Affäre Silberstein: "PR muss ethisch vertretbar sein"

"PR muss rechtlich und ethisch vertretbar sein", stellt Martin Novak klar. | Foto: Conclusio
  • "PR muss rechtlich und ethisch vertretbar sein", stellt Martin Novak klar.
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Dieser Wahlkampf zum Nationalrat hatte viele Facetten, einige darf man durchaus als unschön bezeichnen. Ganz oben in der Skala der unschönen Dinge rangiert wohl die Affäre um den SPÖ-Berater Silberstein und in Folge um dessen Erfüllungsgehilfen Peter Puller. Puller bezeichnet sich ja selbst als PR-Berater – und hat mit seinen Aktivitäten vermeintlich einer ganzen Berufsgruppe Schaden zugefügt. Oder? "Ganz so kann man das nicht sehen. Wenn ein Tischler ein Verbrechen begeht, stellt man ja auch nicht alle Tischler unter Generalverdacht", beruhigt Martin Novak, seines Zeichens Vorsitzender des Public Relations Verband Austria (PRVA) in der Steiermark. Allerdings: "Das etwas Negatives bleibt, hat schon mit der Branche zu tun. Bei den Tischlern ist die Lage allen klar, in er Kommunikation ist das halt schwieriger."

Eines sei aus seiner Sicht aber nicht akzeptabel:

Nämlich die Erklärung, dass der PR-Berater nur gemacht habe, was der Kunde wollte. "Es ist wohl nicht anzunehmen, dass es der Kundenwunsch war, als kriminell und fragwürdig in der Öffentlichkeit zu stehen", bringt es Novak auf den Punkt. Hier gehe es um die professionelle Verantwortung eines PR-Beraters: "Wenn er diese nicht wahrnimmt, hat er versagt." Der Kundenwunsch sei natürlich die zentrale Anforderung, aus der Sicht von Novak gibt es aber schon ganz klare Einschränkungen: "Ein PR-Berater muss sich die Frage stellen, was einerseits rechtlich möglich und andererseits ethisch vertretbar ist. Letzteres ist aber schwer zu definieren, oder? "Nein. Erstens gibt es international gültige PR-Codizes. Aber viel einfacher ist es, sich zu fragen: Ist es für mich okay, wenn die Öffentlichkeit weiß, dass ich hinter dieser PR-Maßnahme stecke?" Wenn diese Frage mit "Nein" beantwortet werden muss, ist die Maßnahme wohl in Frage zu stellen ...

Bei politischer Kommunikation sei das Ganze noch einmal eine Spur diffiziler: "Hier sind die Inhalte das Produkt, das es zu verkaufen gilt. Parteien wollen Inhalte vermitteln, über Personen, die diese kommunizieren." Insgesamt geht Novak davon aus, dass auch diese Vorwahl-Scharmützel bald in Vergessenheit geraten. "Und sie sind auch nicht ganz neu, es gab schon schlimmere Auseinandersetzungen, man denke nur an die Causa Waldheim."
Resümee der Silberstein-Affäre: "Ja, es ist ein Schaden entstanden. Diejenigen allerdings, die professionelle Kommunikation kennen und brauchen, sehen das definitiv differenzierter", ist Novak überzeugt. Und was empfiehlt der PR-Profi jetzt den potenziellen PR-Kunden? "Ich sollte mir anschauen, was der mögliche PR-Berater bis dato für Arbeiten abgeliefert hat und ich sollte mich fragen, ob er zu mir passt.
Und: Wenn jemand Wunder verspricht, ist eine gesunde Skepsis angebracht."

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