Faktencheck Innenstadtwirtschaft
Leerstand ist der erste Weg zur Tristesse

- Leerstehende Geschäfte in der Innenstadt. Neben dem Leerstand macht die Fluktuation großen Sorgen.
- Foto: BezirksBlätter
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Die Entwicklung in der Innenstadt ist besorgniserregend. Sichtbar durch leer stehende Geschäfte, beschäftigt sich auch die Stadtpolitik mit dem Thema. Eine aktuelle Studie unterstreicht die negative Entwicklung und warnt vor künftiger Tristesse.
INNSBRUCK. 117.100 Quadratmeter an Verkaufsfläche mit 717 Shops prägen die Innenstadtwirtschaft. Eine Leerstandsquote von 4,3 Prozent und eine Fluktuationsrate von 16,2 Prozent im Jahr 2023 zeigen eine unerfreuliche Entwicklung. Bezüglich Fluktuation hat Innsbruck hinter Klagenfurt und Wiener Neustadt den dritthöchsten Wert. Der Umzug eines bekannten Elektrofachmarktes aus Innenstadt in ein naheliegendes Einkaufszentrum, die insolvenzbedingte Schließung eines Einrichtungsgeschäftes sorgten vor kurzen für Schlagzeilen und einen sorgenvollen Blick auf die Innenstadt Wirtschaft. Leerstehenden Geschäfte in der Museumstraße oder der Anichstraße, aber auch in anderen Straßen und Gassen sind seit längerem Wegbegleiter bei einem städtischen Spaziergang.

- Die Fluktuationsrate in Innsbruck liegt sowohl für die A-Lage als auch bei der Gesamtfläche jeweils deutliche über dem österreichischen Durchschnitt.
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Studie
Seit 2013 erfasst Standort + Markt in den 20 größten Städten Österreichs sämtliche Shopflächen und verfügt damit über ein unabhängiges Monitoring zum Zustand und den Veränderungen der österreichischen Ballungszentren. Der jährliche "S+M City Retail Health Check" wird gemeinsam mit dem Handelsverband präsentiert. Durch die Analyse von 24 Geschäftsbereichen (Einkaufsstraßen) plus 16 ausgewählten Kleinstädten mit insgesamt 13.300 Shops auf einer Fläche von rund 2 Mio. Quadratmetern liegt eine sehr hohe Transparenz zum Shopflächengeschehen in Österreich vor. "Der Trend des Shopflächenrückgangs setzt sich das sechste Jahr in Folge fort. Auch 2023 gab es keine Wende, in den wichtigsten Einkaufsstraßen haben wir im Handel erneut rund 9.000m2 verloren. Dabei sind 90 Prozent der Ortskerne und Peripherien in den ländlichen Regionen noch gar nicht berücksichtigt, wo sich das tatsächliche Ausmaß aufgrund langer Laufzeiten bei Miet- und Pachtverträgen erst noch zeigen wird", fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zusammen.
Innsbruck im Fokus
Innsbruck liegt mit 117.100 Quadratmetern an Verkaufsfläche an fünfter Stelle im Flächenvergleich, die Mariahilfer Straße in Wien, die City in Wien, Graz und Linz liegen vor Innsbruck. 66.800 Quadratmeter sind in der A-Lage, 50.300 Quadratmeter in der B-/C-Lage. Der Branchenmix setzt sich aus 32 Prozent Bekleidung, 22 Prozent sonstiger Bedarf, 15 Prozent Gastronomie und 12 Prozent Kurzfristbedarf (z.B. Lebensmittelhandel, Drogerien, Apotheken) zusammen. Wohnungseinrichtung sowie Hausrat und Elektronik liegen bei je vier Prozent. Der Leerstand bei 4,3 Prozent. Bei der Entwicklung der Shopflächen von 2014 bis 2023 zeigt Innsbruck einen Rückgang von 0,3 Prozent. Die Fluktuationsrate in Innsbruck liegt sowohl für die A-Lage als auch bei der Gesamtfläche jeweils deutliche über dem österreichischen Durchschnitt. Nur Eisenstadt, Steyr und Wels haben eine höhere Fluktuation in der A-Lage als Innsbruck mit seinen 16,2 Prozent.
Zukunft
"Fluktuationsraten von mehr als 15% in großen Citys wie Innsbruck und Klagenfurt bzw. von knapp 20% in der A-Lage von Eisenstadt sind bemerkenswerte statistische Ausrufezeichen, die eines illustrieren: Den Einzelhändlern, Dienstleistern und Gastronomen steht das Wasser bis zum Hals. Geschäftsaufgaben stehen auf der Tagesordnung. Teuerung und massiv gestiegene Kreditkosten bei gleichzeitiger Kaufzurückhaltung sind Ingredienzien für eine gefährliche Entwicklung: Die Kräfte zahlreicher Shopbetreiber sind aufgezehrt, die Lustlosigkeit wächst", hält der Handelsverband und die Studienersteller fest. "Wir erwarten auch im kommenden Jahr ein Schrumpfen der Shopflächen in den Citys. Verkaufsflächenreduktion ist angesagt. Hotels, Büros oder Wohnungen könnten Shopflächen ersetzen. Es werden auch vermehrt Retail-Einzelkämpfer das Feld räumen, das Straßenbild wird sich dadurch wohl weiter deutlich ändern", prognostiziert Experte Hannes Lindner. "Eines lehren uns die Zahlen der letzten Jahre: Shopflächen allein bestimmen nicht das Leben und die Frequenz der City; die Multifunktionalität der City kann einiges an Frequenz gut machen. City-Resilienz wird zukünftig durch City-Multifunktionalität definiert!"

- Der Trend des Shopflächenrückgangs setzt sich fort.
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