Belebung der Innenstadt
Eisenerzer auf der Suche nach der zündenden Idee

In Eisenerz wurde im Rahmen eines Wirtschaftsfrühstücks gemeinsam mit interessierten Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Wirtschaftstreibenden und der Politik diskutiert, wie man die Innenstadt beleben könnte. 

EISENERZ. Es ist kein neuer Prozess, der da am Freitag im Rahmen eines Wirtschaftsfrühstücks in Eisenerz angestoßen wurde. 2017 fiel bereits einmal der Startschuss zur Belebung der Innenstadt. Seither ist zwar einiges passiert, doch die "zündende Idee", so Bürgermeister Thomas Rauninger, die sei bislang ausgeblieben. Aus diesem Grund wurde gemeinsam mit Sigi Nerath und Vizebürgermeister Markus Pump zum Wirtschaftsfrühstück ins Museum im Alten Rathaus am Eisenerzer Bergmannsplatz geladen.

Vizebürgermeister Markus Pump, Siegfried Nerath und Bürgermeister Thomas Rauninger (v.l.) luden zum Wirtschaftsfrühstück ins Museum im Alten Rathaus.  | Foto: Klaus Pressberger
  • Vizebürgermeister Markus Pump, Siegfried Nerath und Bürgermeister Thomas Rauninger (v.l.) luden zum Wirtschaftsfrühstück ins Museum im Alten Rathaus.
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Denn – und darüber ist man sich in Eisenerz einig – nur gemeinsam mit der Bevölkerung kann etwas bewegt werden und die Stadt ihr Potenzial entfalten. Derzeit fehle es an Frequenz, es gebe viel Leerstand und viel Altbestand, teils historische Bauten, die dringend saniert gehören. Die Aufgabe der Stadtgemeinde sieht Thomas Rauninger darin, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und Wünsche, die es in der Bevölkerung gibt, mitzutragen und ihnen "Flügel zu geben". Veränderung brauche Zeit, müsse wachsen. Dazu seien viele kleinen Schritte notwendig. 

"Wir dürfen nicht davon träumen, dass der große Investor kommt und alles umkrempelt."
Thomas Rauninger, Bürgermeister von Eisenerz

Stadtschmiede zeigt vor, wie es geht

Die zahlreichen Frühstücksgäste, die sich mit Ideen und Vorschlägen in die Diskussion einbringen, zeigen, dass das Thema bewegt. Unter den Besucherinnen und Besuchern sind auch René Thaller und Sieglinde Riedl - zwei der vier Köpfe des Lenkungsgremiums der Stadtschmiede Eisenerz. Der gemeinnützige Verein fungiert als Plattform von und für Menschen, denen die Entwicklung von Eisenerz am Herzen liegt. Die Stadtschmiede greift Ideen auf, entwickelt eigene Ideen und bringt sich bei der Umsetzung von Ideen ein. "Wir sind aber auch keine Wunderwuzzis", räumt Thaller ein und Riedl ergänzt, dass die Arbeit für die Stadtschmiede in der Freizeit passiere; anfangs noch alleine, mittlerweile zum Glück mit vielen fleißigen Helferleins. Es gelte die Devise, "es kennt wer wen, der wen kennt, der wen kennt", meint Thaller. Wichtig sei auch die Kooperation mit anderen Vereinen, Netzwerken und der Stadt. 

René Thaller und Sieglinde Riedl von der Stadtschmiede Eisenerz erzählen von ihrer Idee eines Generationenwohnparks, der im ehemaligen Forum-Gebäude entstehen soll.  | Foto: Klaus Pressberger
  • René Thaller und Sieglinde Riedl von der Stadtschmiede Eisenerz erzählen von ihrer Idee eines Generationenwohnparks, der im ehemaligen Forum-Gebäude entstehen soll.
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So konnten bereits viele kleine und weniger kleine Ideen umgesetzt werden. Auch an der Entwicklung eines großen Projekts, das unter dem Namen "FÜMINE" (Füreinander, Miteinander, Nebeneinander) laufe, arbeite man bei der Stadtschmiede mit Hochdruck. Es handelt sich um die Idee eines Generationenwohnparks für Alt und Jung, der im ehemaligen Forum-Gebäude entstehen soll und "Eintrittstor in die Innenstadt" sein soll. Im Rahmen einer architektonische Machbarkeitsstudie wurde dem Projekt bereits ein positives Zeugnis ausgestellt, nun sei man auf Investorensuche, lässt Thaller wissen. 

Zuerst die Idee, dann das Investment

Apropos Investor: Unter den Gästen befindet sich auch Matthias Zitzenbacher, der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Leoben-Bruck. Als Bankenvertreter begleite er laut eigenen Angaben zahlreiche Stadtentwicklungsprozesse in der Region, wie jenen in Bruck an der Mur oder Kapfenberg. Was es brauche, sei eine Gemeinde, die Projekte ermöglicht und Leute, sich trauen, Ideen umzusetzen und dranbleiben. In einem Umfeld, wo viele zusammen helfen, falle es womöglich leichter, dieses unternehmerische Risiko einzugehen. Die Bank fungiere lediglich als Darlehensgeber und könne zudem ihr Netzwerk und Know-how zur Verfügung stellen.

"Zuerst braucht es die Idee, dann kommt das Investment."
Matthias Zitzenbacher, der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Leoben-Bruck 

Auch andere Gäste mischen sich mit Ideen in die Diskussion ein. Für Alexander Sumnitsch, den Leiter der WKO Steiermark Regionalstelle Leoben, hat die Renovierung und Belebung der Altstadt-Gebäude oberste Priorität. Einen möglichen Ansatz sieht er in der Einrichtung von sogenannten Coworking-Spaces und verweist auf ein entsprechendes Förderprogramm des Landes Steiermark. Doch auch kleinere Ideen finden Gehör: Eine Teilnehmerin erinnert sich etwa an den Besuch einer italienischen Kleinstadt, die vom Gebäudebestand mit Eisenerz vergleichbar sei. "Zum Teil waren das Ruinen, aber vor jedem Gebäude standen Blumen. Da haben mich die Ruinen gar nicht gestört", erzählt sie. Alt könne auch charmant sein. 

Zahlreiche Gäste folgten der Einladung zum Wirtschaftsfrühstück, um gemeinsam über die weitere Entwicklung der Stadt Eisenerz zu reden. | Foto: Klaus Pressberger
  • Zahlreiche Gäste folgten der Einladung zum Wirtschaftsfrühstück, um gemeinsam über die weitere Entwicklung der Stadt Eisenerz zu reden.
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Was kann ich für meine Stadt tun

Hier hakt Bürgermeister Thomas Rauninger ein, der auch die Privaten in der Verantwortung sieht. Oft würden Projekte am Widerstand der Eigentümerinnen und Eigentümer scheitern. Was er bei vielen vermisse, sei der Stolz "für unsere Stadt". Dabei gäbe es vieles, auf das die Eisenerzerinnen und Eisenerzer stolz sein könnten. Eisenerz sei Sportstadt, Museumsstadt, Stadt toller Unternehmen und des Waldes, führt in diesem Zusammenhang Pump aus. Gemeinderat Gerhard Niederhofer betont schließlich, dass sich jede und jeder Einzelne die Frage stellen müsse, was er oder sie für die Stadt tun könne. "Das ist vielleicht nicht die große Rettung der Wirtschaft, aber ein wichtiger Baustein", meint Niederhofer und ergänzt: "Es liegt in unseren Händen, unsere Stadt liebenswert zu gestalten."

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