Appell der Grünen: „Südsteiermark am Scheideweg“
Grünen kritisieren Bauboom in der Südsteiermark
Die Aufregung über mögliche Großprojekte und Investoren in der Südsteiermark bestimmt seit Wochen die öffentliche Diskussion. Die steirischen Grünen ergänzen diesen Umstand um den Aspekt der drohenden Zerstörung der Kulturlandschaft und sehen die Südsteiermark nach eigenen Angaben nun „am Scheideweg“.
VON GREGOR WALTL
So luden Gitta Rupp, Bezirkssprecherin der Grünen Leibnitz, Landtagsabgeordneter Lambert Schönleitner und Fotograf Herbert Bödendorfer aus Leutschach zu einem Online-Pressegespräch. Als Moderatorin konnte man mit Lisa Rücker eine bekannte ehemalige Grün-Politikerin gewinnen. Mit der Aussage „Fünf Fußballfelder Boden pro Tag werden in der Steiermark versiegelt!“, brachte Rücker das Gespräch am Donnerstag Abend via Bildschirm ins Rollen.
Probleme seit den 1990er Jahren
Aktivistin, Weinbäuerin und Sprecherin der Arge „Natur Respekt“ Gita Rupp führt aus, dass die ehemalige Vielfalt mit „belebten Dorfkernen, unverbauten Freiflächen und echter Biodiversität“ spätestens zu Beginn der 1990er Jahre verloren gegangen ist. Mit dieser Entwicklung einher, so Rupp, ging auch eine extensive Flächenausweitung: "Die damaligen Weinbau-Großbetriebe wie zum Beispiel Gross, Tement, Sattler oder Skoff haben sich von ehemals rund fünf Hektar auf aktuell sechzig bis hundert Hektar vergrößert." Auch wenn die Qualität dieser Weine unbestritten ist, sei das laut Rupp ein falscher Weg. "Denn während die Wein-Anbaufläche in den letzten Jahren um rund 1000 Hektar gestiegen sei, hat sich gleichzeitig die Artenvielfalt um fast 60 Prozent verringert und die kleinstrukturierte Landschaft geht zusehend verloren", betont Rupp weiter.
Die Zeit der Großinvestoren ist gekommen
Die Zeit der Neowinzer und Großinvestoren, so die Organisatoren des Gesprächs einhellig, "sind eine ebenfalls große Bedrohung". Geplant sind nach Aussagen der Gruppe mindestens 150 Chalets oder fünf Spa`s, und dass trotz latenter Wasserknappheit. „Die Zersiedelung ist abgeschlossen“, merkt der grüne Abgeordnete Schönleitner sarkastisch an. Denn eine im europäischen Vergleich Überversorgung an Verkaufsflächen und Straßen wie in der Steiermark mache insbesondere die Südsteiermark kaputt: „Damit ist der wirtschaftliche Wert der Einzigartigkeit dieser Kulturlandschaft in Gefahr! Eine Austauschbarkeit macht die Region auch touristisch und wirtschaftlich kaputt."
Herbert Bödendorfer, Fotograf und Gründer des „Verein Geovision“, macht mit seinen herrlichen Aufnahmen immer wieder sehr emotional Stimmung für die Südsteiermark. Diese sieht auch er in Gefahr: „Naturschutz wäre eigentlich, Wald wachsen lassen, wir müssen aber die kleinstrukturierte Kulturlandschaft schützen!“
Weichenstellung muss jetzt erfolgen
Schönleitner sieht das Land Steiermark unter Zugzwang. Man kann und darf die Gemeinden nicht diese Entscheidungen, Stichwort Raumplanung oder Beispiel Fehl-Entwicklungen in der Dachstein-Tauern Region, allein fällen lassen. Das „Juwel Südsteiermark“ sei durch den massiven Druck auf der Investorenseite in massiver Gefahr. Fehlentwicklungen sieht Schönleitner auch an den aktuellen Rodungen für neue Weingärten bei den Weingütern Tement und „Domaine Wolf“ oder den Ambitionen der „Domaine Kilger“. „Bleiben dann noch junge Menschen in der Region? Oder müssen alle verkaufen und ziehen dann weg?“, malt er ein düsteres Zukunftsszenario. Die Südsteiermark, so Gitta Rupp abschließend, solle das ökologischste Weinbaugebiet der Welt werden. Auch eine ästhetische Neuorientierung, wie ein funktionierender öffentlicher Verkehr müssen her. Die Zeit von "Protzbauten, Verhüttelung und zu vielen Betonierern“ muss aus der Sicht der Grünen ein Ende haben, bevor es zu spät ist.
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