Trofaiacher Stimmungsbilder
Ewald Grillitsch: Konsequent und vorsichtig bleiben

Diese Woche teilt auch Ewald Grillitsch, Postenkommandant und Leiter der Polizeiinspektion Trofaiach, im Rahmen der "Trofaiacher Stimmungsbilder" seine Gedanken und Erfahrungen rund um die Coronakrise | Foto: KK
  • Diese Woche teilt auch Ewald Grillitsch, Postenkommandant und Leiter der Polizeiinspektion Trofaiach, im Rahmen der "Trofaiacher Stimmungsbilder" seine Gedanken und Erfahrungen rund um die Coronakrise
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Die "Trofaiacher Stimmungsbilder" beleuchten die Lebensumstände von unterschiedlichsten Menschen in der Stadt Trofaiach in Zeiten von Corona.

TROFAIACH. Auch im sechsten Teil der "Trofaiacher Stimmungsbilder" – also nach Woche sechs der Ausgangsbeschränkungen – hat Jacqueline Juri, die Obfrau des Museumsvereins Trofaiach, Menschen aus der Stadt Trofaiach in Form von Telefoninterviews über ihr Befinden und ihre Gedanken im Zusammenhang mit der Coronakrise befragt. Dieses Mal war auch Ewald Grillitsch unter den Interviewpartnern. Ewald Grillitsch wohnt in Trofaiach, ist  57 Jahre alt und Postenkommandant und Leiter der Polizeiinspektion Trofaiach. Er ist verwitwet, Vater eines Sohnes und lebt in einer Lebensgemeinschaft.

Herr Grillitsch, Sie sind seit dem Jahr 1986 in Ihrem Berufsfeld tätig, bekamen das Goldene Verdienstzeichen der Republik verliehen und waren in ihrem Berufsleben bestimmt schon mit unzähligen Herausforderungen konfrontiert. Welche Anforderungen wurden seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 16. März in Ihrer Funktion als Polizeiinspektionskommandant, aber auch als Privatperson, an Sie gestellt?
EWALD GRILLITSCH:
 Durch Covid-19 hat sich im März plötzlich der komplette Dienstbetrieb verändert. Wir stellten in der Diensteinteilung von einem Wechseldienstsystem zu einem Gruppendienst um. Das heißt, die Beamten von Trofaiach verrichten in drei Gruppen ihren Dienst, somit erfolgt keine Durchmischung im Falle einer Erkrankung. Jeden dritten Tag waren wir 24 Stunden durchgehend im Dienst. Das war schon anstrengend. Andererseits hatten alle Lokale und Bars geschlossen, was weniger Arbeit mit sich brachte. Fußstreifen wurden vermehrt eingesetzt, da es notwendig war, eine stärkere Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen. Der schlimmste Tag war der erste Freitag nach Verhängung der Maßnahmen. Da wurden die Geschäfte gestürmt. In der darauffolgenden Woche entspannte sich die Situation aber wieder. Was das Arbeitspensum bzw. die Belastung anbelangt, hat es sich in etwa die Waage gehalten, ein paar Tätigkeiten sind weggefallen, andere hinzugekommen. Wir freuten uns darüber, dass unsere Präsenz im öffentlichen Raum von der Bevölkerung gut aufgenommen worden ist und wir sehr positive Rückmeldungen bekommen haben. Ich muss aber auch dazusagen, dass wir sehr zufrieden mit den Menschen sind, da sich der Großteil der Bevölkerung sehr gut an die Maßnahmen gehalten hat. Rückblickend betrachtet war es am Beginn dieser Krise schon etwas ruhiger, da praktisch das ganze öffentliche Leben zum Stillstand gekommen ist. Zu tun war trotzdem genug, da wir auch für die Gesundheitsbehörden tätig sind, das heißt, es wurden Bescheidausfolgungen und Ähnliches bearbeitet. Zudem herrschte bezüglich des Betretungsverbotes im öffentlichen Raum und den damit verbundenen Ausnahmen zum Teil Verwirrung unter der Bevölkerung, hierbei halfen wir durch telefonisch Auskunft gerne weiter.
Als Privatperson möchte ich im Zusammenhang mit der Coronakrise sagen, dass die persönlichen Einschränkungen, die wir auf uns genommen haben schon recht stark waren. Ich habe aufgrund dieser Krise meinen Sohn sechs Wochen nicht gesehen und konnte auch meinen 91-jährigen Vater nicht besuchen. Das waren Einschränkungen, die man sich nicht allzu oft im Leben wünscht.

Mit Blick auf die Zukunft. Was glauben Sie, werden die Herausforderungen in den kommenden Monaten sein?
EWALD GRILLITSCH: 
Ich persönlich glaube, aus polizeilicher Sicht aus betrachtet, dass mit dem Hochfahren des Landes wieder ein wenig mehr Arbeit auf uns zukommen wird. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute unter persönlichen Problemen leiden, aufgrund von Arbeitslosigkeit, aber auch wegen der Ungewissheit was die Zukunft bringen wird. Das belastet psychisch. Wenn dann was passiert, sind wir im Sinne des Sicherheitspolizeigesetzes in erster Linie zuständig und müssen einschreiten. Allerdings konnten wir positiv feststellen, dass es bis dato zu keiner Zunahme von häuslicher Gewalt in unserer Region gekommen ist. Zuvor hatten wir das befürchtet. Mit der Öffnung von Lokalen, Bars und Diskotheken wird vermutlich auch ein wenig nachgefeiert. Aber das werden wir alles bewältigen.

Was lernt man aus dieser Zeit?
EWALD GRILLITSCH: 
Für mich war es entscheidend in dieser Zeit zu sehen, dass man sich den Stress auch selber macht, indem man meint dort oder da hingehen zu müssen. Jetzt ist man zu Hause geblieben, hat ausgezeichnet gekocht, dabei regionale einheimische Produkte verwendet und man spürte auch, dass das ganze Leben rundherum ruhiger geworden ist. Diese Eindrücke in die Zukunft mitzunehmen, wird ein entscheidender Faktor sein. Ein großes Aufatmen war es auch für unsere Umwelt, was ich positiv sehe. 

Welches Anliegen hätten Sie an ihre Mitmenschen?
EWALD GRILLITSCH: 
Es wäre mir ein Anliegen für die Zukunft, dass wir diese durchaus positive Stimmung, wie sich Menschen trotz Abstand begegnet sind, bewahren könnten. Man hat sich gegrüßt und zugewunken und war nett zueinander. Eine Bitte oder ein weiteres Anliegen wäre es mir, dass wir trotz dieser Lockerungen konsequent und vorsichtig im Umgang miteinander bleiben, damit eine zweite Welle an Erkrankungen verhindert werden kann. Ansonsten wären die sechs Wochen fast umsonst gewesen. Dann ist es vielleicht im Sommer durchaus möglich an einem See in Österreich Urlaub zu machen.

Interview: Jacqueline Juri

>>Hier gibt‘s weitere Stimmungsbilder und die Interviews der vergangenen Wochen<<

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