Schuldenspirale der Krise – Reformpaket Basel III – auch die Tiroler Banken werden zur Kasse gebeten.

"Eine weitere Senkung der Rendite für die Eigentümer ist nicht realistisch", so Gerhard Schwaiger, Obmann der Sparte Bank und Versicherung
  • "Eine weitere Senkung der Rendite für die Eigentümer ist nicht realistisch", so Gerhard Schwaiger, Obmann der Sparte Bank und Versicherung
  • hochgeladen von Elisabeth Laiminger (ella)

(ella). Noch ist unklar, wie die Banken hierzulande die steigenden Kosten gemäß Basel III stemmen werden. Gerhard Schwaiger, Obmann der Sparte Bank und Versicherung, hält Preissteigerungen im Bereich der Kredite und Gebühren für unumgänglich.

Sponsoring außer Gefahr
Kreditnehmer müssen den Gürtel enger schnallen, Vereine u.ä. können aufatmen. Die regionalen Banken unterstützen mit freiwilligen Förderungen Institutionen und Projekte im sozialen, kulturellen und Bildungsbereich. Aufgrund der bevorstehenden Belastungen der Banken sieht Jakob Knapp, Pressesprecher der Tiroler Sparkasse, für das Sponsoring keine Gefahr. Dem schließt sich auch die Raiffeisenlandesbank (RLB) Tirol AG an. "Wir leben soziale Verantwortung im gewohnten Umfang", heißt es seitens der RLB Tirol AG.

"Regulierungswahn der Banken" – Die Sicht von Gerhard Schwaiger, Obmann der Sparte Banken und Versicherungen der Wirtschaftskammer Tirol
Die Schuldenkrise und ihre Auswirkungen gehen auch an den 799 Banken in Österreich und den 98 Tiroler Instituten mit ihren 431 Zweigstellen nicht spurlos vorbei. Das erwartete Jahresbetriebsergebnis 2013 in Tirol wird sich auf rund 329 Millionen Euro belaufen – das ist ein Rückgang von 6 Prozent gegenüber 2012 – und das erwartete EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) auf 230 Millionen, was ein Plus von fünf Prozent bedeutet. „In Österreich schaut die Situation konträr aus, dort steht beim Betriebsergebnis ein Plus von rund fünf Prozent und beim EGT ein fettes Minus von 48 Prozent zu Buche“, nennt Gerhard Schwaiger, Obmann der Sparte Bank und Versicherung, die Fakten. In Tirol musste 2013 erstmals ein Rückgang im Kreditbereich verzeichnet werden. „Da konnten wir in den letzten Jahren auch während der Krise immer konstante Steigerungen erreichen, nun gab es ein Minus von einem Prozent, vor allem im Bereich der Fremdwährungskredite sind Rückgänge zu verzeichnen.“ Tirols Banken beschäftigen aktuell rund 7.000 Mitarbeiter. „Das bedeutet einen Rückgang von 5,66 Prozent (404 Personen) in den Jahren von 2008 bis 2012“, erklärt der Obmann und ergänzt: „Das ist eine Auswirkung der zunehmenden Regulierungen, mit denen die Banken konfrontiert sind.“

Denn auf Tirols Banken, so Schwaiger, kommen mit Basel III zahlreiche Herausforderungen zu. „Es geht hier um einen zusätzlichen Kapitalbedarf für die Geldinstitute, um Liquiditätsbestimmungen, um die Bankenabgabe, um Dinge wie Einlagensicherungs- und Abwicklungsfonds, die es zu dotieren gilt.“ Österreichs Banken sehen sich mit Belastungen und Regulierungskosten konfrontiert, die um 10 Prozent höher als in England und gar um 20 Prozent höher als in Deutschland sind. „Der Ertragslage von 230 Millionen stehen künftig Belastungen entgegen, die sich voraussichtlich im Bereich von 60 bis 100 Millionen belaufen“, blickt Schwaiger in die Zukunft. Doch wie können die Banken diese Kosten abfangen? „Eine weitere Senkung der Rendite für die Eigentümer ist nicht realistisch. Bei der Kosten-Ertrags-Relation sehe ich auch wenig Spielraum, genauso werden es die Banken vermeiden, ihr Geschäft herunterzufahren, sprich gewisse Produkte nicht mehr anzubieten oder Kredite zu reduzieren.“ Nicht auszuschließen seien aber Preiserhöhungen, etwa bei Gebühren und Kreditkosten. „Doch wie es sich tatsächlich entwickeln wird, kann und wird nur der Markt selbst beantworten“, betont Schwaiger.
Auch heuer hat die Sparte das Marktforschungsinstitut GfK Austria beauftragt, die Tiroler Bevölkerung nach ihrem Vertrauen in die Banken zu befragen. „Heuer haben wir erstmals auch die Bereiche Filialschließungen und Bankberater mit in die Befragung aufgenommen“, erklärt Finanzmarktexperte Alexander Zeh.

Das Vertrauensbarometer 2013 ergab, dass die Zufriedenheit der Österreicher und Tiroler mit ihren Bankinstituten auf hohem Niveau verbleibt – 86 Prozent sind mit ihrer Hausbank zufrieden bzw. sehr zufrieden. Auch das Vertrauen in die eigene Hausbank ist mit 37 Prozent um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich gestiegen.

Bausparverträge und das Sparbuch sind nach wie vor die beliebtesten Anlageformen. „In Tirol liegt der Bausparvertrag im Ranking der interessantesten Anlageformen deutlich über dem Bundesschnitt und kann den ersten Platz behaupten. Ähnlich wie in den vorangegangen Jahren setzen die Österreicher und Österreicherinnen somit auf Sicherheit vor Ertrag“, erklärt Zeh.
Das Vertrauen der Österreicher in die Banken hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert, ein Positivtrend ist aber erkennbar. Das Vertrauen in die jeweilige Hausbank ist weiterhin signifikant höher als in Banken allgemein.

Ein Viertel der Befragten gibt an, einen Wechsel des Bankinstitutes in Erwägung zu ziehen, sollte die Hausfiliale schließen und somit die Betreuung durch den persönlichen Bankberater wegfallen. „Besonders Frauen sind offen für einen Institutswechsel, sollte die eigene Filiale geschlossen werden“, nennt Zeh geschlechtsspezifische Unterschiede.

Der Bankberater hat weiterhin zentrale Bedeutung: Knapp die Hälfte der Befragten informieren sich ausschließlich persönlich bei ihrem Bankberater in der Filiale. Nur ein knappes Zehntel informiert sich selbstständig und nimmt die Beratungsleistung des Bankberaters nicht in Anspruch. Jeder Fünfte gibt aber auch an, dass Beratungsleistungen eher nebensächlich sind und dass niedrige Konditionen und gute Gebühren im Vordergrund stehen.

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