20-jährige Erfolgsgeschichte
Die ersten Kürbisbauern in der Obersteiermark

- Vor 20 Jahren startete Familie Hafellner als Vorreiter in der Obersteiermark ihre Kürbis-Erfolgsgeschichte.
- Foto: GenussReich/Freilichtmomente
- hochgeladen von Astrid Moder
Vor 20 Jahren wagte die Familie Hafellner in Proleb ein Experiment: Kürbisse im raueren Klima der Obersteiermark. Heute sind ihre Felder nicht nur Heimat für das „grüne Gold“, sondern auch Quelle für Saatgut, das bis in die Südsteiermark gelangt. Mit Mut und Innovationsfreude haben die Hafellners den Kürbis in der Region fest verwurzelt.
PROLEB. Wenn im Herbst die orange-grünen Früchte auf den Feldern liegen, ist die Kürbisernte auch in der Obersteiermark nicht mehr wegzudenken. Vor zwei Jahrzehnten war das noch undenkbar – bis Familie Hafellner den Mut hatte, etwas Neues zu probieren. Sie waren neben zwei anderen Betrieben die ersten Kürbisbauern in der Obersteiermark und haben seither eine spannende Erfolgsgeschichte geschrieben.

- "Bobby's Kernöl" wurde in den letzten zehn Jahren bei der Wieselburger Ab Hof-Messe, Europas bedeutendster Spezialmesse für bäuerliche Direktvermarktung, jedes Jahr mit Gold prämiert.
- Foto: GenussReich/Freilichtmomente
- hochgeladen von Astrid Moder
Ein Versuch wird zur Leidenschaft
„Wir wollten immer wieder neue Kulturen ausprobieren“, erinnert sich die Familie. Erdbeeren waren schon lange fixer Bestandteil des Betriebs. Doch irgendwann kam die Idee, auch Kürbisse zu pflanzen – inspiriert durch Kontakte in die Südsteiermark. Anfangs war die Skepsis groß: Passt der Kürbis überhaupt ins rauere Klima der Obersteiermark? Doch der Versuch glückte – und schon die ersten Jahre zeigten, dass die Böden und Niederschläge der Region beste Voraussetzungen bieten.
Der Weg war nicht immer einfach. Während die Südsteiermark längst aussäen kann, müssen die Kürbisfelder in der Obersteiermark wegen der Frostgefahr noch warten. Doch mit Geduld und Erfahrung konnte die Familie Jahr für Jahr verlässliche Ernte einfahren. Eine besondere Erinnerung: Als in den Anfangsjahren ein Regionalsender die maschinelle Ernte filmte. „Das war damals eine Sensation – solche Maschinen kannte hier niemand“, lacht Barbara Hafellner.

- Pro Hektar liegt der Ertrag durchschnittlich bei 500 bis 700 Kilogramm Kernen.
- Foto: Bobby's
- hochgeladen von Astrid Moder
Vom Kürbisfeld zum Kernöl
Der Anbau ist temperaturabhängig – meist wird im Mai gesät und im Oktober geerntet. Die Kerne gelangen nach der maschinellen Ernte zur Reinigung und Trocknung, ehe sie zur Pressung nach Lebring gebracht werden. Abgefüllt und etikettiert wird schließlich direkt am Hof.
Wie wertvoll das „grüne Gold“ ist, zeigen die Zahlen: Für einen Liter Kernöl braucht es rund 2,5 Kilogramm Kerne – das entspricht etwa 35 Kürbissen. Pro Hektar liegt der Ertrag im Durchschnitt bei 500 bis 700 Kilogramm Kernen. Ein wesentlicher Faktor beim Anbau ist die Fruchtfolge, in Kombination mit Saatmais, Käferbohnen, Erdbeeren und Braungerste.

- Robert und Barbara Hafellner betreiben auch Saatgutvermehrung für die Südsteiermark und andere intensive Anbaugebiete.
- Foto: Bobby's
- hochgeladen von Astrid Moder
Neben dem klassischen Kernöl gehören längst auch Knabberkerne in verschiedenen Geschmacksrichtungen zum Sortiment. Sogar Kürbisblüten fanden schon ihren Weg in die gehobene Gastronomie. „Wir probieren immer wieder Neues aus – nicht alles bleibt, aber manches entwickelt sich zur Tradition“, so Barbara Hafellner.
Die Früchte für ihre Arbeit erntet die Familie nicht nur am Feld: Seit nunmehr zehn Jahren gelingt es ihnen, bei der Wieselburger Ab Hof-Messe, Europas bedeutendster Spezialmesse für bäuerliche Direktvermarktung, mit "Bobby's Kernöl" alljährlich mit Gold prämiert zu werden.
Auch in der Saatgutvermehrung haben die Hafellners Erfahrung gesammelt. Dabei werden männliche und weibliche Pflanzen getrennt gesetzt, die männlichen Blüten entfernt und müssen strenge Abstandsauflagen von bis zu 1.500 Metern eingehalten werden. Gerade in der Obersteiermark ist das leichter möglich als in den dichter bebauten Kürbisregionen im Süden. So wird hier Saatgut gewonnen, das später in der Südsteiermark und anderen intensiven Anbaugebieten zum Einsatz kommt.

- Die Familie probiert immer Neues aus, so fanden auch Kürbisblüten schon ihren Weg in die gehobene Gastronomie.
- Foto: Bobby's
- hochgeladen von Astrid Moder
Klimawandel: Herausforderung und Chance
Heute bewirtschaftet die Familie zwischen 15 und 20 Hektar Kürbisfelder von Pernegg bis Traboch. Die Produkte finden ihren Weg nicht nur in die regionalen Geschäfte und Wirtshäuser, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus – nach Deutschland, in die Schweiz, bis nach Australien und Amerika.
Der Klimawandel bringt Herausforderungen, aber auch Chancen. Während in der Südsteiermark die Trockenheit immer öfter Probleme bereitet, profitieren die Kürbisbauern der Obersteiermark von den etwas feuchteren Bedingungen. „Die einzige Konstante ist die Veränderung“, ist Robert Hafellner überzeugt. „Man muss offen bleiben, Neues zu probieren – sonst kommt man nicht weiter.“

- Familie Hafellner bewirtschaftet Kürbisfelder von Pernegg bis Traboch.
- Foto: Bobby's
- hochgeladen von Astrid Moder
So ist aus einem Experiment eine Erfolgsgeschichte geworden. Und wer heute durch die Felder in Proleb und Umgebung spaziert, wird zustimmen: Die Kürbisse gehören inzwischen genauso zur Obersteiermark wie die Berge ringsum.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.