Welle von Anzeigen ist im Anrollen
Nach drei Jahren Ermittlungen gibt es beim Pyramidenspiel „Schenkkreis“ bzw. „Unternehmerforum“ 141 Beschuldigte, 800 Opfer und sieben MiIlionen Euro Schaden.
Der Erfolg der Voitsberger Polizei hat vier Namen. BI Bruno Weisshaupt, RI
Harald Schutti, RI Günter Schwab und BI Alfred Valeskini, der federführend die Ermittlungen seit Juli 2008 bei den Pyramidenspielen leitete. „Mit dem Staatsanwalt Hansjörg Bacher hatte ich einen kongenialen Partner, der immer hinter mir gestanden ist, auch in brenzligen Situationen. Heute kann ich sagen, dass wir die Spitzen dieses Spiels erwischt haben. Darauf bin ich sehr stolz“, sagt Valeskini. Zwischenzeitlich wurden sie von der LKA-Außenstelle Niklasdorf und dem LKA Burgenland unterstützt. Rund 1.200 Vernehmungen wurden durchgeführt, der Abschlussbericht umfasst 481 Seiten, der Gesamtakt ist 15.000 Seiten stark. 85% der Erhebungen machten aber die Voitsberger Polizisten.
Im Juli 2008 gab es einen Bericht in der „Kleinen Zeitung“, wonach es Geschädigte bei einem Pyramidenspiel im Raum Voitsberg geben soll. Daraufhin fragte Valeskini bei der Staatsanwaltschaft und beim Landeskriminaldienst nach, wie man die Paragrafen beim Pyramidenspielverbot handhabt. Laut Aussagen von Geschädigten wurden potenzielle Mitspieler auch in und vor Supermärkten angesprochen, schon damals kam man auf einen Schaden von mehr als einer Million Euro, auch aus anderen Bundesländern gab es Anfragen. „Unter Schenkkreis oder Unternehmerforum lief das Ganze“, berichtet Valeskini.
„Der Mindesteinsatz war 5.000 Euro, manche Chartführer machten einen Mindesteinsatz von 10.000 Euro draus. Wenn die Spieler zwei Mitspieler bringen, die die gleiche Summe einsetzen, würde man im Zeitraum von wenigen Wochen bis zu einem Jahr den achtfachen Gewinn bekommen.“ Weiters gab es eine „Drittellösung“.
Wenn man keinen Mitspieler bei einem Einsatz von 5.000 Euro bringt, würde man trotzdem 13.333 Euro Gewinn machen, bei einem Mitspieler 26.666 Euro. „Versprochen wurde auch, dass man den Einsatz immer zurückfordern könne, schlimmstenfalls müsste man Ersatz für den Spieler bringen.“
Das Geld wurde meistens bei Beschenkungsveranstaltungen in Deutschland übergeben. Dort wurde es auf Anweisung des Chart-Führers verschenkt. Es gab eine Schenkungsurkunde und eine publikumswirksame Übergabe auf der Bühne. Die Beschenkten brachen regelmäßig in Tränen aus und erzählten ihre Lebensgeschichten. Wer nicht nach Deutschland fahren wollte, konnte eine Vollmacht unterschreiben, damit in seinem Namen das Geld übergeben werden konnte. Diese Geldübergaben haben tatsächlich stattgefunden.“
Von Zeugen und Geschädigten wurde behauptet, dass vielfach manipuliert wurde. So soll es Veranstaltungen gegeben haben, wo Chartführer und ihre Familien unter nicht nachvollziehbaren Namen mehr als 300.000 Euro „kassiert“ haben sollen. Eine andere Aussage bestätigt, dass bei einer einzigen Veranstaltungen in München 31 mal 160.000 Euro verschenkt wurden. Teilweise wurden Mitspieler vom Chartführer gebeten, das Geld für abwesende Personen auf der Bühne entgegenzunehmen und dem Chartführer wieder zurückzugeben. „Den Spielern sagte man, dass das Mitspielen absolut legal sei, es gab auch ein Schreiben von einem Rechtsanwalt vom Finanzministerium und eine Anfrage an den Finanzombudsdienst, ob verwaltungsrechtlich etwas einzuwenden wäre. Von strafrechtlich stand da nichts“, sagt Valeskini.
Als es schwieriger wurde, Spieler zu lukrieren, kam der Hilfs oder Sanierungschart auf, wo man bei einem Einsatz von 1.000 Euro in kürzester Zeit 8.000 Euro beschenkt bekäme. Von den 8.000 Euro wurden nur 3.000 ausbezahlt, der Rest kam als Neueinstig in den 5.000-Euro-Chart, hier war das Bringen von Mitspielern nicht nötig. Valeskini wurde angefeindet, bekam mehrere Disziplinaranzeigen und Anträge auf Abberufung der Aktenführung. Es wird mehrere Monate dauern, bis Bacher mit den Anzeigen wegen Verdachts auf Ketten- oder Pyramidenspiel, Nötigung und schweren gewerbsmäßigen Betrug fertig ist.
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