Buch über historische Verbindungen: Als die Eisenbahn ein Netzwerk wurde
Gerhard Riedl hat ein Buch zu den Anfängen der Eisenbahn herausgebracht – mit starkem Bezug zum Ennstal.
In seinen Schilderungen legt er neben der Westbahn, der heutigen Hauptachse Österreichs, einen starken Fokus auf die Entwicklung der Nord-Südverbindung, die mit der Kronprinz-Rudolf-Bahn ab 1868 auch den Bezirk Liezen berührte. Kurz darauf entstanden die Giselabahn und die Salzkammergut-Linie.
Schwierige Verhandlungen
Die Herstellung der Bahntrasse durch das Ennstal, die Strecke Weyer-Rottenmann, war mit besonderen Strapazen verbunden. Felsformationen, Schluchten und Moore mussten überwunden werden, wobei sich viele Bauern weigerten, Gründe herzugeben. "Der ‚Strechmoar‘ war nur bereit, Gründe zu verkaufen, wenn der geplante Knoten-Bahnhof Liezen nach Selzthal verlegt werden würde", erzählt Gerhard Riedl und lässt historische Anekdoten neu aufleben.
Ähnliche Schwierigkeiten ergaben sich beim Bau der Salzkammergutbahn im Abschnitt Stainach nach Bad Ischl. "Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang ist, dass der Waffenproduzent Josef Werndl aus Steyr ab 1872 die Bahnstrecke Hieflau-Eisenerz errichtete und auch sein Kohlenrevier im Hausruck an das Bahnnetz brachte", berichtet Riedl.
Entstehung der Pyhrnbahn
Jahrzehnte wurde um eine schnelle Verbindung der Westbahn zur Adria gerungen. Bereits 1848 trat die Eisen- und Sensenindustrie des Krems- und Steyrtales für eine Bahn über den Pyhrnpass ein, um mit der ausländischen Konkurrenz mithalten zu können. Freilich zeigen die ersten Studien noch eine Überquerung des Pyhrnsattels. Laut Riedl fragte man sich noch 20 Jahre später, "warum die Gesellschaft zur Verbindung der Punkte Rottenmann und Steyr die schwierige und mit vielem Kostenaufwand auszuführende, dabei wenig produktive, Linie Gesäuse-Hieflau-Altenmarkt-Ternberg baut und nicht die Linie über den Pyhrn plante“. Erst 1892 wurde das spätere Großprojekt Pyhrnbahn von Karl Büchelen mit der Kremstalbahn-Erweiterung von Klaus nach Liezen eingeplant. 1906 wurde die Pyhrnbahn durch den Bosrucktunnel eröffnet.
Beginn der Leidenschaft
"Vor genau 20 Jahren habe ich einen zweiteiligen Buchband mit dem Titel ‚Entlang der Enns‘ herausgebracht und alle Orte von der Mündung bis zum Ursprung mit historischen Ansichtskarten geschichtlich dargestellt. Schon damals fragte ich mich: Wie kommt man auf die Idee, eine Bahn durch das felsige Ennstal zu führen?", spricht Riedl über die Idee seines neuesten Werkes.
Neben dem wirtschaftlichen Fokus zeigt das Buch auch den Drang der Menschen zu einer Freizeitgestaltung, sei es durch die alpine Welt oder Reisen an die Adria.
Das Werk ist in Büchereien und per E-Mail (gerhard.riedl@drei.at) erhältlich.
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