Ausbau von Photovoltaik
Vorrangzone in Kammern birgt Konfliktpotenzial

Photovoltaik ist gut, aber wohin damit? In der Gemeinde Kammern stößt die vom Land ausgewiesene Vorrangzone auf Kritik. | Foto: Pixabay
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In der Gemeinde Kammern wurde eine knapp 30 Hektar große Fläche als Photovoltaik-Vorrangzone ausgewiesen. Nicht überall stoßen die Pläne vom Land Steiermark jedoch auf Wohlwollen: Die Marktgemeinde ortet etwa einen möglichen Nutzungskonflikt und erarbeitet derzeit gerade einen Kriterienkatalog für kleinere Flächen. 

KAMMERN. Um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, hat das Land Steiermark am 25. Jänner das "Sachprogramm zum Ausbau der Erneuerbaren Energie – Solarenergie" vorgelegt. Darin wurden 37 Flächen in 34 Gemeinden als sogenannte Vorrangflächen ausgewiesen und für den Photovoltaik-Ausbau reserviert. Der überwiegende Teil der PV-Vorrangzonen, die alle zwischen 10 und 45 Hektar groß sind, befindet sich im süd-östlichen des Landes. Unter Anlage 2.18 findet sich jedoch auch eine 28,29 Hektar große Fläche im Ortsteil Mötschendorf in der Gemeinde Kammern. Es handelt sich dabei um die einzige PV-Vorrangzone im Bezirk Leoben.

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Wie bei allen anderen Arealen wurde auch hier im Vorfeld eine strategische Umweltprüfung durchgeführt. Diese kam zum Ergebnis, dass negative Auswirkungen primär das Schutzgut Boden/Fläche betreffen würden, wobei hauptsächlich landwirtschaftliche Flächen beansprucht würden. "Weitere negative Wirkungen resultieren aus möglichen Blendwirkungen ins benachbarte Verkehrsnetz (Bahn, Gemeindestraßen) und in Siedlungsgebiete. Wirkungen auf die meisten anderen Schutzgüter sind aufgrund der Standortwahl nur im untergeordneten Maß zu erwarten", heißt es weiter. 

Gemeinde Kammern ortet Konfliktpotenzial

Soweit die Ausgangslage. Der Entwurf für das Sachprogramm lag nun acht Wochen lang zur Begutachtung auf. Den betroffenen Gemeinden, aber auch Privatpersonen oder Unternehmen wurde damit die Möglichkeit gegeben, etwaige Bedenken und Kritikpunkte zu äußern, bevor das Programm tatsächlich beschlossen wird. Die Marktgemeinde Kammern hat diese Gelegenheit genutzt, und eine zweiseitige Stellungnahme abgegeben, in der insbesondere auf das "hohe räumliche Konfliktpotenzial" der geplanten Vorrangzone in Mötschendorf verwiesen wird. 

Für Bürgermeister Karl Dobnigg gibt es zwei große Probleme mit den ausgewiesenen Flächen.

"Auf einem Teil des Areals ist derzeit eine bestehende Schottergrube, die bis 2034 ein Abbau- und Auffüllungsrecht hat, das heißt, dass sie die Grube mit Aushubmaterial füllen dürfen. Im Sachprogramm ist von 2030 die Rede, das kann sich daher nicht ausgehen."
Bürgermeister Karl Dobnigg

Darüber hinaus bestehe für ihn ein hohes räumliches Konfliktpotenzial: "Unter den ausgewiesenen Flächen befinden sich auch landwirtschaftliche Vorrangzonen, die wirklich gut nutzbar und ertragreich sind", so Dobnigg. Diese seien zu wertvoll, als dass sie verglast würden. Auch sei fraglich, ob die Grundbesitzer überhaupt bereit seien, ihre Flächen zu verpachten oder verkaufen. Angesichts dieser Faktoren gehe Dobnigg davon aus, dass die für eine PV-Anlage zur Verfügung stehende Fläche schlussendlich deutlich kleiner sein werde, als 28,29 Hektar. 

Kriterienkatalog in Arbeit

Dass der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden müsse, stehe für Dobnigg trotz geäußerter Kritik außer Frage. Primär im Fokus müssten jedoch Dach- und Fassadenflächen, bereits versiegelte oder vorbelastete Flächen stehen. Erst danach sollten "grüne Wiesen" herangezogen werden. In Kammern gebe es abseits jenes Gebietes in Mötschendorf zahlreiche kleinere Flächen, auf denen eine PV-Anlage denkbar wäre. Und für die Widmung dieser Flächen, sofern sie unter zehn Hektar groß sind, sei die Gemeinde zuständig, erläutert Dobnigg. Um hier klare Vorgaben zu schaffen, werde in Kammern derzeit ein Kriterienkatalog ausgearbeitet. "Wir erstellen einen Kataster, wo wir sagen, diese Flächen oder Gebiete sind nicht so ertragreich und da passt es auch in die Landschaft", führt der Bürgermeister aus. Das Ergebnis könnte bis Mitte des Jahres vorliegen.

Bürgermeister Karl Dobnigg ortet großes räumliches Konfliktpotenzial was die ausgewiesene Vorrangzone in der Gemeinde Kammern betrifft.  | Foto: Freisinger
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So geht's weiter

Und wie soll es nun mit den ausgewiesenen Vorrangzone weitergehen? Ingesamt 165 Stellungnahmen sind bis zum Ende der Frist am 23. März eingelangt. Spannend ist, dass nicht nur Kritik geäußert, sondern auch neue Flächen für eine Photovoltaiknutzung eingebracht wurden. So wurden etwa Grundstücke am Sonnberg in Kalwang sowie in den Trofaiacher Ortsteilen Gimplach und Schardorf vorgeschlagen, da diese nicht anderweitig landwirtschaftlich genutzt und den Kriterien entsprechen würden. Alle Stellungnahmen werden derzeit vertiefend und sorgfältig geprüft, damit Vorschläge gegebenenfalls in die Verordnung eingearbeitet werden können.

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