Meine Erfahrungen als neuer Pensionist und Rentner #2
Merksatz: Unterhalb ist oft oberhalb und Nutzloses drunter.

Herbert Waltl als Adler verkleidet. Illustriert von Dominik Schubert. | Foto: herbert Waltl
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  • Herbert Waltl als Adler verkleidet. Illustriert von Dominik Schubert.
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(14.11.20) Die zweite Woche endet. Wie die erste aufgehört hat. Mit der Frage:"Bin ich ein Pensionist oder ein Rentner?" Die Unterschiede hat mir ein befreundeter Gscheitling und Professor schon genau erklärt. Damit belaste ich niemanden - weiter. 

Mit dem Spaziergänger.

Am Montag bei schönstem Wetter im Vomperbacher Forchat mit dem Alfie herumspaziert und schwadroniert. Über das kleine "Viecherl", das uns plagt, die Pension, die vorhergehende Zeit, das Träumespektakel und die vielen Krankengeschichten. Über Netzwerke und Persönlichkeiten, über Befind- und Peinlichkeiten, diesseits und jenseits. Erbauend. Dazu gab es das beste "To-go-Henderl" der Schwazer-Hemisphäre. Und Gespräche mit vorbeiziehenden Alten, einem ehemaligen Personalchef und so weiter... erbauend. Ein kurzer Weg, dem Planetenlehrpfad entlang. Erbaulich. Aufbauend. Chillig. Nebenbei hat der Alfie als "Spaziergänger" ganz hochgeistige, kritische  Weisheiten und Ergüsse über das aktuelle Hier und Jetzt niedergeschrieben.

Halbe Stunde - Tagesrunde.

Jeden Tag eine Runde - rauf nach Afling, runter und übers Michelfeld zurück nach Völs. Eigene Dress, schnittige Hose, Quicksandalen, Funktionsshirt mit einem "10er" am Rücken. Im schnellen, galoppierenden Schritt. 30 Minuten und ein paar Sekunden für die Runde. Im sportlichem Outfit. Die, die mir begegnen, sind oft die gleichen. Ältere Damen im Dreierpack, vermummte ältere Herren, mit und ohne Hund, am Radl oder solo. Ich: (Nicht) viel Zeit zum Denken. Tolles Auslüftungsprogramm.

Aufräumarbeiten.

Diese schreiten voran. Die guten ins Bücherl, ins Köpferl, die schlechten in den großen Entsorgungseimer. Quer durch meine Vergangenheit. Mitmenschen, Projektbeschreibungen, Konzepte, Krizzeleien, Bilder und so weiter, die meinem täglichen Anspruch und dem mehr nicht genügen landen dort wie dort. Bin erstaunt, wie viel guten Schrott es gibt und wie leicht man sich von etwas trennen kann. Vieles im Kopf, manches direkt und sofort. Anderes wird noch brauchen.

Schlussbüchl mit den Krizzelsachen.

Knapp 100 Stück habe ich noch zusätzlich versandt. Mit persönlichen Worten veredelt und aufgemotzt. Einige nette Rückmeldungen zeigen, dass es nicht allen so wurscht ist, was früher passiert ist. Stimmt. Auch das Heute ist morgen schon Wurst von früher. Besonders gefreut haben mich die hier: 

... danke für das unglaublichste Buch, das ich je bekommen habe! Viel Lächeln – viel Erinnerung an großartige Festival-Vorstellungen – viel Erinnerung an gemeinsame Treffen und Überlegungen zur Zusammenarbeit...

... ich erhielt vor kurzem ein großes Kuvert mit großartigem Inhalt:
das von Dir angekündigte „Heft“ (tiefgestapelt) – eine ganz tolle Idee von Dir –
wie so vieles in den vergangenen Jahren. Dein ideeller Input hat der Bank stets gut getan. Ich darf mich dafür ganz herzlich bedanken und freue mich jetzt schon, Dein Werk in Ruhe zu studieren und mir dabei alte Erinnerungen ins Gedächtnis zu
rufen...

Ein paar, an besondere Menschen, verschicke ich noch. Dann ist endgültig damit Schluss.

Musik vertreibt dunkle Gedanken.

Down und Eingeloggt. Jetzt muss man die richtige Musik, die richtige Stimmung erzeugen. "Nice ‘n’ Easy" von Frank Sinatra der Titel sagt alles: auf diesem Albumklassiker ist Sinatra entspannt und durch und durch positiv zu hören, mit relaxed swingenden Songs und sanften Balladen, denen Star-Arrangeur Nelson Riddle zusätzlichen Glanz gibt. Zum 60. Jubiläum wurde das Album jetzt  neu remastert. Die beiden, Florian Seibert und Peter Heider, alias Boozoo Bajou kennen die Spielregeln von Downtempo und TripHop, Ambient und Chill Out. Das Klanguniversum bringt den richtigen Sofadruck für das kommende "Lock Down"-Ambiente. Die Sprechweise „Dust My Broom“ stammt aus dem Blues. Im übertragenen Sinne bedeutet dies unter anderem „reinen Tisch machen“ und den Beginn von etwas Neuem, einen „Neuanfang“. Die Atmosphäre ist unverändert deep. Die musikalische Bandbreite: Weit. Vielschichtig, aus dem Heute wie der Vergangenheit fördern Boozoo Bajou die Essenzen der unterschiedlichsten Roots-Musik-spielarten zutage und zeigen ihre innerste Seelenverwandschaft, ganz gleich, ob es sich dabei um Reggae, Soul, Blues, Folk, Jazz oder original Rhythm n´ Blues handelt. Der dritte Tipp betrifft einen Künstler, der auch schon bei "Volksmusik im Blumenpark", damals noch als Insiderkünstler unterwegs war. Der gebürtige Südtiroler Herbert Pixner hat sich zu einer wahren Ikone und einem Brückenbauer zwischen den Stilen entwickelt. Und sich mit den Berliner Symphonikern wohl einen Traum erfüllt. Symphonic Alps vom Herbert Pixner Project ist ein wundervoller Crossover von Volksmusik, Worldmusic und Klassik. Bluesky für die Seelen und die Ohren.  

Serviert - ein Schachzuckerl.

Jetzt im Lockdown ein kleiner Motiviationstipp. Anschauen. Nachmachen. Ein wahres Appetithäppchen Richtung Muntermacher und Animo. Das "Damengabit" läuft auf Netflix. Damengabit ist eine häufig verwendete Eröffnungsvariante. Eine Miniserie mit 7 Folgen. Danach wird das Schachbrett wieder ausgemottet. Oder ein neues bestellt. Und wir alle spielen munter das Spiel der Königinnen und Könige. Wetten.


Ausweg-los-Hypo-Conda.

Ich komme nicht los von dem besagtem Begriff. Linker Unterbauch. Undefinierte Schmerzen. Viel Zeit zum Nachdenken. Internet-Doktor sagt mir "Leistenbruch"! - Uuch! - Lebensgefahr? Anruf bei einem Meister des Faches in der Kettenbrücke. "Lieber Freund!" -  Ruck-Zuck ein Termin ebendort. Untersuchung. Ultraschall und die Erklärung - nix - nur Divertikel die sich anzünden in der Darmflora. Mehr brauchts nicht. Mit einem Schlag sind auch die Schmerzen wieder weg. Und der neue Namen geboren. Hypo-Conda - eine Mischung aus Unterversorgung (Hypo - griechisch "unter") und Seeschlange. Also wohl mangelndes Selbstbewußtsein und Wellenkraftwerk. Das alles kommt vom "Zu-viel-Nachdenken", sagen die einen. Typisch "Hypo-Conda" sagen die anderen. 

Zwei Dinge noch zum Schluß.

Klar das Eingesperrtsein nervt. Überordentlich. Die Schulen zu. Schade. Ich weiß. Für mich persönlich hat das "Viecherl" - verniedlicht klingt es nicht so böse, den Effekt und Sinn der persönlichen Besinnung. Over-All. Für jeden einzelnen von uns, so oder so. Mit unterschiedlichen Vorzeichen und Bedingungen. Sicher ist: Wir haben wahrscheinlich davor die schönste Zeit auf diesem Planeten verbringen dürfen, ohne Krieg und ohne besondere Einschränkungen, in absoluter Freiheit ohne Ende. Vor uns war es nicht so und wahrscheinlich auch danach, wird vieles neu sein. Wer ist schuld? Ganz einfach. Wir alle haben's wohl irgendwie und sowieso gemeinsam verschissen. Die Menschheit kann man in der Trembita* rauchen oder rausblasen ist besser. Stimmt doch - oder?

Es gibt auch wieder Dinge, die ermuntern und die Mut machen. Ganz sicher. Auch das Projekt "Gemeinsam sind wir Österreich" ist ein solcher kleiner positiver Moment. Wenn auch nur ein Puzzleteil -  Beweis dafür, daß WIR auch anders können. Ich kann mich an die ersten Gespräche mit dem Schubl Klaus erinnern. Holpriger Start. Und das - "Jetzt" kann sich hören und sehen lassen. Auch wenn die Prominenten Popstars optisch älter, gebrechlicher wirken. Die Traurigkeit ist auch der Zeit geschuldet. Sie und ihre Stimmen werden gebraucht. Genau jetzt. Die Power stimmt. Der Vibe und die Botschaft kommen an. Wer gutes tun will. Erlöse sind für "Licht ins Dunkel" widmungsgebunden für das Tiroler "Netzwerk Tirol hilft" vorgesehen.  ? Hier ist der Kontakt.
Kontakt:  schubl-prod@aon.at 

* Trembita ist eine 4m lange Hirtentrompete aus der Ukraine. Sie haben recht. Habe ich auch nicht gewußt. Aber am kleinsten Ort meiner Homebase - dort sitzend - schräg gegenüber auf Augenhöhe,  war das auf der großen Ukraine-Illustration zu lesen und ist mir so markant ins Auge gestochen, dass ichs mir gemerkt habe.

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