Gesichter mit Geschichte
Von Geschwindigkeit gefesselt...

ZOOM-Interview mit dem Südtiroler Ski-Ass Dominik Paris; Speed und Musik im Blut, Kitzbühel-Erfolge, Auf und Ab in der Karriere.

KITZBÜHEL, SÜDTIROL. Ein Mensch hat nicht mehr als 25.500 Gene. Bei Dominik Paris sind es bestimmt 25.501 – das eine mehr ist sein Speed-Gen! Schon als Dreijähriger kommt er beim Skifahren mit seinem Vater in den Genuss der Geschwindigkeit. Als kleiner Bub weigert er sich, den Kindergarten zu besuchen, normal zu leben und auch wie andere zu gehen ist nicht seins: entweder rennen, noch besser fahren!
Sein schönstes Weihnachtsgeschenk sind Ski-Handschuhe, sein liebstes Spielzeug sind Skier, seine Spielwiese ist eine weiße Skipiste im heimatlichen Ulten. Nur im Sommer rennt er „fremd“ - einem Fußball hinterher...


Sein Traum wird geboren

Doch richtig gefunkt zwischen Dominik und dem Alpin Ski als Sportart hat es zuhause an einem Winterabend beim Skirennen-Schauen im Fernsehen mit seinem Vatter. Das war noch die Zeit von Skilegende Hermann Maier. Dessen Aggressivität am Start und der Wille zum Sieg haben den acht Jahre alten Jungen so fasziniert, dass er zum Vater sagte: „Ich will auch so ein Abfahrtsläufer werden wie Hermann Maier!“

„Mein Vater hat daraufhin begonnen, mich während der Woche richtig zu trainieren und an den Wochenenden bin ich Rennen gefahren“,

erinnert sich der stolze Sohn.


Schule, Sport und Baustelle

Die Schule macht ihm keinen Spaß. Mathe und Physik sind seine Lieblingsfächer, das restliche Schulprogramm findet er in Bezug auf seine persönlichen Ziele überflüssig. Im März 2005, noch als 15-Jähriger, feiert er seinen Mega-Erfolg bei der Meisterschaft von Italien, wo er italienischer Abfahrts-Juniorenmeister wird. Kurz danach schmeißt er die Schule und verdient sein Geld als Maurer auf Baustellen.

„Maurer ist ein Beruf, der mich begeistert: man konstruiert, erschafft Neues mit den eigenen Händen, und die körperliche Anstrengung tut mir gut“,

so der Schöpfer seines Lebens. Die Eltern sind empört, müssen aber dennoch seine Entscheidung akzeptieren!


Landeskader rein und raus

Das junge Skitalent wird mit 15 Jahren in den Südtiroler Landeskader aufgenommen.
Nach einer erfolgreichen Wintersaison 2005 mit Siegen und Anerkennung genießt der attraktive und gesellige Teenager die Sommerpause in vollen Zügen mit Freunden auf Partys.
Bei seinen ersten Europacup-Einsätzen im Winter 2007 reichen die Ergebnisse nicht aus, um in dem Landeskader zu bleiben. Sein Traum, Skifahrer zu werden, Geld damit zu verdienen, um sich ein schönes Eigenheim zu schaffen, steht an der Kippe!


Starke Entscheidung

Es wird die konsequente Entscheidung getroffen, sich von allen Nebenaktivitäten und Kumpels zu distanzieren. So verschwindet Dominik im Sommer 2007 vom Gesellschaftsradar für 100 Tage auf einer Schweizer Alm.
Auf 2.114 m Höhe ist die Luft zum Nachdenken klarer. Der Pisten-Hüter wird zum Hirten von120 Kühen, seine Drinks bestehen jetzt ausschließlich aus Milch und Wasser. Hier, am „Ende der Welt“, findet er wieder den richtigen Weg für die Fortsetzung seiner Sportlerkarriere!

Zurück in den Landeskader, von Sieg zu Sieg

Das Jahr 2008 kann man als Geburtsjahr eines Sieges bezeichnen: Von Rennen zu Rennen kommt Dominik schnell und sicher seinem Traum näher! Mit Silber- und Bronzemedaillen verlässt er die Junioren-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen 2009, und anschließend holt er am Passo San Pellegrino seinen ersten italienischen Meistertitel! Seine Glückssträhne breitet sich von Saison zur Saison aus, und alleine in Kitzbühel, beim Hahnenkamm Rennen, feiert der sympathische Ultner 3 Kitzbühel-Siege.

Geschwindigkeits-Fanatiker

„Das Skifahren als Prozess macht mir Spaß. Sobald ich von oben starte, bin ich alleine auf dem Weg und genieße was passiert! Ich probiere, die außergewöhnlichen Bewegungen bei höchster Geschwindigkeit durchzubringen, das Limit von mir selbst auszureizen. Es ist eine Suche nach der Grenze, die es eigentlich gar nicht gibt, außer in meinem Kopf, und genau diese muss ich überwinden! Beim Runterfahren bin ich auf mich selbst gestellt und treffe die Entscheidungen, wie weit ich riskieren soll blitzschnell, weil „Netze küssen“ nicht sehr schön ist!“,

so der inzwischen stolze Vater von zwei Söhnen, die er natürlich gerne bei den Skirennen miterleben würde. Nun: wichtiger ist für ihn, dass sie selbst ihre eigenen Wege finden und gehen!


Musik für die Seele

Das Eventprogramm heuer beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel schmückte Dominik als leidenschaftlicher Rocker bei der Party in Aurach. Dort konnten die Sportbegeisterten den Pistenraser in seinem musikalischen Amplua bewundern. Er war wortwörtlich ein richtiger „Gasgeber“, und wer weiß, vielleicht werden wir ihn irgendwann auf einer großen Bühne erleben?!
Am Interviewende stellte ich Dominik noch eine Frage, die mich persönlich bereits seit Jahren beschäftigt: „Was bedeuten für Sie Ihre Siege in Kitzbühel bei einer - wie bekannt - der schwierigsten Strecken der Welt? Oder bewerten Sie es vielleicht anders?

Dominik Paris:
„Das sind für mich sehr wertvolle Siege! In Kitzbühel zu gewinnen als Abfahrer ist ein Traum von jedem Einzelnen, der am Start steht. Dass ich es dreimal geschafft habe, finde ich unglaublich faszinierend. Ich habe damit nie gerechnet und bin richtig stolz auf mich. Diese Strecke ist wirklich sehr schwierig, sie ist stärker als du selber. Um sich selbst zu überwinden, ans Limit zu gehen, und es durchzuziehen ist gewaltig anstrengend. Die Streifalm hat ihren eigenen Charakter, wie jede Piste, aber Kitzbühel ist schon von der Überwindung vom Kopf her die schwierigste! Es kostet den Sportler allein am Start schon so viel Energie, dass er beim Herunterfahren bereits erschöpft ist. Wenn man mit 150 km/h herunterrast und kaum etwas sieht, da ist man eigentlich seinem momentanen Können und dem Glück ausgeliefert.“


Guter Rat


„Ich würde jungen Sportlern raten, sich mehr mit sich selbst zu befassen, damit man eine Chance hat, möglichst weit zu kommen. Die Unterstützung von außen ist wichtig, aber man muss schon für sich herausfinden, was man in der Lage ist zu machen, wie groß der Wille ist, und ob man selbstständig genug ist, um es durchzuziehen. Denn: letztendlich machen muss man es allein!“
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