Architekt Markus Swittalek: "Österreich neigt zum Ziegel"
Architekt und Denkmalschutz-Experte Markus Swittalek im Gespräch mit meinbezirk.at über die wichtigsten Baustoffe.
Welche Baumaterialien dominieren im Wohnbau in Österreich?
MARKUS SWITTALEK: In Österreich neigt man generell dazu, eher schwer zu bauen, das heißt, aus der Erde heraus. Auch der Keller ist österreichweit besonders wichtig. Es ist eine starke Tendenz zum Ziegel zu erkennen.
Auch im ländlichen Raum?
Je ländlicher der Raum, desto höher ist der Anteil von Ziegelbauten. Wobei der Ziegel beim Bau von Einfamilienhäuser in den vergangenen 30 Jahren rückläufig ist, weil der Anteil an Fertighäusern steigt.
Aus welchem Material sind Fertighäuser?
Das sind sogenannte Leichtbauten, in der Regel Holzriegelkonstruktionen.
Wie sieht es bei mehrgeschossigen Wohnhäusern aus?
Bei kleineren Bauvorhaben wie Reihenhäusern, Doppelhäusern oder zwei- bis dreigeschossigen Häusern ist Ziegel oft zu finden. Bei größeren Bauvorhaben wird hauptsächlich Beton verwendet.
Wie hat sich der Einsatz der Baumaterialien historisch entwickelt?
Die Menschen waren ja schon immer schlau und haben die Materialien, die sie in ihrer unmittelbaren Umgebung vorgefunden haben, entsprechend den klimatischen Bedingungen und Nutzungsanforderungen verwendet.
Welche Rolle spielten Lehmbauten in Österreich?
In der Jungsteinzeit und Eisenzeit gab es durchaus Lehmbauten. In Einzelfällen hat man Lehm noch bis vor einigen Jahrhunderten verwendet. Etwa wenn man nicht die Möglichkeit hatte, Lehm zu brennen, um ihn als Ziegel, der auch Backstein genannt wird, in einer höherwertigen Form einzusetzen. In den letzten Jahren ist Lehm als Innenputz in Mode gekommen, weil es ein ganz traditioneller, sehr atmungsaktiver Baustoff ist.
Seit wann spielt Holz als Baumaterial eine Rolle?
Holz ist einer der ältesten und allerwesentlichsten Baustoffe überhaupt, der in nahezu jeder Kultur vorkommt. Es ist wohl der einzige Baustoff, aus dem man ein Haus komplett vom Boden bis zur Dachschindel errichten kann.
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