Bipolare Störung: Wenn die Psyche Slalom fährt

Foto: privat

Etwa drei Prozent der Menschen in Europa erkranken in ihrem Leben an einer bipolaren Störung. Betroffene wurden früher als „manisch-depressiv“ bezeichnet. Wer daran erkrankt ist, leidet abwechselnd unter starken Depressionen und übertrieben euphorischen Stimmungen. Neben Medikamenten hat sich vor allem eine Strategie als zielführend erwiesen, um mit dieser – fast immer – chronischen Erkrankung möglichst gut leben zu können. „Psychoedukation heißt das Zauberwort“, sagt Univ.-Prof. Dr. Christian Simhandl, Facharzt für Psychiatrie aus Wr. Neustadt. „Denn ein strukturierter Alltag hilft dabei, mit den Symptomen der Erkrankung gut umzugehen und Rückfälle zu verhindern.“

In einer Reihe von Gruppensitzungen treffen sich Erkrankte, berichten über Strategien, die ihnen helfen und solche, die eher kontraproduktiv sind. Es werden detaillierte Tagespläne erarbeitet, die regeln, wann Betroffene arbeiten und Pausen machen, wann Sport auf dem Programm steht und zu welcher Uhrzeit am besten Entspannungsübungen eingeplant werden können.

„Die bipolare Störung ist eine Stresskrankheit“, hält Simhandl fest. „Regelmäßige Bewegung und die Anwendung von Entspannungstechniken sind daher essenzieller Bestandteil der Therapie.“

Entlastung im Notfall

Der strukturierte Alltag wird in den Gruppensitzungen auch schriftlich festgehalten. Auch ein Notfallplan wird erarbeitet, damit im Fall eines drohenden Rückfalls rasch entlastende Maßnahmen getroffen werden können. „Dazu werden auch explizit Vertrauenspersonen benannt, die über die Erkrankung informiert werden und Betroffene darauf aufmerksam machen, wenn Symptome eines Rückfalls auftreten.

Der Erfolg des Programms, das seit 1982 eingesetzt wird, spricht für sich: „Psychoeduktion plus Medikamente haben in allen Studien die besten Erfolge in der Rückfallverhütung gezeigt“, weiß der Experte. „Das Programm hilft Betroffenen, ein anderes Bild ihrer Erkrankung zu erhalten und gibt ihnen ein Bündeln an Maßnahmen an die Hand, mit denen sie selbst aktiv etwas für ihre Gesundheit tun können.“

Gene sagen Medikamentenwirkung voraus

Das wichtigste Medikament zur Behandlung der bipolaren Störung ist seit Jahrzehnten Lithium. Es ist sehr wirksam, allerdings sprechen nicht alle Patienten darauf an. Eine internationale Forschergruppe hat nun Gene gefunden, mit deren Hilfe man prognostizieren kann, ob Lithium bei einem bestimmten Patienten wirksam sein wird oder nicht.

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