Höchster Bevölkerungsrückgang
Bezirk Leoben ist trauriger Spitzenreiter
Laut Statistik Austria ist der politische Bezirk Leoben österreichweit jener mit dem größten Bevölkerungsrückgang. Doch wo gab es im vergangenen Jahr die größten Abgänge und was sind die Ursachen? MeinBezirk.at hat nachgefragt.
BEZIRK LEOBEN. Die österreichische Bevölkerung wächst. Rund 9.160.000 Menschen zählte die Statistik Austria mit Stichtag 1. Jänner 2024 – und damit um etwa 55.200 mehr als noch ein Jahr zuvor. Doch nicht überall gehen die Zahlen nach oben. Ein politischer Bezirk, der ganz besonders hervorsticht, ist Leoben. Mit minus 1,06 Prozent schrumpfte unser Bezirk von 59.944 auf 59.308 Einwohner am stärksten.
Stadt Leoben verliert Einwohner
Ins Gewicht fällt dabei besonders die Entwicklung in der Bezirkshauptstadt Leoben. Hier reduzierte sich die Bevölkerungszahl um 533 von 25.140 auf 24.607 – ein Minus von 2,12 Prozent. Seitens der Stadt betont Bürgermeister Kurt Wallner, dass die Zahlen seit 2005 als "stabil" zu werten seien. In die Statistik würden demnach sowohl Haupt-, als auch Nebenwohnsitze fließen. Starken Einfluss auf die Entwicklung der Bevölkerungszahl hätten die Anzahl der Studierenden an der Montanuniversität und die Entwicklung von Industriebetrieben. "Aber auch die Anzahl der Ukraine-Flüchtlinge oder eine etwaige Belegung der Baumax-Halle als Quartier für Asylsuchende tragen und trugen zu Schwankungen bei", schildert Bürgermeister Wallner und ergänzt: "Leoben ist eine attraktive Wohn- und Arbeitsstadt."
"Wir sind sehr bemüht, durch gute Infrastrukturmaßnahmen, modernen Wohnraum, hohe Bildungsmöglichkeiten und ein spannendes Freizeitangebot diesen Charakter weiter auszubauen. Zudem bieten wir attraktive Kinderbetreuung, neu ausgebaute und erweiterte Geh- und Radwege für sanfte, umweltfreundliche Mobilität und gern besuchte Kultur- und Sportevents, die über die Grenzen Leobens hinaus Beachtung finden."
Kurt Wallner, Bürgermeister der Stadt Leoben
"Alarmierende Entwicklung"
Anders sieht das VP-Vizebürgermeister Reinhard Lerchbammer, der die aktuelle Bevölkerungsentwicklung als "alarmierend" bezeichnet. Er fordert dringende Maßnahmen, um junge Menschen in Leoben zu halten. Neben dem Angebot an Arbeitsplätzen brauche es Initiativen, um Gründungen zu unterstützen und um ein Umfeld zu schaffen, in dem junge, talentierte Köpfe ihre Ideen entwickeln und umsetzen können.
"Ebenso wichtig ist die Schaffung eines familienfreundlichen Umfelds für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dazu gehört insbesondere eine Ausweitung des Angebots an Kinderbetreuungsplätzen. Kinderkrippen und Kindergärten sind für junge Familien von entscheidender Bedeutung, und wir müssen als Stadt sicherstellen, dass ausreichend Plätze vorhanden sind."
Reinhard Lerchbammer, Vizebürgermeister der Stadt Leoben
Von einem Bevölkerungsrückgang betroffen ist auch die Gemeinde Wald am Schoberpaß. Prozentuell liegt man mit minus 3,15 Prozent sogar vor Leoben, in absoluten Zahlen hat sich die Bevölkerung jedoch "nur" um 17 Einwohnerinnen und Einwohner auf 523 reduziert. Als größtes Problem und damit zugleich größten Hebel, um die Entwicklung umzudrehen, bezeichnet Bürgermeister Marc Landl den öffentlichen Verkehr. "Gerade wenn man mit jungen Leuten redet, dann ist das unser größtes Handicap", schildert der Bürgermeister. Es gebe jedoch auch positive Nachrichten: So sei es der Gemeinde in den vergangenen Jahren gelungen, wichtige Infrastruktur, wie etwa die Volksschule, den Kindergarten, Nahversorger und Bankomat zu erhalten. Das habe man sehr gut im Griff.
"Jetzt geht es darum, unsere Region als Ganzes attraktiv zu machen und in den Fokus zu rücken – besonders bei der jüngeren Generation."
Marc Landl, Bürgermeister von Wald am Schoberpaß
Wo es die Menschen hinzieht
Die gute Nachricht zum Schluss: Nicht überall gibt es Abgänge. In Kalwang etwa wuchs die Bevölkerung zuletzt von 986 auf 997. "Das im Jahr 2018 beschlossene Markterneuerungsziel 'Kalwang 2030' mit dem Ziel, wieder über 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner zu kommen, zeigt seine Wirkung", freut sich Bürgermeister Mario Angerer. Hauptgründe für die positive Entwicklung seien seiner Ansicht nach die mit dem Pflegeheim neu geschaffenen Arbeitsplätze sowie neue Wohnbauten. Auch in der neu sanierten "Alten Schmiede" wurden Wohnungen geschaffen, die wiederum Menschen nach Kalwang locken.
Auch die Gemeinden Kraubath und Niklasdorf, Trofaiach und Vordernberg verzeichneten in der aktuellen Statistik ein Plus gegenüber dem Vorjahr. Hier wurden zuletzt mehr Einwohnerinnen und Einwohner gezählt, als noch im Jänner des Vorjahres.
Das könnte dich auch interessieren:
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.