Erinnerungen an eine starke Frau
Landler Malerin Dorothea Weißensteiner verstorben
Dorothea Weißensteiner, bekannte Malerin und Trägerin des Ehrenrings der Gemeinde Landl, verstarb am 6. Feber 2024 im 97. Lebensjahr.
LANDL. Der Weltfrauentag ist ein guter Anlass, wichtige Lebensstationen einer Frau zu beleuchten, die konsequent ihren Weg gegangen ist: Talent und Kreativität, inneres Freiheitstreben und großer Mut zur ständigen Weiterentwicklung, keine Angst vor Konfrontationen und Beharrlichkeit aus Überzeugung bestimmten die Lebensgeschichte von Dorothea Weißensteiner.
In Bombay geboren lebte sie die ersten Jahre in Indien, übersiedelte mit ihrer Familie in die Steiermark und besuchte die Schule in Deutschlandsberg und Graz. Schon als Kind malte und zeichnete das aus einer kreativen Familie stammende Mädchen gerne und entwickelte bald eigene Formen und Ausdruckstechniken, in deren Mittelpunkt stets die Verbundenheit zur Natur stand.
“Ich liebe die Erde. Aus ihr strömt die Kraft, die wir Menschen brauchen. Wir sollen ihr das zurückgeben, was sie uns täglich bietet.”
Dorothea Weißensteiner
1947 führte ihre erste Anstellung als Handarbeitslehrerin ins steirische Ennstal nach Landl, wo sie mit ihrem Mann und drei Kindern ihren Lebensmittelpunkt fand.
Es bedurfte jeder Menge Überzeugungskraft und intensiver Liebe zum Kunstschaffen, um im Schulalltag der 60er- und 70er-Jahre ihre anvertrauten Schülerinnen und Schüler mit selbstgewebten Werkstücken oder bunt bemalten Steinen aus dem konservativ praktischen Denken zu lösen und das Herz für die bildende Kunst zu öffnen.
Leuchtend rote Haare
Oft stieß die Künstlerin auf Unverständnis und Berührungsängste, eine auffallende Persönlichkeit mit flippigen Kleidungsstil und leuchtend roten Haaren, die mit ihren Aquarellen, Grafiken und Hinterglasbildern, Gouachen, Keramik und Gieß-Mischtechniken erdige Bilder voll Naturmaterialienohne starre Linien schuf.
Durch einen glücklichen Zufall konnte Ende des Vorjahres ein von der Künstlerin 1976 bemalter, dreiteiliger Fensterflügel der ehemaligen Volksschule in Großreifling zurückgewonnen werden, wo sie als Werk- und Handarbeitslehrerin tätig war. Der erste Teil zeigt die Landschaft rund um Großreifling mit dem Alten Kasten, Neuer Kasten, das heutige Forstmuseum Silvanum und Nikolauskirche.
Die mittlere Darstellung ist der Schuleinschreibung aus den Anfangsjahren 1876 gewidmet und das dritte Bild erinnert an die Flößerei auf der Enns, Wasserweg und Lebensaderder Region bis heute.
In über 50 Galerien und Ausstellungsräumen auf internationaler und regionaler Ebene von New York, Augsburg und Belgien bis Wien, Graz, Klagenfurt, Salzburg, Steyr, Leoben waren ihre Werke vertreten.
Fördererin der regionalen Kunst
Die reiselustige Künstlerin wurde nicht müde, das Kunstverständnis und die Begeisterung für Bildende Kunst in ihrer Heimatregion mit zahlreichen Ausstellungen rund um Landl, im Forstmuseum Silvanum, Moarhofstadl Palfau, Stadtmuseum Eisenerz, Kulturfestival St. Gallen oder Stift Admont weiterzugeben und zu fördern.
Die Wertschätzung imLeaderprojekt „Karrieren made an der Eisenstraße“ mit den Schülerinnen und Schülern der NMS Weißenbach über Persönlichkeiten aus der Region Eisenstraße machte sie stolz und gerne erzählte sie über die Entstehung ihre Bilder.
Anlässlich ihres 90. Geburtstags würdigte das Kulturreferat der Gemeinde Landl im Rahmen der Landler Kulturtage ihre berühmte Künstlerin mit der Jubiläumsausstellung "Naturdynamik im unteren Ennstal".
Viele ihrer Bilder und Kunstwerke, Geschichten und Begegnungen bleiben als Ort der Erinnerung an eine bemerkenswerte Frau bestehen.
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