Mahdzeit ist Lebensgefahr
Kitzrettung Leoben setzt auf Drohnenhilfe
Um dem traurigen Schicksal entgegenzuwirken, dass viele Rehkitze in der Mahdzeit den Mähwerken zum Opfer fallen, wurde der gemeinnützige Verein Kitzrettung Leoben ins Leben gerufen. Ziel ist es, nicht nur Schutzmaßnahmen zu ergreifen, sondern auch das Bewusstsein für die Situation zu schärfen.
BEZIRK LEOBEN. Florian Wernbacher, zweiter Vizebürgermeister der Stadt Leoben (FPÖ), und Marco Triller, steirischer FPÖ-Klubobmann, sind nicht nur politisch sehr aktiv, sondern beide leidenschaftliche Jäger. Wer meint, die Aufgabe des Jägers sei es, nur zu jagen, wird von den beiden eines Besseren belehrt. Jäger bejagen das Wild nicht nur, sondern übernehmen auch Verantwortung für die Tier- und Pflanzenwelt. Das Jagdgesetz verpflichtet sie sogar dazu. Sie regeln den Wildbestand und sorgen für einen artenreichen Wildbestand.
In den Revieren erleben Jäger die Natur aus nächster Nähe und sehen auch Veränderungen und Gefahren. Deshalb haben die beiden Jäger auch den Verein "Kitzrettung Leoben" gegründet. Wie es dazu kam? Wie so oft im Leben durch „zufällige Gespräche." Schon lange war ihnen ein Dorn im Auge, wie viele Rehkitze bei der Mahd den Tod durch das Mähwerk erfahren.
2.500 Rehkitze sterben jährlich in der Steiermark
Doch zuerst zur Erklärung, wie Rehkitz und Mähwerk in Zusammenhang stehen. In den Monaten Mai bis Juni ist die Setzzeit (Geburtszeit) des Rehwildes. Da sie ihren Nachwuchs dort sicher vor natürlichen Feinden wähnen, setzen sie ihre Kitze gern im hohen Gras ab. Die Kitze liegen während der ersten Lebenswochen meist schutzlos alleine da.

- Die Rehkitze liegen in den ersten Wochen die meiste Zeit alleine und ungeschützt im hohen Gras.
- Foto: Pixabay
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Zeitlich fällt die Setzzeit vielerorts aber mit der ersten Mahd der Bauern zusammen. Im hohen Gras sind die Kitze allerdings schwer zu entdecken. Schätzungen zufolge fallen deshalb jährlich etwa 2.500 Rehkitze in der Steiermark den Mähwerken zum Opfer.
Idee durch Zufall entstanden
„Ein Freund in Voitsberg erzählte uns von einem Kitzrettungs-Projekt mit einer Infrarot-Drohne, das er zur Unterstützung der Bauern gestartet hatte. Da dachten wir uns, so etwas braucht es für unseren Bezirk auch unbedingt“, erklärt Kassier Marco Triller. Denn die klassische Variante, das Gelände zu Fuß abzusuchen, sei relativ zeitaufwendig.
Die Technologie mit Wärmebildkamera ermöglicht ein effizientes Absuchen der Wiesen. Durch die genaue Lokalisierung können die Rehkitze rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, bevor die Mähmaschinen zum Einsatz kommen. Der Zeitaufwand mit Drohneneinsatz beläuft sich etwa auf eine halbe Stunde, berichtet Obmann Florian Wernbacher.

- Marco Triller und Florian Wernbacher (v. l.) haben den Verein Kitzrettung Leoben gegründet und bieten Drohnenflüge für Landwirte vor der Mahd an, um die Kitze in Sicherheit zu bringen.
- Foto: MeinBezirk
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Der im Vorjahr gegründete Verein wird ehrenamtlich geführt. Dank Spenden konnte mittlerweile eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft und rechtzeitig zum Beginn der Mahd- und Setzzeit mit den Flügen begonnen werden. Landwirte können sich zwei bis drei Tage vor der Mahd für einen Drohnenflug anmelden. Das Angebot ist kostenlos.
"Tierschutz ist ein Grundanliegen"
Bei der Bergung ist zu beachten, dass die Jungtiere nicht direkt berührt werden, um eine Rücknahme durch die Mutter zu ermöglichen, meint Wernbacher. Das Umsetzen erfolgt mithilfe von Gras- oder Getreidebüscheln, um den menschlichen Geruch zu vermeiden. Zur Umlagerung verwenden die Kitzretter Transportkisten aus Karton, die mit frischem Gras ausgelegt werden. Das Kitz wird dann in sicherer Entfernung im Schatten abgelegt.

- Die Mähwerke werden zur Todesfalle für die Rehkitze, da sie im hohen Gras schwer zu entdecken sind.
- Foto: Pixabay/dendoktoor
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„Tierschutz ist ein Grundanliegen“, bestätigt auch Richard Judmayer, Obmann der Landwirtschafskammer Leoben. Daher appelliert er ebenso für einen guten Austausch zwischen Landwirten und Jägerschaft. Nur durch gegenseitige Unterstützung können langfristige Schutzmaßnahmen erfolgreich sein.
Breites Informationsangebot
Die Kitzrettung Leoben beschränkt sich nicht nur auf die Rettung einzelner Rehkitze. Vielmehr möchte der Verein auch das Bewusstsein für die Bedeutung des Wildtierschutzes stärken. Zur Aufklärung der Bevölkerung werden auch Schulungen und Informationsveranstaltungen organisiert. Eine große Bitte der Kitzrettung ergeht auch an die Hundehalter, gerade jetzt in der Setzzeit, die Leinenpflicht zum Schutz der Kitze unbedingt einzuhalten.
„Ziel ist natürlich, das Angebot weiter auszubauen und zusätzliches Equipment anzuschaffen“, denkt Obmann Wernbacher bereits an die Zukunft. Deshalb ist der Verein weiterhin auf Spenden angewiesen. Auch helfende Hände, die tatkräftig unterstützen möchten, sind willkommen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage.
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