Gemeinderat
Stadtmarketing als großes Diskussionsthema

Die Arbeit des Stadtmarketings wird gelobt, der bürokratische Unterbau bietet Handlungsbedarf. | Foto: Hetfleisch
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  • Die Arbeit des Stadtmarketings wird gelobt, der bürokratische Unterbau bietet Handlungsbedarf.
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Das Stadtmarketing leistete in den vergangenen Monaten eine hervorragende Arbeit. Die beeindruckenden New-Orleans-Festival-Abschlusstage, hervorragend besuchte Stadtteilfeste, tolles Bogenfest und die Stadtteiltour. Das  ist die schöne Seite des Stadtmarketings. Es gibt aber auch eine bürokratische und nicht so schöne Seite. Das zeigt der Kontrollamtsbericht zur Innsbruck Marketing GmbH.

INNSBRUCK. "Die Innsbruck Marketing GmbH hat die Planung, Konzeption und Realisierung der vorstehenden Aufgaben in enger Kooperation mit der öffentlichen Hand und privaten Interessenten wahrzunehmen und dabei die aktuellen Themen der Stadtentwicklung zu berücksichtigen." So wird das Aufgabengebiet des Stadtmarketings im Kontrollamtsbericht beschrieben.  Der Bericht sorgt im Gemeinderat für entsprechende Diskussionen. Bgm. Georg Willi hat GR Markus Stoll das Wort entzogen, die unendliche Geschichte der Beteiligungsverhältnisse stand neuerlich im Mittelpunkt. Eine emotionelle Diskussion zwischen Stadtmarketing, Patscherkofel und Fehlern im System.

Heike Kiesling neue Chefin

Der Bericht

Bgm. Willi erinnert in seiner Wortmeldung an die Genese der Beteiligungsproblematik. Aktuell setzt sich die GmbH wie folgt zusammen: Stadtgemeinde Innsbruck 49,00 %, Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer 24,00 %, Wirtschaftskammer Tirol 14,00  % sowie Innsbrucker Zentrumsverein 13,00 %. Ziel wäre jedoch eine Mehrheit der Stadt in der GmbH. Die Thematik war bereits des Öfteren im Gemeinderat: Der Gemeinderat beschließt die inhaltliche Neuausrichtung der IMG und der Gemeinderat stimmt dem Erwerb von 2 % des  Geschäftsanteils der Wirtschaftskammer Tirol (WKO) an der IMG zu. Der Aufsichtsrat wird auf neun Personen aufgestockt. Damit bekommt der TVB Innsbruck zwei Aufsichtsratsmitglieder und wird die Mehrheit der Stadt Innsbruck mit fünf Mitgliedern sichergestellt. Aufgrund der Stimmenthaltungen konnte am 9.12.201 jedoch darüber nicht abgestimmt werden. Im Gemeinderat vom 15.12.2022 der Antrag der SPÖ angenommen. Der Gemeinderat beauftragt den Bürgermeister, mit den Gesellschaftern der Stadtmarketing Innsbruck GmbH in Verhandlungen mit dem Ziel zu treten, den Gesellschafteranteil der Stadt Innsbruck auf 51 % zu erhöhen oder eine eigene Marketinggesellschaft zu gründen.“ Der Kontrollamtsbericht beschäftigt sich auf 61 Seiten mit der Geschäftsgebarung des Stadtmarketings.

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Die Neuausrichtung

Die Neuausrichtung der IMG bildete einen eigenen Tagesordnungspunkt in der Generalversammlung vom 08.04.2021. Im Bericht des seinerzeitigen Geschäftsführers wurde erwähnt, dass die Gesellschafter eine Präzisierung der Aufgaben und Ziele der IMG fordern und dies auch schon in der Generalversammlung vom 03.12.2020 angesprochen wurde. Aus diesem Grund wurde ein konkretes Angebot einer Agentur für ein Beratungsmandat eingeholt. Im Ergebnis wurde die Geschäftsführung – mittels einstimmigen Beschluss – von der Generalversammlung angewiesen, die oben erwähnte Agentur als Prozessbegleiter für die Neuausrichtung der IMG zu beauftragen. Der Prozess sollte ehestmöglich gestartet werden und bis Ende Juni 2021 abgeschlossen sein. Laut den Prüfungsunterlagen wurde von der beauftragten Agentur im Stadtsenat vom 30.06.2021 bereits ein Konzept vorgestellt. In der Generalversammlung der IMG vom 24.08.2021 war die Neuausrichtung der Gesellschaft (geplant ab 2022) auf Basis des Konzeptes des beauftragten Unternehmens neuerlich ein Punkt der Tagesordnung. Die Generalversammlung beschloss die Beauftragung der Gesellschafterin Stadt Innsbruck (vertreten durch Herrn Bürgermeister) mit der formalen, inhaltlichen, budgetären sowie personellen und sonstigen Ausgestaltung zur Umsetzung der Neuausrichtung der IMG unter Mitwirkung der Gesellschafter und unter dem Vorbehalt der Beschlussfassung im Gemeinderat.

Zuschüsse

In den Jahren 2019,2020, 2021 und 2022 hat die Stadtgemeinde Innsbruck einen Finanzierungsbeitrag in der Gesamthöhe von € 3.330.000 geleistet. Das sind rd. 82 % der gesamten Gesellschafterzuschüsse. Im Vergleich zur direkten Beteiligung der Stadtgemeinde Innsbruck am Stammkapital der IMG im Ausmaß von 49 % stellte die Kontrollabteilung bei den alljährlich angewiesenen städtischen Finanzierungsanteilen eine starke Diskrepanz fest. Der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer als 24 % Gesellschafter hat in den Geschäftsjahren 2019 bis 2022 jährlich einen Finanzierungszuschuss von € 150.000 an die IMG überweisen. Die Wirtschaftskammer Tirol als anteilige Eigentümerin der IMG (14 %) bezahlte ebenfalls über die Jahre einen gleichbleibenden Finanzbeitrag von jeweils € 30.000 an die Innsbruck Marketing GmbH. Der Innsbrucker Zentrumsverein, der die Geschäftsanteile der beiden vorangegangenen Gesellschafter (Innenstadtverein und Verein  Interessengemeinschaft Altstadt Innsbruck) übernahm, hat den seinerzeitigen Finanzierungsbeitrag auf € 5.000 im Jahr 2022 verringert. In den Finanzjahren 2020 und 2021 wurde von den früheren Gesellschaftern gar kein Zuschuss an die IMG zur Anweisung gebracht.

Subventionen

In den geprüften Jahren hat die Innsbruck Marketing GmbH Subventionszahlungen von insgesamt € 2.908.000 erhalten. Die Wirtschaftskammer Tirol hat im Jahr 2022 einen Förderbeitrag in Höhe von € 30.000 für die neu angeschaffte Weihnachtsbeleuchtung und einen Zuschuss von € 30.000 für das „Baustellenmarketing Altstadt“ im Jahr 2020 überwiesen. Der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer hat im Jahr 2022 für die Marke Innsbruck eine Subvention von € 100.000 der IMG zur Verfügung gestellt. Die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG hat in den Jahren 2020 und 2021 einen Zuschuss von je € 50.000 für das „Baustellenmarketing Altstadt“ als Standortmarketingmaßnahme der IMG bereitgestellt. Das Land Tirol hat im Geschäftsjahr 2022 für die Veranstaltungsreihe „Klimasalon“ einen Zuschuss von € 5.000 gewährt. Im Jahr 2019 hat das Land Tirol für das Projekt „Anpruggenweg“ und für die Veranstaltung „Student Welcome Party“ je einen  finanziellen Beitrag von € 9.000 bzw. € 2.000 angeordnet. Die Stadt Innsbruck hat der IMG Finanzmittel im Ausmaß von € 2.632.000 zur Verfügung gestellt. Im Geschäftsjahr 2021 hat die Stadt Innsbruck einen außerordentlich hohen Förderbeitrag von insgesamt € 1.199.000 an die IMG geleistet. Diese Finanzmittel waren für nachstehenden Projekte – Bergsilvester 2021/2022, (€ 80.000), Weihnachtsbeleuchtung (€ 40.000) und Marke Innsbruck (€ 76.500) sowie Corona-Wirtschaftsimpulspaket (€ 1.002.500) – zweckgebunden ausbezahlt worden.
Im Rahmen des Corona Wirtschaftsimpulspaket 2021 wurde u.a. folgende Projekte finanziert: Begrünungskonzept 263.000 Euro, Gratisparkstunde 190.000, Kulturstadtfest 100.000, Weihnachtsbeleuchtung 100.000, Umbrüggler Alm 94.500, KulTOURsommer und Stadtoasen 80.000, Kommunikations-/Medienpaket Handel 75.000, Daviscup Finals 50.000 sowie Sicherheit und Märkte 50.000. In den prüfungsrelevanten Jahren hat die IMG Sponsorengelder für diverse Projekte bzw. Veranstaltungen von insgesamt netto € 783.237,35 erwirtschaftet.

Die Marke Innsbruck

Bereits am 22.10.2009 beschloss der Gemeinderat der Stadt Innsbruck, dass die Stadt Innsbruck die Einladung des TVBI zur gemeinsamen und interdisziplinären Entwicklung einer gesamthaften Marke Innsbruck annimmt. Im Bericht der Kontrollabteilung (KA 10504/2011) über die Prüfung von Teilbereichen der Gebarung und Jahresrechnung 2010 der Innsbrucker  Stadtmarketing GesmbH vom 20.03.2012 wurden die Kosten im Zuge des Markenentwicklungsprozesses (ohne inhaltlicher Evaluierung) dargestellt. Unter anderem wurde auch vermerkt, dass sowohl die Wortbildmarke  „Inns´bruck“ als auch die Wortbildmarke samt Schriftzug „Inns´bruck Hauptstadt der Alpen“ auf nationaler Ebene im Markenregister (beim  österreichischen Patentamt) angemeldet (18.08.2011) wurde. Die nunmehrige Einschau zeigte, dass zwischenzeitlich bei letzterer Wortbildmarke (samt Schriftzug) auch eine internationale Markenregistrierung  (17.02.2012) erfolgte. Die IMG ist daher eingetragener Inhaber der Marke Innsbruck und hat ferner auch im Gesellschaftsvertrag vom 29.10.2013 “den Markenbildungsprozess weiter zu begleiten und die Marke „Inns´bruck“ zu hüten“ als Gegenstand des Unternehmens festgeschrieben.  Die Marke Innsbruck war im Protokoll der konstituierenden Aufsichtsratssitzung vom 26.02.2019 sowie der Generalversammlung vom 19.08.2019 ein ausführlicher Punkt der Tagesordnung. Kurz zusammengefasst wurde hervorgehoben, dass mit dem Logo Innsbruck das augenscheinlichste Zeichen der Marke umgesetzt wurde. In den Protokollen wurde des Weiteren ein „Markenreview“ angedacht. Als Ziel ist im seinerzeitigen Aufsichtsrat festgehalten worden, die Genese des Prozesses nochmals zu analysieren, das Markenbild auf Aktualität zu überprüfen sowie zukünftige Herausforderungen der Marke mit den wichtigsten Partnern zu diskutieren, um damit die Marke wieder fit für  die nächsten Jahre zu machen. Der Beginn des sog. Relaunches war ursprünglich im Herbst 2019 vorgesehen.

Bergsilvester

Das Bergsilvester wurde in den eingesehenen Zeiträumen unterschiedlich gestaltet, wobei in sämtlichen Jahren am 30.12. ein Zwergsilvester (kinderorientiert) und am 31.12. eine größere Veranstaltungseitens der IMG behördlich angemeldet wurden. Im Jahr 2022 wurde darüber hinaus bis zum 06.01.2023 ein Fassadenmapping – aufwelches später noch eingegangen wird – angemeldet. In der Generalversammlung vom 19.08.2019 wurde festgehalten, dass die IMG vonseiten der Stadt Innsbruck und des TVBI gebeten wurdesich Alternativen zum Feuerwerk im Rahmen des Jahreswechsels zu überlegen. Im Ergebnis wurde ein Konzept (INN`szenierung bzw. eine  Licht-Sound-Wasser-Show) präsentiert und ferner protokolliert, dassder finanzielle Mehrbedarf in Höhe von ca. € 300.000 von der Stadt Innsbruck und dem TVBI zu je 50 % gedeckt wird. Für das Bergsilvester 2020/2021 wurde in der  Generalversammlung vom 03.12.2020 eine Lichtinszenierung (sog. Mapping bzw. Projektionen auf Fassaden) mit Hintergrundmusik an mehreren Plätzen der Stadt Innsbruck vorgestellt. Ferner war am 31.12.2020 wiederum ein Feuerwerk auf der Seegrube durchgeführt. In der Generalversammlung vom 24.08.2021 wurde erwähnt, dass das ursprüngliche Konzept des Bergsilvesters 2020/2021 („sog. lightwalk“) coronabedingt nicht umgesetzt werden konnte und nun für das Bergsilvester 2021/2022 geplant sei und um Bühnen sowie Gastrobereiche ausgeweitet werde. Daher wurde vereinbart das Konzept 1:1 ins Neue Jahr zu übertragen.

Michael Perger (Obmann des Zentrumsvereins), Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, Bürgermeister Georg Willi und Franz Jirka (Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Tirol; v.l.n.r.) gratulierten Heike Kiesling zur Geschäftsführung des Innsbruck Marketings. | Foto: IKM
  • Michael Perger (Obmann des Zentrumsvereins), Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, Bürgermeister Georg Willi und Franz Jirka (Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Tirol; v.l.n.r.) gratulierten Heike Kiesling zur Geschäftsführung des Innsbruck Marketings.
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Die Arbeit des Stadtmarketings wird gelobt, der bürokratische Unterbau bietet Handlungsbedarf. | Foto: Hetfleisch
Michael Perger (Obmann des Zentrumsvereins), Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, Bürgermeister Georg Willi und Franz Jirka (Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Tirol; v.l.n.r.) gratulierten Heike Kiesling zur Geschäftsführung des Innsbruck Marketings. | Foto: IKM
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