Mein Weihnachten

Ich komme ja aus einer sehr katholischen Familie, wo das Brauchtum zum christlichen Jahreskreis immer sehr hochgehalten wurde. Meine frühesten Erinnerungen beziehen sich sehr stark auf meine Großeltern, die alle kirchlichen Feiertage mit einer gewissen Ernsthaftigkeit aber auch einer besonderen Liebe zelebriert haben. Dazu gehörte natürlich auch das Weihnachtsfest.

Hört man sich um, wird es sicher von allen als das schönste und positivste Fest im Jahr gesehen. Und gerade für Familien aus dem bäuerlichen Stand hat dieses abschließende Ereignis eines Jahres noch eine weitere Bedeutung. Es ist auch eine Art Rückschau auf die letzten zwölf Monate, die für den Erfolg oder den Misserfolg eines harten und arbeitsreichen Zeitraumes sprechen. Gerade die Abhängigkeit von äußeren Faktoren wie Klima, Bodenbeschaffenheit und Wetter oder die richtige Einteilung und Handhabung von Anbau, Produktion, Einbringen und Zucht macht jedes Jahr zu einem neuerlichen Kampf um die eigene Existenz. Denn die Jahresleistung wird erst über die eingefahrene Ernte ersichtlich und der daraus resultierende Gewinn.

Und für uns war es das Schönste wenn Weihnachten mit den Produkten der eigenen Arbeit gefeiert wurde. Ein Vanillekipferl mit den Nüssen des eigenen Baumbestandes, die Früchte der Marmeladen aus dem eigenen Obstgarten, die Kartoffel vom eigenen Acker und das Fleisch von selbst gezüchteten Tieren. Sogar der Baum war um einiges schöner wenn er vom eigenen Wald geholt wurde. Auch wenn ihm vielleicht die ideale Optik gefehlt hatte.

Als Kind und auch jetzt noch immer ist der Schnee ein wichtiger Bestandteil für ein gelungenes Weihnachtsfest. Was daran so wichtig ist, ist schwer zu erklären. Aber was dem Schnee zugutekommt, er bringt die Menschen ins Haus. Ich erinnere mich an Zeiten wo das Haus leer war, weil meine Eltern größtenteils auf den Feldern und Äckern, in den Ställen oder in den Werkstätten gearbeitet haben. Aber im Winter waren alle zusammen im Haus, es wurde mehr zusammen um den Tisch gesessen, Karten gespielt oder gemeinsam Wintersport geschaut. Und gerade das gemeinsame Daumen drücken für unsere Athleten hat immer wieder großen Spaß gemacht. Wenn einer aus der Runde das Rennen kommentiert hat, obwohl doch alle zugesehen haben oder Wetten für seinen Lieblingssportler abgeschlossen wurde.

Natürlich ist dieses Fest auch stark mit den Kindheitserinnerungen verbunden. Wer hat als Kind nicht diese Vorfreude gespürt, die sich allerdings zumeist mehr auf die Geschenke bezogen hat. Aber auch das Verhalten der Älteren, die alles in einem speziellen Rhythmus vorbereitet haben, um Weihnachten so traditionell zu zelebrieren, wie es ihnen von ihren Eltern und Großeltern gezeigt worden ist. Und wir geben es wieder weiter. Zwar hat die Modernisierung auch Einfluss auf spezielle Feste genommen, aber zu Fuß eine Weihnachtsmette zu besuchen, auch wenn die Gehzeit bis zu eine Stunde beträgt, ist uns weiterhin wichtig.

Aber heuer feiere ich Weihnachten in einem anderen Land und weit weg von Familie und Freunden. Ich habe meine Erinnerungen und durchlebe all meine vergangenen Weihnachten. Sehe mich als Kind mit meinen Geschwistern am Hof im Schnee spielen, während meine Mutter die Fische für das Abendessen vorbereitet und Vati den Christbaum schmückt. Ich sehe sogar Opa wie er pfeifend nochmals nach den Tieren im Stall sieht und meine Großtante Holz in ihre Stube trägt. Alles ist irgendwie in einer gewissen Erwartung, ich kann es heute noch fühlen.
Und dieses Gefühl werde ich auch am 24. Dezember hier in Schottland haben und wissen, liegen noch so viele Kilometer zwischen uns, ich bin bei der Feier meiner Familie in ihren Gedanken eingebunden.

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