Drohungen und Anzeigen
Endloser Mieterstreit im Gemeindebau Miesbachgasse
Aussage gegen Aussage: Der Mieterstreit im Gemeindebau findet kein Ende. Nun soll das Gericht entscheiden.
LEOPOLDSTADT. Anzeigen, Unterschriftensammlung und eine Kündigung von Wiener Wohnen: Bereits seit Längerem herrscht ein Mieterstreit in der Miesbachgasse. Die bz berichtete bereits vergangenes Jahr (hier nachzulesen).
Roswita Arevalo, alleinerziehende Mutter zweier Söhne, fühlt sich weiterhin von ihren Nachbarn ungerecht behandelt. Diese sprechen hingegen von Lärmbelästigung.
Verzweiflung
"Sie schmeißen mir Dreck vor die Tür. Einen Nachbar habe ich sogar dabei gesehen, mir fehlt nur das Beweisfoto", erzählt Arevalo verzweifelt. Schon seit sie eingezogen ist, hat die alleinerziehende Mutter Probleme mit den anderen Mietern.
Mittlerweile ist Arevalo mit den Nerven am Ende. "Die Nachbarn meinen, dass mein Hund den ganzen Tag bellt, aber das stimmt ja gar nicht." Auch hätten die Nachbarn ein Trampolin für die Kinder im Gemeindebau aufgestellt, aber dem Nachwuchs von Arevalo verboten, darauf zu hüpfen. "Ich habe es gemeldet, und jetzt haben sie es sowieso wegräumen müssen", sagt die Alleinerziehende. Die Nachbarn aber fühlen sich von Arevalo gestört und sammelten Unterschriften.
Aussage gegen Aussage
"Ich wohne seit 61 Jahren da und habe noch nie mit jemandem Streit gehabt. Wir helfen uns alle gegenseitig", erzählt Herr Foucek. Doch mit Arevalo habe auch er Probleme. "Ich wollte den Kindern eine Freude machen und hab ein Trampolin aufgestellt. Aber ihre Kinder wollten nicht mit den anderen am Trampolin spielen." Daraufhin habe Arevalo gesagt, Foucek hätte es ihnen nicht erlaubt. "Aber wieso sollte ich das tun? Kind ist Kind!", sagt der Leopoldstädter kopfschüttelnd.
"Ununterbrochen bekommen wir von ihr Anzeigen. Dabei ist Arevalo schon ortsbekannt", erzählt Frau Foucek. Doch die Alleinerziehende sieht alles ganz anders. "Ich will einfach nur Gerechtigkeit", sagt sie und zeigt einen Zettel mit Drohungen eines Nachbarn. Diesen habe sie bekommen, nachdem ihr Hund angeblich in den Aufzug gemacht hatte. "Die wollen mich rausekeln. Ich hab Angst, dass es eskaliert", so Arevalo.
Das Gericht entscheidet
Wiener Wohnen hat der zweifachen Mutter vergangenen Sommer den Mietvertrag gekündigt. Doch Arevalo hat Berufung gegen das gerichtliche Urteil eingelegt. Aufgrund des laufenden Verfahren greife Wiener Wohnen nicht in den Mieterstreit ein. Schließlich habe "das Gericht in erster Instanz die Rechtmäßigkeit der Kündigung mit seinem Urteil bestätigt", heißt es von Wiener Wohnen.
"Der Fall ist aber nicht aussichtslos", erklärt Peter Nemeth, Experte für Miet- und Wohnfragen. Beim Kündigungsgrund "unleidliches Verhalten", was rücksichtloses oder ungehöriges Verhalten bedeutet, wird normalerweise ein Delogiertermin vereinbart. Dennoch sei noch nicht alles verloren. "Solche Fälle werden immer individuell behandelt. Man kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, wie das Gericht entscheidet", sagt Nemeth. Das endgültige Urteil soll in den nächsten Wochen fallen.
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