Pillersee - Biber
Ist der Biber ein ungebetener, ungeliebter Gast?

Deutliche Spuren des Bibers im Pillersee-Gebiet. | Foto: privat
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  • Deutliche Spuren des Bibers im Pillersee-Gebiet.
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Pillerseer Aufsichtsfischer fragt: Ist der Biber wirklich ein ungebetener, ungeliebter Gast am See?
ST. ULRICH. Im Bezirksblätter-Gespräch erklärt Aufsichtsfischer Michael Seeber (Gründungsobmann des FV Pillersee, Anm. d. Red.) seine Ansicht zum Bibervorkommen am Pillersee. Auslöser dafür war ein Bericht von Bgm. Brigitte Lackner in der Dorfzeitung, die über den Biber als "ungeliebten, tierischen Besucher" schrieb, der im Gewässer in Dorfnähe sein Unwesen treibe und sich den Haselbach zu Eigen gemacht habe.

BEZIRKSBLÄTTER: Seit wann ist der Biber am Pillersee wieder heimisch?
SEEBER:
"200 Jahre nach deren Ausrottung siedeln sich wieder Biber in Tirol an. Rund 500 bis 1.000 Tiere dürften inzwischen wieder in Tirol heimisch sein, seit 2013/14 auch eine Biberfamilie im Habitat Pillersee. 2013 tauchten die ersten Spuren von Biberaktivitäten an den Zuflüssen des Pillersees auf. 2014 barg ich im Zuge meiner Tätigkeit als Aufsichtsfischer, nach der Sichtungsmeldung eines Pillersee-Jahreskartenfischers, ein totes Biber-Jungtier (ca. 80 cm) aus dem See. Das Tier wies keinerlei sichtbare Verletzung auf und war wohl entweder ein Opfer von Revierkämpfen oder eines vorhergegangenen Hochwassers. Die Aktivitäten der 'Nuaracher Biberfamilie' sind an allen drei Zuflüssen, in Entwässerungsgräben, am See selbst und auch am Seeabfluss wahrnehmbar."

Es gibt nun Unmut über den Biber im Dorf?
"Die Biberfamilie findet hier ein ideales Revier vor. Allerdings hat sie in letzter Zeit ihre Hauptaktivität zunehmend auf den Zufluss, der durch den Dorfkern fließt, gelegt, was verständlicherweise zu einem gewissen Unmut bei betroffenen Anrainern führt. Ich führe die Errichtung seiner Wohnhöhlen in unmittelbarer Nähe der Wohnhäuser auf die dort vorherrschenden, höheren Uferböschungen und Weichholzvorkommen zurück. Da der Biber nachtaktiv ist, stört ihn die Anwesenheit der Menschen untertags, wenn er in seinem Bau verweilt, wenig, und nachts ist er äusserst aktiv."

Die Aussagen der Bürgermeisterin stören Sie?
"Den Artikel, den die Bürgermeisterin in der jüngsten Ausgabe der Dorfzeitung zur derzeitigen Problematik bezüglich Biber verfasst hat, finde ich persönlich aufgrund der Wortwahl 'ungebetener, unbeliebter tierischer Gast' nicht treffend. Aus Fischer-Sicht ist der Biber oft ein Segen, da er durch seine Dammbauten über die Totholzeinbringung auch optimale Habitatszustände für die Salmoniden schafft (bis zu 18-fache Individuenzahl an Totholzbereichen, Anm.) und sogar zu einer Renaturierung des Feuchtgebietes am Südufer des Sees beitragen könnte, welches leider von Menschenhand zum Großteil trockengelegt wurde. Der Biber ist auch ein Experte in Sachen naturnaher Landschaftsgestaltung. Die Stauungen durch Dammbauten sind für ihn sehr wichtig, damit der Eingang zum Bau unter Wasser liegt und so Schutz vor dem Eindringen von Fressfeinden geschaffen wird. Die Population steigt auch nur bis zu einer gewissen Größe an, da er eigene Nachkommen nach einer gewissen Zeit aus dem Revier vertreibt und keine Eindringlinge duldet."

Wie soll es nun weitergehen?
"Da in absehbarer Zeit ohnedies im Zuge der Hochwasserschutzbaumaßnahmen in St. Ulrich schwere Maschinen auffahren werden, um die betroffenen Uferböschungen per Steinmauern zu sichern, dürfte der Unmut ohnedies bald vorbei sein und es bleibt zu hoffen, dass der Biber sein Revier am Pillersee nicht aufgibt und seine Hauptaktivität in Richtung ehemaliges Feuchtgebiet verlegt, wo Überlegungen im Raum stehen, vermehrt Weiden an den Bachufern zu pflanzen, damit er dort ideale Bedingungen vorfindet. Auch in Nuarach sollte es doch möglich sein, wie bereits anderswo, mit dem Biber zu leben."
Danke für das Gespräch
Fotos: privat, Kogler

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