstation“ ein „unseriöses Ersatzangebot“ gemacht worden, das lediglich „einen anderen Problemfall der Stadtregierung kaschieren“ solle. DNI-Stadtrat Markus Stoll sprach in diesem Zusammenhang von einem „politischen Flop mit Ansage“. Die Räumung der Talstation diene einzig der „Rettung eines gescheiterten Immobilienprojekts im Viaduktbogen 40“.
„In der Gemeinderatsunterlage wurde vorgeschlagen, den Bogen einem im Einflussbereich des grünen Wirtschaftsausschuss-Vorsitzenden stehenden Unternehmen zu übertragen. Offenbar hat der Impact Hub abgewunken. Seit zehn Monaten zahlt die Stadt Miete an die ÖBB für einen leerstehenden, sanierungsbedürftigen Raum – das ist ein teurer und peinlicher Flop von Willi und Anzengruber, der nun durch den Verein notdürftig kaschiert werden soll“, so Stoll.
Auch die finanzielle Prioritätensetzung der Stadt stößt auf Unverständnis: „Während beim grünen Bogen das Geld locker saß, blieb es für die Talstation stets aus. Wenn Willi noch einen Funken Anstand hat, räumt er nicht die Talstation, sondern das Feld des Gemeinderates.“ Zudem ortet Stoll Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe und Kommunikation rund um das Ersatzangebot: „Wenn eine der engsten Mitarbeiterinnen des Bürgermeisters plötzlich städtische Immobilien anbietet, hohen Zeitdruck aufbaut und die Miete nach Ablehnung plötzlich auf null senkt, ist das ein Vergabeskandal, der nach dem Stadtrechnungshof ruft. Die Stadtregierung weiß offenbar nicht mehr, wer wofür zuständig ist – und der Bürgermeister ist auf Tauchstation.“
Räumung sofort stoppen
Mit deutlicher Kritik reagiert die Alternative Liste Innsbruck (ALi) auf das Vorgehen der Stadtregierung, die „Junge Talstation“ aufzulösen. Damit verliere die Stadt nicht nur ein erfolgreiches, selbstverwaltetes Jugendprojekt, sondern auch einen dringend benötigten sozialen Raum für junge Menschen. Die Umsetzung des einstimmig beschlossenen Gemeinderatsantrags zur Erhaltung und Weiterführung des Projekts liege in der Verantwortung des Bürgermeisters, betont die ALi. "Was in der Jungen Talstation aufgebaut wurde, lässt sich nicht in Geld messen. Wer jungen Menschen Räume nimmt, nimmt ihnen Perspektiven. Eine Stadt, die ernsthaft an einer lebendigen und solidarischen Zukunft interessiert ist, muss Jugend stärken – nicht verdrängen“, erklärt ALi-Gemeinderätin Evi Kofler.
Gemeinderätin Evi Kofler findet auch zum Vorgehen der Stadtführung deutliche Worte: „Seit Januar gibt es einen aufrechten Gemeinderatsbeschluss zur Talstation. Bis heute wurden vom Bürgermeister dazu weder Stellungnahmen der Ämter eingeholt, noch liegen konkrete Nutzungsmöglichkeiten oder Kostenrahmen vor. Stattdessen wird mit dem „Bogen 40“ ein Raum der nach einem anderen Gemeinderatsbeschluss schon längst an „Start Ups“ vermietet sein müsste, als „Jugendzimmer“ angeboten. Ein derartiges Vorgehen ist für eine Landeshauptstadt unwürdig,“ so Kofler.
Die Alternative Liste fordert, die Räumung sofort zu stoppen, den Beschluss endlich umzusetzen und der Talstation eine klare Zukunftsperspektive zu geben. „Die Talstation in den jahrelangen Leerstand zu verabschieden, kann nicht die Zukunftsstrategie dieser Stadt sein“, so Kofler abschließend.
Versprechen gebrochen
Die endgültige Räumung der ehemaligen Hungerburgbahn-Talstation sorgt für massive Kritik seitens der Liste Fritz. Gemeinderat Tom Mayer erhebt in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegen die Stadtregierung unter Bürgermeister Johannes Anzengruber.
„Was hier passiert, ist ein Paradebeispiel für Freunderlwirtschaft, Geldverschwendung und politische Verantwortungslosigkeit“, so Mayer. Statt ein lebendiges Kulturprojekt zu unterstützen, werde der Verein Junge Talstation „eiskalt entsorgt – und das trotz klarer Zusagen im Regierungsprogramm“.
Nach Ansicht der Liste Fritz seien mehrere Gemeinderatsbeschlüsse zum Erhalt und zur Sanierung der Talstation ignoriert worden. Auch das der Initiative als Ersatz angebotene Objekt – ein Viaduktbogen – sei laut Mayer „nichts anderes als ein gescheiterter Versuch, grüne Freunderlwirtschaft zu tarnen“. Die Liste Fritz fordert eine vollständige Aufklärung und eine sofortige Kurskorrektur. Dabei müsse auch die Rolle der Grünen im Gemeinderat beleuchtet werden.

- Immer wieder kämpft die Junge Talstation um das Überleben.
- Foto: © David Peric
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