„Mut haben um Strukturen neu zu denken!“

REITH. Die Funktionärinnen der Bäuerinnenorganisationen von Bayern, Südtirol und Tirol trafen sich vergangenes Wochenende zum Dreiländertreffen in Reith im Alpbachtal. Dabei diskutierten sie zukünftige Herausforderungen und welche Rolle Innovationen in der Landwirtschaft spielen.

Neue Ideen für nachhaltigen Erfolg

Gleich zu Beginn des Dreiländertreffens thematisierte Landesbäuerin Resi Schiffmann, wie und zu welchen Rahmenbedingungen Innovation notwendig ist: „Wir sollten uns Zeit nehmen zum Innehalten und den Blick auf die Situation der bäuerlichen Familienbetriebe richten. Wir sollten den Mut haben Strukturen neu zu denken. Das ist für mich der Auftrag aus dem Dreiländertreffen“.
Aus diesen Überlegungen kommen viele Ideen, wovon einige bereits erfolgreich und nachhaltig umgesetzt werden. Schiffmann nennt dabei Direktvermarktungsinitiativen, Urlaub am Bauernhof und Schule am Bauernhof als konkrete Beispiele: „Bei all diesen Ideen sind Bäuerinnen sowohl in der Ideengebung als auch in der Umsetzung maßgeblich beteiligt. Sie nutzen Ressourcen, die am Betrieb vorhanden sind, interpretieren sie neu und schaffen mit einem innovativen Standbein zusätzliche Wertschöpfung“, so Schiffmann.

Bewährtes weiterführen und Neues wagen

Ihre Kolleginnen aus Südtirol und Bayern sehen das ähnlich. Die Südtiroler Landesbäuerin Hiltrud Erschbamer nennt die professionelle Kinderbetreuungsinitiative der Südtiroler Bäuerinnen als Beispiel. Vom Dienstleistungsangebot eines Haushaltscoachings durch Bäuerinnen berichtet die bayrische Landesbäuerin Anneliese Göller. LK-Präsident Josef Hechenberger erkennt diese Leistungen an: „Für Innovationen und Veränderungen braucht es Mut.
Dabei ist es wichtig, Bewährtes weiterzuführen und Neues zu wagen“. Neben dem gegenseitigen Austausch ging es beim Dreiländertreffen auch um Denkanstöße und konkrete Aktionen. Dazu war eine hochkarätige und vielseitige Schar an Experten geladen, deren unterschiedliche Ansätze sowohl theoretischen als auch praktischen Input gaben.

Mit Unterschieden Märkte erobern

Zur Einstimmung wurden die Besucherinnen der dreitägigen Veranstaltung durch den Hildegard von Bingen-Garten in Reith geführt. Das Bild des Gartens griff Andreas Altmann, Rektor des Management Centers Innsbruck auf. Er gab zu bedenken, dass sich nicht jeder Same, der gesät wird, zu einer fruchtbaren Pflanze wird und machte Mut, Dinge auszuprobieren: „Wer will, dass alles gleich bleibt, muss alles ändern“, so Altmanns Aufruf. Kammerdirektor Richard Norz weist auf die Bedeutung von Alleinstellungsmerkmalen hin: „Wer sich von anderen unterscheidet, ist präsent und erobert Märkte“.
Andreas Braun, Geschäftsführer der Destination Wattens Regionalentwicklung, fordert für eine „enkeltaugliche Zukunft“ einen Paradigmenwechsel hin zu einer „reduktiven Wirtschaft“ jenseits des Wachstumsgedankens. Diese Idee spinnt Manfred Blachfellner weiter und erläutert das Konzept der „Gemeinwohl-Ökonomie“. An Stelle des Brutto-Inland-Produkts solle das Gemeinwohl Maßstab für den Erfolg einer Gesellschaft werden. Mit der Gemeinwohl-Matrix hat er ein Konzept mitentwickelt, mit dem Unternehmen ihre Gemeinwohl-Bilanz erstellen können. Unternehmen wie die Cammerlander-Betriebe oder die Lebenshilfe Tirol haben hier schon mitgemacht.

Therapeutische Angebote und Bienen

Nach dieser Fülle an Ideen und Ansätzen ging es um die Vorstellung von Betrieben mit innovativen Projekten. So stellte Familie Schlechter aus Kitzbühel ihre tiergestützte Therapie am Bauernhof vor.
Dabei geht es um den gezielten Einsatz von landwirtschaftlichen Nutztieren für pädagogische, therapeutische oder soziale Zwecke. Die Imkerin und Bäuerin des Jahres 2010, Rosi Fellner, stellte ihr Konzept von „Bienen und Landwirtschaft“ vor. Wer Unterstützung bei der Umsetzung seiner eigenen Ideen wollte, konnte sich beim Innovationsberater der LK Tirol, Michael Kirchmair, wertvolle Tipps holen.

Die Grenzen des eigenen Wachstums

Die Grenzen des Wachstums gelten nicht nur für Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch für die eigene Belastbarkeit. Davon, und wie man mit den eigenen Kräften am besten haushaltet, wurde am Samstag referiert. Elisabeth Zanon und Angelika Wagner zeigten hier Möglichkeiten auf.
Die Schlagwörter Frauengesundheit, Lebensqualität und „Downshifting“ wurden erläutert und diskutiert. Im Mittelpunkt stand, wie Bäuerinnen, neben all der Aufgaben am Betrieb und in der Familie, die eigne Gesundheit und das Wohlbefinden nicht aus den Augen verlieren.

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