Unsere Erde/Am eigenen Leib
Plastik fasten wurde zur Herkulesaufgabe – mit Umfrage!

Beim Wocheneinkauf gänzlich auf Plastik zu verzichten, stellte sich als Herkulesaufgabe heraus. | Foto: Maria Schweinester
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  • Beim Wocheneinkauf gänzlich auf Plastik zu verzichten, stellte sich als Herkulesaufgabe heraus.
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BEZIRKSBLÄTTER-Redakteurin Johanna und ihr Partner versuchten gemeinsam, eine Woche lang weitestgehend auf Plastik zu verzichten.

BEZIRK KITZBÜHEL (jos). Eine ganze Woche lang waren ein kleines Tagebuch und eine Küchenwaage meine täglichen Begleiter. Zum Auftakt unserer Jahresserie "unsere Erde" habe ich mir vorgenommen, eine Woche lang Plastik zu fasten.
In diesen sieben Tagen wurde mir bewusst, wie schwierig es ist, dem Plastik den Kampf anzusagen und wie "gewöhnt" wir an das beliebte Verpackungsmaterial vor allem in der Lebensmittelindustrie sind.
Natürlich wurde mein Partner, der diesem Projekt vorerst etwas skeptisch gegenüberstand, mit eingebunden. Neben den täglichen Tagebucheinträgen und dem Wiegen des Plastikabfalls kamen auch abends nach der Arbeit interessante Gespräche zum Thema Plastikmüll auf, mit denen wir uns vorher noch nie so richtig auseinandergesetzt haben.

Kühlschrank inspiziert

Am Beginn meiner Projektwoche stand die "Durchforstung" meines Kühlschranks auf dem Programm.
Ich kam zum Ergebnis, dass ich beim Einkaufen schon vieles richtig mache. Gemüse wird, wenn möglich, lose gekauft und auch in dieser Form aufbewahrt. Reste wie z. B. geschnittener Lauch und selbst-gepresste Säfte usw. werden in Glasbehältern und -flaschen im Kühlschrank aufbewahrt. Manche Tupperware-Dosen könnten noch durch Glasbehälter ersetzt werden und auf Aufstriche in Plastikbechern sollten wir in Zukunft verzichten.
Milchprodukte kaufen wir, wenn möglich, in der heimischen Sennerei. Dort kann man sich Milch und Joghurt in mitgebrachte Behälter füllen lassen. Der Käse wird in Papier verpackt.
Leere Joghurt- und Marmeladengläser lagern wir in der Speisekammer. Sie werden im Herbst wieder mit Kräutern, Tees und Chilis aus dem Eigenanbau befüllt.

Drogeriemarkt als Umweltsünder

Eine herbe Enttäuschung musste ich bei meinem Gang zum Drogeriemarkt hinnehmen. Bis auf wenige Ausnahmen gab es dort nur Waren, die in Plastik verpackt waren. Auf meinem Streifzug durch das Geschäft entdeckte ich jedoch ein Waschnuss-Säckchen, das statt dem herkömmlichen Waschmittel verwendet wird, um die Umwelt zu schonen. Nach einigen Waschgängen konnte ich daheim schließlich feststellen, dass die Waschnuss mit dem Waschmittel gut mithalten kann.
Des Weiteren entschied ich mich für eine Haarseife, die bereits einige Monate zuvor einen fixen Platz in meinem Badezimmer einnehmen konnte. Obendrauf wanderte noch eine Kerze aus Glas und Holz in meinen Einkaufskorb.

Verzicht im Badezimmer

Zugegeben, die heiß geliebten Beauty-Produkte (z. B. Haaröl, Deo, Handcreme usw.) mussten diese Woche im Badezimmerschrank bleiben und wurden teilweise auch schmerzlich vermisst. Als wenig problematisch stellte sich hingegen der Verzicht auf Duschgel und Bodylotion heraus. Schon seit einigen Wochen bin ich fleißig dabei, meinen Duschgel-Vorrat aufzubrauchen und auf Seife im Stück umzustellen. Als "Bodylotion" eignet sich Kokosöl hervorragend.
Auf gar keinen Fall wollte ich jedoch auf meine elektrische Zahnbürste verzichten. Zwar wird im Drogeriemarkt eine Alternative als Bambus angeboten, aber mir für eine Woche eine Neue zuzulegen, erschien mir als Verschwendung.

"Leerer Magen" nach Wocheneinkauf

Ähnlich enttäuscht endete mein Wocheneinkauf beim Supermarkt. Um auf unnötige Verpackunsmaterialien zu verzichten, schnappte ich mir meinen Einkaufskorb, gefüllt mit selbst mitgebrachten Behältern für die Feinkost.
In einer Markthalle werden zwar einige Waren lose angeboten, der Großteil der Produkte wird aber in Plastik verpackt. Auf der Suche nach unverpackten Lebensmitteln fand ein Thunfischsteak von der Feinkosttheke den Weg in meinen mitgebrachten Behälter. Zudem griff ich zu unverpacktem Obst und Gemüse.
Grundsätzlich versuchte ich, jeden Abend für die Mittagspause im Büro für mich und meinen Partner etwas zu kochen, das mühelos in die Arbeit mitgenommen werden kann. Dadurch können wir beim Mittagessen Plastikverpackungen einsparen.

Rückblick und Fazit

Im Laufe der Woche mussten wir feststellen, dass es schier unmöglich scheint, bei Einkäufen gänzlich auf Plastikverpackung zu verzichten. In unserer Region fehlt es schlicht an Unverpackt- oder Bioläden, in denen man Lebensmittel lose kaufen kann.
Darum freuen wir uns schon wieder auf die Auslieferung der Tiroler Gemüsekiste und auch auf den Wochenmarkt in St. Johann, bei denen viele regionale und saisonale Waren auch ohne Plastikverpackung angeboten werden.
Aus der Projektwoche haben wir gelernt, dass es vor allem in der Lebensmittelindustrie schwierig ist, Plastikverpackungen zu vermeiden. In Zukunft werden wir aber beim Einkaufen besser darauf achten, unverpackte Produkte zu kaufen und Plastikmüll einzusparen, wo es möglich ist.
Nach anstrengenden, aber auch lehrreichen Tagen ließen wir die Woche am Sonntag noch einmal Revue passieren. Dieses Mal mit einem kühlen Bier auf der Couch – ganz ohne Plastik versteht sich.

Produzierter Plastikabfall:

  • Montag: 11 Gramm
  • Dienstag: 68 Gramm
  • Mittwoch: 97 Gramm
  • Donnerstag: 25 Gramm
  • Freitag: 29 Gramm
  • Samstag: 17 Gramm
  • Sonntag: 94 Gramm
"Zero Waste" funktioniert auch im Badezimmer
BEZIRKSBLATT KUFSTEIN fastet Plastik für eine Woche
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