Inklusions-Krampusgruppe der Region
Die "Hochofenteifl'n" wollen wachsen
Andreas Marolds großer Traum ist es, als Rollstuhlfahrer an Krampusläufen teilzunehmen. Für seine gegründete Krampusgruppe „Die Hochofenteifl‘n“ sucht er nun dringend Mitglieder – egal ob beeinträchtigt oder nicht.
LEOBEN. Krampusse haben den Leobener Andreas Marold von klein auf fasziniert. Immer schon wollte er Teil einer Gruppe der wilden Gesellen sein. Das Schicksal machte ihm am 26. Juli 2007 jedoch einen jähen Strich durch die Rechnung und veränderte sein Leben von Grund auf. „Bei einem Badeunfall mit neun Jahren wäre ich im Stainacher Schwimmbad fast ertrunken. Seit dem Unfall bin ich motorisch sehr eingeschränkt und sitze im Rollstuhl. Ich bin geistig aber topfit und kommuniziere mit meiner Zunge Ja und Nein. Da ich nicht sprechen kann, schreibe ich alles per Spezial-Computer mit der Nase“, teilt der heute 24-Jährige mit.
Begeisterung für das Brauchtum
Andreas Marold erzählt weiter: „Als ich noch klein war, sind wir immer zu den Krampusläufen gegangen. Da hat mich die Begeisterung für dieses Brauchtum gepackt und dort ist auch der Wunsch entstanden, selbst bei Läufen mitzumachen. Jetzt, wo das Thema Inklusion immer lauter wird, ich älter werde und die Welt sich so schnell verändert, ist mir diese Tradition noch wichtiger geworden. Wir hatten nach meinem Unfall angefragt, ob ich bei Krampusgruppen mitlaufen darf, die Vereine fanden es aber zu gefährlich, einen Rollstuhlfahrer mitzunehmen.“
Eigene Krampusgruppe
Deshalb fasste Andreas Marold vor zwei Jahren den Entschluss, seine eigene Krampusgruppe zu gründen, die den Namen „Hochofen Teifl’n“ führt. „Es kann so nicht weitergehen, dass man Menschen mit einer Beeinträchtigung einfach so stehen lässt. Ich möchte mit meiner Krampusgruppe der Gesellschaft zeigen, dass alle die gleichen Chancen verdient haben, egal, ob man eine Behinderung hat oder nicht“, betont der Leobener, der findet, dass Inklusion in manchen Fällen nur eine leere Worthülse ist.
Beim Aufbau und Bespielen der Facebook-Seite der „Hochofen Teifl’n“ wird er von Natalie Baginski aus Spittal an der Drau unterstützt. Sie, ihr Partner Alexander Kocher sowie Leyla Panzer aus Rottenmann lernten Andreas Marold und seine Idee über Facebook kennen. „Ich finde es super, dass eine Krampusgruppe für jedermann im Entstehen ist und ich möchte hier unbedingt mitlaufen und fixer Teil der Gruppe sein“, erklärt Leyla Panzer, die wie Natalie Baginski und Alexander Kocher erst kürzlich zu einem Treffen mit Andreas und seinen Eltern nach Leoben gekommen ist.
"Hochofenteifl'n" gesucht, jeder ist willkommen
Insgesamt zählt die Gruppe momentan fünf Mitglieder. „Unser größter Wunsch wäre es, so um die zehn Leute für eine familiäre und vor allem beständige Krampusgruppe zusammenzubekommen“, teilt Andreas Marold, der auch schon das Buch "Ich lebe" geschrieben hat, mit. Willkommen sei jeder – ob beeinträchtigt oder nicht, ob jung oder alt –, der echtes Interesse daran hat, ein „Hochofen Teifl“ zu werden. Eine ganz wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an einem Krampuslauf sei, wenn nötig, eine betreuende Person für den Beeinträchtigten. „Und das Kostüm sollte selbst mitgebracht werden“, machen Natalie Baginski und Gudrun Marold, Andreas’ Mutter, aufmerksam.
Das Fürchten lehren
Heuer stehen zwei Auftritte am Programm, und zwar am 2. Dezember beim Krampuslauf in Altenmarkt und am 5. Dezember in Kleinlobming. „Es sind kleine Veranstaltungen, deshalb können wir hier auch leichter mitmachen“, sagt Gudrun Marold, die ihren Sohn – vermutlich als Hexe verkleidet – begleiten wird. Über’s Jahr verteilt, übt der 24-Jährige mehrmals mit eigens angefertigter Maske, Fell, Rute und Glocken, um zu sehen, ob es irgendwo drückt und wie lange er es unter der Maske aushält. „So eine Maske wird ganz schön schwer mit der Zeit. Für offizielle Proben sind wir noch eine zu kleine Gruppe, aber wenn wir mehr Leute sind, würden wir gerne eine Choreographie einüben, um den Zuschauern das Fürchten zu lehren“, lacht Andreas. Und eines möchte er noch mit auf den Weg geben: „Wir sind auch Menschen, aber anders. Wir haben auch Bedürfnisse und wollen an der Gesellschaft teilhaben.“
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