Christina Strauß
"Meisterin des Jahres" kommt aus St. Nikolai im Sausal
Mache Karriere mit einem Handwerk, das dir Freude bereitet. Das ist Christina Strauß aus St. Nikolai im Sausal gelungen. Die Südsteirerin wurde von der Wirtschaftskammer Steiermark gemeinsam dem Publikum zur "Meisterin des Jahres" gekürt.
ST. NIKOLAI/SAUSAL. „Die Meister und Befähigungsprüfung ist eine zukunftssichere und stabile Aktie am Weiterbildungsmarkt“, betonten WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, bei der jüngsten Meisterbriefverleihung im Grazer Stefaniensaal. Und an diesem Abend stand mit Christina Strauß aus St. Nikolai im Sausal eine besonders geschickte und ideenreiche Meisterin im Rampenlicht. Die gelernte Damenkleidermacherin, die schon bei vielen Wettbewerben groß aufzeigte und bei den EuroSkills 2021 Gold holte, wurde zur "Meisterin des Jahres" gekürt.
Höchste Stufe der fachlichen Qualifizierung
Im Jahr 2023 wurden in der Steiermark 549 Meister- und Befähigungsprüfungen erfolgreich abgelegt - 252 davon waren Meisterprüfungen (204 Männer und 48 Frauen), 297 Befähigungsprüfungen (186 Männer, 111 Frauen).
Die frisch gebackenen Absolventinnen und Absolventen konnten ihre Urkunden mit Stolz und Freude entgegennehmen. „Diese hohe Bereitschaft zur fachlichen Weiterqualifizierung ist sehr wichtig für die steirischen Unternehmen und für den Wirtschaftsstandort Steiermark“, betont Herk. „Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwierig, ihnen mit Qualifikation und folglich Qualität entgegenzutreten, ist genau der richtige Weg.“
Handwerk ist und bleibt meisterlich
Das steirische Gewerbe und Handwerk ist die traditionelle Meistersparte. Der Großteil der Meister- und Befähigungsprüfungen wird in einem der Berufe aus dieser Sparte absolviert. Im vergangenen Jahr waren das exakt 33 Berufe, in denen 252 Meisterprüfungen und 127 Befähigungsprüfungen abgelegt wurden.
Spitzenreiter bei den Meisterprüfungen sind
- die Kfz-Technikerinnen und Kfz-Techniker (55),
- die Metalltechnikerinnen und Metalltechniker (35),
- die Tischlerinnen und Tischler (19),
- die Mechatronikerinnen und Mechatroniker sowie Heizungstechnikerinnen und Heizungstechniker (je 18) sowie
- die Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigerinnen und Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger (15).
Die Befähigungsprüfungen führen die Elektrotechnikerinnen und Elektroniker (21) an, gefolgt von den Tätowiererinnen und Tätowierern (19), den Baumeisterinnen und Baumeistern (18), den Holzbau-Meisterinnen und Holzbaumeistern (17) sowie den Kosmetikerinnen und Kostmetikern (16).
Für Spartenobmann Hermann Talowski bietet die Meisterprüfung gleich einen dreifachen Nutzen: „Erstens können sich die jungen Spitzenfachkräfte damit beruflich und persönlich weiterentwickeln, zweitens ist die Meister- und Befähigungsprüfung ein sichtbarer Qualifikationsnachweis für die Unternehmen und drittens profitieren die Konsumentinnen und Konsumenten von erstklassiger Arbeit auf höchstem Niveau.“
- Übrigens: Zwischen der Meister- und Befähigungsprüfung besteht kein inhaltlicher Unterschied. Er ergibt sich lediglich aus der Zuordnung innerhalb der Gewerbeordnung: Im handwerklichen Bereich wird zumeist eine Meisterprüfung absolviert, in den anderen reglementierten Gewerben wird der Abschluss durch eine Befähigungsprüfung erworben.
Prüfungsmarkt bleibt stabil
Unterm Strich wurden im Vorjahr 252 Meister- und 297 Befähigungsprüfungen erfolgreich abgelegt, 2022 waren es im Vergleich dazu 253 bzw. 343. Dazu Christian Kolbl, neuer Leiter der Meister- und Lehrlingsstelle in der WKO Steiermark: „Trotz der leichten Rückgänge können wir von einem stabilen Prüfungsmarkt sprechen. Die seit geraumer Zeit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben auf den Prüfungsmarkt im Meister- und Befähigungsbereich bisher nur leichte Auswirkung."
Dies zeige zum einen, dass auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten von den Betrieben und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großer Wert auf berufliche Qualifikationen insbesondere im Hinblick auf die Übernahme von Führungsverantwortung gelegt werde. Und zum anderen, dass die Absolvierung einer Meister- oder Befähigungsprüfung mit dem Fokus einer Unternehmensgründung auch im vergangenen Jahr in großer Anzahl gegeben war.
Gleichstellung mit Bachelorstudium
Seit 2018 sind die Meisterprüfung sowie der Abschluss eines Bachelorstudiums gleichgestellt, und zwar auf Stufe 6 innerhalb des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR). Damit sind die Abschlüsse gleichwertig. Mittlerweile sind alle Meisterprüfungen auf NQR 6 eingestuft, dazu kommen nun auch insgesamt 35 Befähigungsprüfungen, die im Nationalen Qualifikationsrahmen dem Qualifikationsniveau 6 zugeordnet sind, darunter etwa die Befähigungsprüfung zur Baumeisterin und zum Baumeister sowie die Befähigungsprüfung Elektrotechnik.
Diese Gleichstellung wertet die Berufsausbildungen – sprich: die Lehre - im Gewerbe und Handwerk weiter auf und steigert auch die gesellschaftliche Anerkennung: So kann der Meistertitel als „Mst.“ bzw. „Mst.in“ auch vor dem Namen geführt und in amtlichen Dokumenten wie Reisepass oder Führerschein eingetragen werden. Mit 1.1.2024 wurde auch eine finanzielle Gleichstellung erreicht. Denn ab sofort sind die Kosten für die Prüfungen nicht mehr von den Kandidatinnen und Kandidaten zu tragen, sondern werden von der öffentlichen Hand übernommen.
Was motiviert zur Meisterprüfung?
Eine Untersuchung des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft hat die Motive für die Ablegung einer Meister- oder Befähigungsprüfung erhoben. Bei den Steirerinnen und Steirern ist das meistgenannte Motiv die Steigerung der fachlichen Kompetenz (trifft auf 69 % stark zu, auf 24 % eher zu), gefolgt von der Aussicht auf eine bessere Position am Arbeitsmarkt (trifft auf 50 % stark zu, auf 27 % eher zu) bzw. einer besseren Position im eigenen Unternehmen (trifft auf 36 % stark zu, auf 20 % eher zu).
Auch die Gründung eines eigenen Unternehmens ist für viele zentral: Auf über 40 % trifft das stark zu und auf knapp 20 % eher zu. Weitere Motive sind die Absicherung der Position im eigenen Unternehmen (trifft auf 27 % stark zu, auf 19 % eher zu), das Sichtbarmachen der Qualifikation durch das Gütesiegel „Staatlich geprüft“ (trifft auf 20 % stark zu, auf 25 % eher zu) sowie der Erwerb eines dem Bachelor gleichgestellten Abschlusses (trifft auf 16 % stark zu, 14 % eher zu). Das Durchschnittsalter der Absolvent:innen liegt bei über 30 Jahren, das bedeutet: Wer eine Meister- oder Befähigungsprüfung absolviert, verfügt über viel Berufserfahrung, bevor die höchste Stufe der fachlichen Qualifikation anvisiert wird.
Publikum entschied „Meister des Jahres“
Am Abend der Meisterbriefverleihung wurde auch der Titel „Meister/in des Jahres“ vergeben. Die Wahl erfolgte durch alle im Saal anwesenden Gäste, die sich via Online-Abstimmung für einen von drei Kandidatinnen und Kandidaten entscheiden konnten. Die Vorauswahl erfolgte durch eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten der Meisterprüfungsstelle und der Sparte Gewerbe und Handwerk.
Die Wahl des Publikums fiel bei über 1000 abgegebenen Stimmen auf Damenkleidermacherin Christina Strauß, die bei den EuroSkills 2021, der Heim-Berufs-EM in Graz, Gold geholt hatte. „Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung, damit hätte ich niemals gerechnet“, strahlte Strauß auf der Bühne vor mehr als 1.400 anwesenden Gästen. Nachgefragt, wo sie denn nervöser gewesen sei, den EuroSkills oder der Meisterprüfung? „Eindeutig bei der Berufs-EM“, verrät Strauß.
2021 radelte Christina Straß bei den EuroSkills zu Gold:
Bereits 2018 wurde Christina Strauß als Vizemeisterin bei den Austria Skills gefeiert:
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