Zangerl für weiter fünf Jahre Präsident

"Bescherung!" rief der sichtlich gut gelaunte Präsident seine Kammerräte zur Vollversammlung. Kein Wunder: wie erwartet wurde Erwin Zangerl für weitere fünf Jahre als AK-Chef wiedergewählt.
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  • hochgeladen von Stephan Gstraunthaler

Vergangenen Donnerstag fand die erste Vollversammlung seit der AK-Wahl statt. Erwin Zangerl und seiner Vizepräsidenten wurden bei dieser Gelegenheit für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.

Die Arbeiterkammer Tirol hat eine neue Führung. Die von den Tiroler Arbeitnehmern im Rahmen der AK Wahl bestellten neuen 70 Kammerrätinnen und Kammerräte wählten für die neue fünfjährige Funktionsperiode aus ihrer Mitte den Präsidenten, die Vizepräsidenten und den Vorstand. Dabei wurde Erwin Zangerl von der 70-köpfigen Vollversammlung mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol gewählt.

Präsidium bleibt unverändert

Die Vollversammlung wählte neben AK Präsident Erwin Zangerl auch die AK Vizepräsidenten Reinhold Winkler, Verena Steinlechner-Graziadei sowie Ambros Knapp (alle Liste Präs. Zangerl AAB-FCG). Und als weitere
AK Vorstandsmitglieder Fritz Gurgiser, Anton Pertl, Tanja Ruprecht und Werner Salzburger (alle Liste Präs. Zangerl AAB-FCG) sowie Günter Mayr und Bernhard Höfler (beide Liste Günter Mayr – FSG) sowie Helmut Deutinger (Grüne in der AK).

"Mehr Respekt für Arbeitnehmer!"

Im Beisein zahlreicher Ehrengäste, unter ihnen LR Beate Palfrader, erklärte der neu gewählte AK Präsident Erwin Zangerl in seiner Antrittsrede, dass es jetzt gelte, alle Kräfte im Land zu bündeln und in einer wirtschaftlich so instabilen Periode den arbeitenden und den arbeitsuchenden Menschen als Interessenvertretung den Rücken zu stärken. Zangerl appellierte an das Land und die Sozialpartner, einen Weg des gerechten Verteilens der Mittel zu finden. „Es darf in unserem Land niemand allein gelassen werden. Die Menschen brauchen vor allem in Krisenzeiten soziale Sicherheit und wirtschaftliche Perspektiven. Es muss wieder möglich gemacht werden, dass sich Tirols Arbeitnehmer-Familien Eigentum schaffen können. Wir haben als größte Interessenvertretung unsere Vorschläge für eine gute Zukunft mehrfach deponiert und erwarten Respekt gegenüber den Arbeitnehmern sowie mehr Mitsprache bei politisch relevanten Entscheidungen im Land.“

Dauerbrenner: Wohnkosten

Konkret meinte der AK Präsident: „Wenn Tirols Arbeitnehmer vielfach mehr als die Hälfte ihres Einkommens allein für das Wohnen hinblättern müssen und gleichzeitig jedoch monatlich um mehrere hundert Euro weniger verdienen als ihre Kollegen in anderen Bundesländern, dann stimmt das System nicht mehr. Das Wohnproblem brennt immer mehr Tirolern unter den Nägeln. Wir haben unsere Forderungen dazu deponiert: Eine Offensive beim Wohnbau, die Zweckbindung der Wohnbauförderung und der Rückzahlung, die extra freigegebenen Mittel des Bundes endlich zu nehmen und vor allem den genügend vorhandenen Grund und Boden in Tirol wieder zu aktivieren und dadurch von Spekulationen zu befreien. Dazu haben wir dem Land eine umfangreiche Analyse unterbreitet.“

"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!"

„Die Gewerkschaften müssen ihren Kampf gegen die durch nichts zu rechtfertigenden Einkommensunterschiede intensivieren“, sagte Zangerl, „wir bieten dabei unsere Mithilfe an.“ Gleichzeitig kündigte der AK Präsident auch einen verstärkten Einsatz für eine gerechtere Arbeitswelt und mehr gute Arbeitsplätze an: „Es ist unfair, Beschäftigte im Krankenstand zu kündigen oder gar zu entlassen, oder Frauen bei gleichwertiger Arbeit um bis zu ein Drittel niedriger zu entlohnen als Männer. Es wird auch nötig sein, die Frage der Teilzeitarbeit offen zu diskutieren und zumindest Absicherungsmodelle für die drohende Pensionslücke der größtenteils weiblichen Beschäftigten in diesem Bereich zu finden. Es muss Schluss damit sein, dass ältere Beschäftigte aus dem Arbeitsprozess herausgedrängt werden.“

Millionen Stunden "umsonst"

Zangerl: „Wir werden noch mehr Druck für die Gleichberechtigung der Arbeitnehmer machen, beim Unterschied zwischen Arbeitern und Angestellten, und wenn etwa immer noch 69 Millionen Überstunden pro Jahr nicht entlohnt werden. Da geht es auch um die Frage einer Beweislastumkehr und um höhere Strafen für die schwarzen Schafe unter den Betrieben. Das müsste auch im Interesse der vielen anständigen Firmen liegen, die dadurch laufend Wettbewerbsnachteile erleiden.“
„Die höchsten Arbeitslosenzahlen seit Jahrzehnten in Tirol verheißen nichts Gutes. Umso wichtiger ist es jetzt, dass Tempo gemacht wird, damit die angekündigten Konjunkturpakete rasch umgesetzt werden. Jeder Tag Stillstand ist ein verlorener Tag. Bei diesem Aktionsprogramm für Beschäftigung darf jedoch nicht auf die jungen Menschen vergessen werden. Wir brauchen dafür genügend Ausbildungsplätze. Ich vermisse auch die nötigen Impulse der Standortagentur Tirol. Wir brauchen mehr gute Arbeitsplätze in allen Regionen. Das erwarten sich die Menschen, von der Landespolitik.“

Mit Bildung gegen Arbeitslosigkeit

Aber auch im Bereich Bildung mahnt der AK Präsident Reformen ein: „Viel zu sehr hängt noch immer der Schulerfolg der Kinder von der Brieftasche der Eltern ab. Aber genau hier muss angesetzt werden, denn eine gute Berufsausbildung und die richtige Qualifikation dafür sind die besten Rezepte im Kampf gegen Arbeitslosigkeit.“

Zangerl: „Wir werden unseren Kampf verstärken gegen Ausbeuter und Steuerhinterzieher! Wenn Geld für eine marode Bank und für deren miese Spekulanten da ist, dann muss auch Geld für die Arbeitnehmer da sein. Sie brauchen auch endlich wieder mehr Mittel zur freien Verfügung. Mit den Milliarden für diese Bank würden wir alle mit unserem Konsum die reale Wirtschaft stützen, was wiederum Wachstum und Beschäftigung schafft. Kurzum: Um Gleichberechtigung und Respekt zu erreichen, bleibt die AK unbequem gegenüber Bund und Land. Dazu gehört auch unserer Forderung, dass die wirklich Reichen in unserem Land endlich auch ihren gerechten Beitrag leisten. Diese Vermögenssteuer ist keine Steuer gegen den Mittelstand sondern für die Millionäre.“

Der AK Präsident betonte in seiner Antrittsrede auch die Unverzichtbarkeit der Arbeiterkammer mit ihren Experten für die Vertretung der Interessen der Arbeitnehmer. „Wir haben mit unserer Handschrift aus der AK Tirol ein Schutzhaus für die arbeitende Bevölkerung errichtet. Wir können stolz auf die hohe Akzeptanz der AK im Land sein. Die Menschen wissen - auch wenn sie uns gerade nicht brauchen, wie wichtig und hilfreich die Arbeiterkammer als eine solidarische Gemeinschaft aller ist. Wir müssen vor allem den jungen Menschen vor Augen führen, dass diese Einrichtung keine Selbstverständlichkeit ist. Nur durch harten Einsatz und laufende Reformen sowie durch die Selbstverwaltung und die damit verbundenen Wahlen bekommen wir die so wichtige demokratische Legitimation als zeitgemäße Standesvertretung aller Arbeitnehmer. Erst dadurch können wir den Beschäftigten Schutz im Arbeits- und im Privatleben bieten.“

Zangerl abschließend: „Wir werden auch in Zukunft unsere Stimme erheben, wenn es um berechtigte Anliegen der arbeitenden Bevölkerung geht. Denn nicht nur die Mächtigen und die Lobbys, die es gelernt haben, ständig die Hand aufzuhalten und laut genug zu jammern, brauchen die Hilfe der Landespolitik“, so der AK Präsident.

In ihren Grußworten gratulierte Landesrätin Beate Palfrader dem neuen AK Präsidenten und bekannte sich zu den Leistungen der AK Tirol als wesentliche Stimme und als wichtiges Schutzhaus für die Arbeitnehmer im Land. Auch sie bekannte sich als Arbeitnehmervertreterin zu einer stärkeren Berücksichtigung der Interessen der arbeitenden Bevölkerung.

"Bescherung!" rief der sichtlich gut gelaunte Präsident seine Kammerräte zur Vollversammlung. Kein Wunder: wie erwartet wurde Erwin Zangerl für weitere fünf Jahre als AK-Chef wiedergewählt.
In seiner Antrittsrede kritisiert Zangerl die hohen Wohnkosten bei gleichzeitig niedrigen Einkommen in Tirol.
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