BirdLife Österreich verrät Tipps für einen vogelfreundlichen Garten
Siedlungsvögel wie Girlitz und Bluthänfling als neue Sorgenkinder
Für viele Menschen bedeutet ihr Garten nicht nur Erholung und Freizeitbeschäftigung, sondern auch eine Möglichkeit zum Kontakt mit der Natur. Naturnahe Gärten sind grüne Inseln selbst in dicht verbauten Gebieten, beherbergen zahlreiche Vogelarten und andere Tiere und bieten vor allem am Ortsrand Rückzugsmöglichkeiten für selten gewordene Kulturlandvögel, deren Bestand in den letzten zwei Jahrzehnten um rund 40% zurückgegangen ist.
Wenn man den negativen Bestandstrend dieser Arten stoppen oder gar umkehren will, muss man nicht nur in der freien Kulturlandschaft, sondern auch im Siedlungs- und Siedlungsrandbereich ansetzen. Denn auch übertriebener Ordnungssinn in unseren Gärten hat zum Rückgang von Girlitz und Bluthänfling geführt. Der Girlitz ist inzwischen unter der Kategorie „Gefährdet“ in der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten angeführt, der Bluthänfling in der Vorwarnliste (Kategorie „Gefährdung droht“).
Sorgenkinder Girlitz und Hänfling
„Besondere Sorgenkinder unter den Siedlungsvögeln sind Girlitz und Bluthänfling“, weiß Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich. Der Girlitz wird in der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten geführt, der Bluthänfling ist in der Vorwarnliste. „Erschreckend für zwei eigentlich weit verbreitet Vogelarten!“, so Karner-Ranner. Der Girlitz ist eine körnerfressende Finkenart, die neben halboffenem, locker mit Bäumen bestandenem Kulturland auch gut durchgrünte Siedlungen und Siedlungsrandbereiche bewohnt. Gleichzeitig ist er einer jener Vogelarten, die in den letzten 20 Jahren österreichweit die stärksten Bestandsrückgänge aufweisen, auf nur noch ein Fünftel (minus 80% von 1998 bis 2016). Das ist auch der Grund für seine Einstufung als „gefährdet“ auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten Österreich.
Unter den siedlungsbewohnenden Finkenarten ist auch der Bluthänfling zu nennen, der ebenfalls einen negativen Bestandstrend aufweist. Er tritt nur noch halb so häufig auf als noch vor 20 Jahren (minus 50 % von 1998 bis 2016). Die Verschlechterung des Nahrungsangebotes an unterschiedlichen Wildkräutern dürften für den Bestandsrückgang beider Arten verantwortlich sein.
Verlust von Lebensraum und Nahrung
Die zwei Finken sind als Körnerfresser auf ein reiches Angebot verschiedenster Wildkrautsamen angewiesen. Auch ihre Jungen füttern sie mit einer Art Babybrei aus zarten, oft unreifen Kräutersamen. „Der Verlust naturnaher Privatgärten oder Parks, aber auch von G´stetten und sonstige Ruderalflächen im Siedlungs- oder Dorfrandbereich wirken sich für diese Arten sicherlich negativ aus“, erklärt Karner-Ranner. „In den zunehmend versiegelten, übertrieben ordentlichen Dorfrändern, naturfernen Gärten und Parks mit kurzgemähter Rasenflächen und Beeten, aus denen jedes Beikraut sofort entfernt wird, haben diese Vögel keine Chance“, erklärt die Vogelexpertin und ergänzt: „So hat auch der übertriebene Ordnungssinn in unseren Siedlungen zum Rückgang dieser Vögel beigetragen. Dabei wäre es so einfach, ihnen zu helfen.“
Wilde Ecken, wilde Kräuter
„Wer sich im Garten am vielstimmigen Konzert der heimischen Siedlungsvögel erfreuen möchte, sollte ihn möglichst naturnah gestalten, „denn sonst wird der Vogelchor nur schwach besetzt sein!“, weiß Eva Karner-Ranner. Anlocken kann man die Vögel etwa mit heimischen Blumen, Stauden, Sträuchern und Bäumen, die eine große Auswahl an Samen und Früchten bieten. „Beliebte Nahrungspflanzen für Vögel siedeln sich oft von selbst an, man muss sie nur wachsen und zur Reife kommen lassen“, meint die Expertin. „Lassen Sie in Ihrem Rasen auch Wildkräuter wie Löwenzahn und Wegerich wachsen und zumindest in einem Wiesenteil bis zur Samenreife kommen.“ Vogelmiere, Hirtentäschel und Gemeines Greiskraut gedeihen ohne Zutun auf offenen Bodenstellen. Selbst in kleinen Pflasterritzen wachsen Hungerblümchen und Vogelknöterich, wenn man es ihnen ermöglicht. „Dulden Sie in Ihrem Garten eine wilde Ecke, in der Brennnesseln, Weidenröschen, Beifuß, Gänsefuß und andere hochwüchsige Kräuter wuchern dürfen“, schließt Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich, „denn wer den negativen Bestandstrend dieser Arten stoppen oder gar umkehren will, muss auch im Siedlungs- und Siedlungsrandbereich ansetzen.“
Die 28-seitige Broschüre „Gefiederte Gäste im Hausgarten“ liefert viele wertvolle Tipps für einen vogelfreundlichen Garten sowie Porträts der 29 wichtigsten Gartenvögel und ist bei BirdLife Österreich unter der Hotline 01-523 46 51 sowie unter office@birdlife.at kostenfrei zu bestellen.
Das Projekt „Finkenschutz im Siedlungsraum“ wird unterstützt vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.
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