Zivildienst im Bezirk Kitzbühel
1.370 Tiroler Zivildiener im Jahr 2018

550 junge Männer absolvierten im Jahr 2018 ihren Zivildienst im Rettungswesen. | Foto: Symbolfoto: Österreichisches Rotes Kreuz
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  • 550 junge Männer absolvierten im Jahr 2018 ihren Zivildienst im Rettungswesen.
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Zivildienermangel durch geburtenschwache Jahrgänge und mehr Untaugliche betreffen auch Trägerorganisationen im Bezirk Kitzbühel

BEZIRK KITZBÜHEL (jos). Mit österreichweit 14.591 zum Zivildienst zugewiesenen jungen Männern traten 2018 um rund 300 junge Männer (–2,2 %) weniger zum Zivildienst an als im Jahr zuvor.
Das zeigt ein Blick auf die aktuellen Zahlen, die Staatssekretärin Karolin Edtstadler (VP) kürzlich präsentierte. Dennoch zählt dieser Wert zum Drittbesten seit Einführung des Zivildienstes im Jahr 1975; das Interesse am Zivildienst bleibt also nach wie vor groß.

Fehlende Zivildiener im Bezirk Kitzbühel

13.730 junge Männer gaben 2018 eine Zivildiensterklärung ab (–2,7 % gg.  2017). Der Rückgang ist auf geburtenschwache Jahrgänge und eine höhere Anzahl an Untauglichen zurückzuführen. Des Weiteren wurde die Dienstzeit von zwölf auf neun Monate gekürzt. Daher haben Trägerorganisationen mit einem Personalmangel zu kämpfen. Ein weiteres Problem stellen die ungünstigen Einrückungstermine dar.

Direktor Thomas Wegmayr, Geschäftsleiter des Rotkreuz-Landesverbands Tirol, kennt das Problem: "Bei uns war es 2018 im März und im Mai so, etwas milder auch im Juli, dass wir etwas weniger Zivildiener zugeteilt bekommen haben als in den Vorjahren. Die fehlenden jungen Männer konnten wir aber teilweise kompensieren, da das Angebot zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) immer besser angenommen wird. Derzeit arbeiten bei uns 17 junge Menschen mit, die ihr FSJ absolvieren. Im Bezirk Kitzbühel fehlen oft junge Männer, die wir dann aus anderen Bezirken kommend dort einsetzen."

Zivildiener beim Roten Kreuz

Beim Roten Kreuz im Bezirk Kitzbühel gibt es im Rettungsdienst sieben Einrückungstermine. "Am schwierigsten gestalten sich immer die Einrückungstermine im März und im Mai. Heiß begehrt sind natürlich Termine im August und im Oktober, da bekommen wir viele Absolventen höherer Schulen", weiß RK-Bezirksgeschäftsführer Stefan Kappel. Die meisten Dienste werden lt. Kappel in den Ortsstellen St. Johann und Kitzbühel geleistet.

Personen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, sind auch im Bezirk Kitzbühel immer noch Mangelware. "Wir hatten in den vergangenen drei Jahren je eine Mitarbeiterin. Eine davon befindet sich gerade mitten im FSJ. Wir wünschen uns aber mehr Interessenten", so Kappel.
Zu den Hauptaufgaben der Zivildiener gehören neben dem Rettungsdienst noch "Essen auf Rädern" und der betreute Fahrdienst. Dieser Aufgabenbereich ist so begehrt, dass erst 2020 wieder freie Plätze zur Verfügung stehen werden.
Dass ein Mangel von Zivildienern beim Roten Kreuz im Bezirk auf der Tagesordnung steht, weiß auch Kappel: "Wir hatten in den vergangen Jahren oft zu wenige Zivildiener und so bekommen wir immer wieder welche aus dem Raum Innsbruck oder Osttirol, die bei uns dann eine Unterkunft bekommen."
Rund zehn Zivildiener bleiben im Bezirk pro Jahr als ehrenamtliche Mitarbeiter erhalten.

"Zivis" bei der Lebenshilfe

Schwierigkeiten mit Einrückungsterminen gibt es auch bei der Lebenshilfe im Bezirk, wie der Regionalleiter der Lebenshilfe Kitzbühel, Markus Themel, weiß: "Wir haben meist im Frühling einen Mangel an Zivildienern. Das Hauptproblem ist jedoch, dass sich die Interessenten zu spät melden und daher keinen Platz mehr zu den gewünschten Einrückungsterminen bekommen. Leider herrscht zudem ein Mangel an Personen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe absolvieren wollen. Nur drei nutzten 2018 die Möglichkeit. Ich schätze, diese Option hat sich noch nicht so herumgesprochen."

In den Lebenshilfe-Werkstätten für Menschen mit Handicap in St. Johann, Kirchdorf, Fieberbrunn, Oberndorf und Brixen oder in einem der vier Wohnhäuser in Fieberbrunn, St. Johann und Oberndorf absolvieren die jungen Männer ihren Zivildienst. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen Begleitung von Menschen bei Freizeitaktivitäten, bei Bewegungsangeboten, Hilfe bei der Ausführung von handwerklichen Tätigkeiten, Unterstützung bei der Haushaltsführung, Fahrdienste usw.
"Rund 10 % der Zivildiener streben nach dem abgeleisteten Zivildienst eine berufliche Karriere bei der Lebenshilfe an", so Themel.

Im Altenwohnheim

Zivildiener sind auch in den Altenwohn- und Pflegeheimen im Bezirk beschäftigt. Im Heim in Kitzbühel sind derzeit drei "Zivis" im Dienst, einer zudem im Sozialsprengel im selben Haus. "Wir melden zwar der Zentralstelle unseren Bedarf, es gibt aber keine fixe Zuteilung. Die große Mehrheit der Zivildiener meldet sich direkt bei uns, um hier Dienst zu versehen. Die Bewohner haben große Freude mit den jungen Männern. Schön ist es, wenn man einen Zivildiener während des Dienstes bei uns im Haus für den Pflegeberuf begeistern kann", so der neue Geschäftsführer Wolfgang Zeineis.

Auszüge aus der Bilanz 2018

  • 1.370 junge Männer (9 % aller Zivildiener in Österreich, 2017: 8,9 %) absolvierten ihren Dienst in Tirol, davon 550 im Rettungwesen, 252 in der Behindertenhilfe und 218 in der Seniorenbetreuung. Vergleich 2017: 601 im Rettungswesen, 245 in der Behindertenhilfe, 198 in der Seniorenbetreuung
  • Beliebteste Trägerorganisationen: Rotes Kreuz, Samariterbund, Lebenshilfe, Caritas, Diakonie, Feuerwehrverbände, Krankenhäuser und Seniorenheime
  • 2010: rd. 39.600 taugliche Wehrpflichtige (davon 34,5 % ZD-Pflichtige)
    2014: rd. 35.800 taugliche Wehrpflichtige (davon 46,4 % ZD-Pflichtige)
    2016: rd. 32.500 taugliche Wehrpflichtige (davon 46,2 % ZD-Pflichtige)
    2017: rd. 30.800 taugliche Wehrpflichtige (davon 44,9 % ZD-Pflichtige)

20 Stellen im Bezirk

Im Bezirk Kitzbühel beschäftigen 20 Organisationen und Institiutionen Zivildiener:

  • Altenwohnheim, Brixen, Seniorenbetreuung
  • Bundesministerium für Inneres, Betreuungsstelle Tirol, Fieberbrunn, Flüchtlingshilfe und Asylwerberbetreuung
  • Sozialzentrum Pillerseetal, Fieberbrunn, Krankenpflege
  • Altenwohn- und Pflegeheim, Hopfgarten, Seniorenbetreuung
  • Kindergarten Elemauka, Hopfgarten, Kinderbetreuung
  • SeneCura Sozialzentrum, Kirchberg, Seniorenbetreuung
  • Sozial- und Gesundheitssprengel, Kirchberg-Reith, Krankenpflege
  • Altenwohnheim der Stadtgemeinde, Kitzbühel, Seniorenbetreuung
  • Flüchtlingsheim, Kitzbühel, Flüchtlingshilfe
  • Rotes Kreuz - Bezirksstelle Kitzbühel, Rettungsdienst
  • Rotes Kreuz - Gesundheits- und Soziale Dienste, Kitzbühel, Rettungsdienst
  • Sozial- und Gesundheitssprengel Kitzbühel/Aurach/Jochberg, Kitzbühel, Krankenpflege
  • Alten- und Pflegeheim, Kössen, Seniorenbetreuung
  • Gemeindekinergarten, Kössen, Kinderbetreuung
  • Lebenshilfe, Oberndorf, Werkstätte
  • Altenwohnheim der Marktgemeinde, St. Johann, Seniorenbetreuung
  • Lebenshilfe, St. Johann, betreutes Wohnen
  • Lebenshilfe, St. Johann Mitterndorferweg, betreutes Wohnen
  • Pflegedienst, St. Johann, Krankenpflege
  • Altenwohn- und Pflegeheim, Westendorf, Seniorenbetreuung

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