Covid-19 in Tirol
Hörl: "Gras über der Sache" und "Hottentotten Staat"

Blogger Markus Wilhelm hat am Freitag die SMS veröffentlicht. Den BEZIRKSBLÄTTERN wurde sie bereits am 15. März per WhatsApp zugespielt. | Foto: Screenshot WhatsApp
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  • Blogger Markus Wilhelm hat am Freitag die SMS veröffentlicht. Den BEZIRKSBLÄTTERN wurde sie bereits am 15. März per WhatsApp zugespielt.
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TIROL/ISCHGL (otko). Der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte SMS von ÖVP-Nationalratsabgeordnetem Franz Hörl, der auch Landesobmann des Tiroler Wirtschaftsbundes und Obmann des Fachverbandes der Seilbahnwirtschaft ist, an den Ischgler "Kitzloch-Wirt", in der er vor einem möglichen Saisons-Aus warnte.

Kritik am Corona-Krisenmanagement

Seit Tagen wird das Krisenmanagement des Landes Tirol in Sachen Corona von internationalen Medien und der Opposition kritisiert. In seiner Ansprache via Facebook meinte LH Günther Platter dazu am 18. März: "Wenn nun Kritik aufkommt, kann ich Ihnen versichern, dass wir in der jeweiligen Situation das Menschenmögliche getan haben, um die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler und auch unserer Gäste zu schützen. Das Buch jetzt von hinten zu lesen, ist leicht. Mit dem Virus haben wir es mit einem Phänomen zu tun, das weltweit einzigartig ist. Es ist auch keine Schande zu sagen, dass man mit den Erkenntnissen von heute durchaus noch früher Entscheidungen getroffen hätte."

Ischgl steht seit 13. März, wie das gesamte Paznauntal und St. Anton am Arlberg unter Quarantäne. Nachdem im "Kitzloch" in Ischgl am 7. März bei einem Barkeeper – ein deutscher Staatsbürger mit norwegisch klingenden Namen – der erste Coronavirus-Fall festgestellt wurde, überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Ischgl wird in den internationalen Medien inzwischen zum "Corona-Hotspot" tituliert. Mittlerweile konnten mehrere hundert Corona-Infektionen bis nach Ischgl zurückverfolgt werden. Neben der besagten Bar wurden dann seitens der Behörde alle Après-Ski-Loakle am 10. März geschlossen und am 12. März schließlich das Aus für die Wintersaison im ganzen Tal verkündet.

SMS von Seilbahnsprecher veröffentlicht

Am 20. März veröffentlichte der Blogger Markus Wilhelm auf seiner Plattform dietiwag.org  nun zwei SMS vom VP-Nationalratsabgeordenten, Tiroler Wirtschaftsbundobmann  und Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen Franz Hörl. Die SMS hatte bereits am vergangenen Wochenende im Paznaun kursiert und wurde in zahlreichen WhatsApp-Gruppen geteilt. Auch den BEZIRKSBLÄTTERN wurde sie am 15. März per WhatsApp zugespielt.
Laut Wilhelm sollen die SMS vom 9. März stammen. "Die Ischgler Bar 'Kitzloch' wird nach mehreren bestätigten Coronavirus-Erkrankungen im Einvernehmen mit dem Betreiber behördlich gesperrt", heißt es noch am selben Tag in einer Presseaussendung des Landes Tirol.

Darin schrieb Franz Hörl an den Wirt des "Kitzloch" (Zitat der SMS):

"Ruf mich bitte zurück Oder sperr Dein Kitz Bar  zu – oder willst DU schuld am Ende der Saison in ischgl u eventuell Tirol sein. Franz Hörl Wirt Obmann WB Tirol."

In einer weiteren SMS appelliert Hörl an den Betreiber:

"Das ganze Land schaut auf euer Lokal – wenn eine Kamera den betrieb sieht stehen wir Tiroler da wie ein Hottentotten Staat und stehen ganz schnell auf der Deutschen Liste !! Der Image Schaden für Tirol und Ischgl ist unermesslich !! ... Bitte nimm Vernunft  – nach einer Woche 10 Tage ist viell Grad (sic!) über die Sache gewachsen und dann kannst eh weiter entscheiden."

Gegenüber dem "Standard" hat Hörl inzwischen die Echtheit der Nachrichten bestätigt. Der oberste Seilbahner bezeichnete seine SMS gegenüber dem "Standard" als "eindringliche Appelle an einen aus meiner damaligen Sicht uneinsichtig agierenden Wirt."
Dem "Standard" zeigte der Wirt eine der Antworten, die er an Hörl geschrieben haben will. Auch die angebliche Antwort des besagten Wirts liegt den BEZIRKSBLÄTTERN seit 15. März vor. Darin heißt es unter anderem (Zitat der SMS):

"alle Entscheidungen und Handlungen wurden vom 1 Moment zusammen mit den Gesundheitsbehöre-Amtsarzt, Exekutive etc. getroffen!! Bedanken möchte ich mit für deinen unternehmerischen Geheimtipp, dass wenn die Saison einbricht, wir kein Geschäft mehr haben. ... Übrigens ist die Annahme, dass in 10 Tagen Gras über die Sache gewachsen ist, äußert bemerkenswert, vielleicht erwähnst du das mal unter deinen Parteikollegen, wäre interessant was deine Parteikollegen dazu sagen..."

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„Härteste aller Konsequenzen als einzig vertretbarer Schritt!“

Als „in der aktuellen Situation einzig gangbaren Weg im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung“ bezeichnete Franz Hörl die behördliche Schließung der Tiroler Seilbahnbetriebe mit letztem Betriebstag am 15. März dann in einer Pressekonferenz zusammen mit LH Platter am 13. März. "Wir alle müssen jetzt einen Beitrag leisten, um die rasante Verbreitung des Coronavirus einzubremsen und damit die Gesundheit unserer Gäste, der Bevölkerung in den Regionen und somit auch der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Mit diesem Schritt erfolgt nun die maximale Konsequenz, Gesundheit steht an erster Stelle“, so Hörl.

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FPÖ-Abwerzger: "Politischer Skandal"

Tirols FPÖ-Obmann Markus Abwerzger fordert in einer Aussendung jetzt klare Worte vom Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, was da rund um die Schließung des Lokals in Ischgl abgegangen sei. "Der Skandal um den SMS-Verkehr zwischen WB-Obmann Franz Hörl und dem Kitzloch-Betreiber beweist, dass einigen die Wirtschaftsinteressen wichtiger sind, als die Gesundheit der Bevölkerung und Gäste. Zudem beweist dies, dass man auch nach dem ersten Fall die laufende Saison fortsetzen wollte", erläutert Abwerzger.

NEOS-Margreiter: "Über diesen Skandal wird so bald kein Gras wachsen"

"Die publik gewordenen SMS-Nachricht des Franz Hörl ist eine Offenbarung, von welcher Gesinnung das politische Tun einiger ÖVP-Funktionäre getragen ist. Es geht nicht um Qualität, um Nachhaltigkeit oder Glaubwürdigkeit, sondern nur um’s schnelle Abcashen!“, so NEOS NR Johannes Margreiter. Es gibt aber auch eine andere, eine nachhaltige und weitsichtige Seite des Tiroler Tourismus. „Viele UnternehmerInnen sind schon viel weiter. Sie haben erkannt, dass die Realität der Piefke-Saga nicht das ist, was gesunden Wohlstand für alle nachhaltig sichert,“ möchte Margreiter auf keinen Fall alle TouristikerInnen über einen Kamm scheren.
„Franz Hörl offenbart sich in seiner SMS als ein aus der Zeit gefallener Uralt-Funktionär, der ernsthaft darüber nachdenken sollte, ob er mit seinen Haltungen dem Tiroler Tourismus noch dienlich sein kann,“ meint Margreiter abschließend.

SPÖ-Dornauer: "Offensichtliches Systemversagen"

“Wie wir heute wissen, wird das Verhalten von Katzgraber, Tilg und Co, wohl auch auf den Einfluss der Interessenvertreter der Wirtschaft und des Tourismus zurückzuführen sein. Sollte sich herausstellen, dass bei den Entscheidungen der Landesregierung zu irgendeinem
Zeitpunkt die Profitinteressen einiger Weniger über der Gesundheit der Menschen gestellt wurde, die in Tirol leben und Urlaub gemacht haben, ist das ein beispielloser Skandal in der Geschichte der Tiroler Politik", so Georg Dornauer, Landesparteivorsitzender und Klubobmann
der neuen SPÖ Tirol
. Deshalb gelte es endlich auch politisch zu handeln. “Wir fordern den sofortigen Rücktritt des an der Aufgabe gescheiterten Gesundheitslandesrates Bernhard Tilg und ein rasches Ersetzen des inkompetenten Gesundheitsbeauftragten Franz Katzgraber. Das Zurückdrängen der wirtschaftlichen Interessenvertreter, insbesondere des ÖVP Nationalrates Franz Hörl aus Fragen, die die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler betreffen, ist hoffentlich eine Selbstverständlichkeit für den Tiroler Landeshauptmann Platter.”

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